Immer wieder sintflutartige Schauer. Immer wieder Sturmböen. Der Starennistkasten ist vom Kastanienbaum gefallen. Materialermüdung. Der Holzstab, durch den die Schrauben in die Rinde getrieben wurden, einst, vor Jahren, ist morsch und der ständigen Erschütterungen in luftiger Höhe müde. Die Schrauben sitzen noch am Stamm. Der schwere Holzkasten liegt auf den Wurzeln im Gras.
Samstag, 31. Juli 2021
Freitag, 30. Juli 2021
Feuerring
Der Pazifik hingegen ist von einem Vulkangürtel umgeben, dem sogenannten Feuerring. Es ist die geologisch aktivsten Zone der Erde. Dort kommt es nicht zu seichten Sommerlandunter sondern aufgrund seismischer Erschütterungen immer wieder zu handfesten Ereignissen: See- oder Erdbeben, gefolgt von Tsunamis. Oder eben Eruptionen von flüssiger Lawa, Asche, Gasen, Gesteinen. Phreatomagnetische Eruption, heftige Dampfexplosionen bei Kontakt von Magma und Wasser. Lahare, Schlamm- und Schuttströme, pyroklastische Surges ... Nun ist auf Lembata in Indonesien der Lewotolo ausgebrochen und hat nebst allem anderen Unheil auch einen Wald in Brand gesetzt:
Donnerstag, 29. Juli 2021
Sommerlandunter
Mitten im Sommer. Windgeschwindigkeiten zwischen stark, steif und stürmisch, zwischen 6, 7 und 8 Beaufort. Tagsüber immer wieder Warnung vor Böen, Starkregen und Gewittern. Dazwischen Sonnenschein und schwüle Hitze. Ein ziemlich unerträgliches Gemisch. Herr Caruso ist der beste Wetterfrosch. Wenn er gar nicht vor die Tür will, sich am Nachmittag sogar auf mein Bett unters Dach zurückzieht, dann ist nicht gut Kirschen essen. In einer Regenpause ernte ich Blutpflaumen. Noch ziemlich sauer. Aber der Sturm holt sie vom Baum und der Regen peitscht sie auf. Und in der nächsten Pause muss ich dringend meine dicken Freilandtomatenstauden retten. Auch so geht der Tag um. Natürlich ohne Ausflug an und in die Nordsee. Sie ist auf dem Weg zu mir, läuft einen Meter über Normal auf. Sommerlandunter auf den Halligen.
Mittwoch, 28. Juli 2021
Buchenwald
Auch schützenswerte alte Schweizer Buchenwälder gehören neu zum Weltnaturerbe. Die Buchen am Solothurner Bettlachstock und die Buchen im Tessiner Valle di Lodano. Lob der Bäume!
Aber Buchenwald ist ein zwiespältiges Wort, jedenfalls für mich, in allen grammatischen Geschlechtern. Der Buchenwald in den Karpaten (gehört mit dem transnationalen Buchenurwald auch der Unesco). Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg (das nur durch ein im Bauhausstil gestaltetes Tor mit der Inschrift "Jedem das Seine" betreten werden konnte). Die Gedenkstätte Buchenwald.
Die Buchen am Bettlachberg sind bis zu 200 Jahre alt. Sie wachsen weitgehend unbeeinträchtigt in einem kantonalen Naturreservat. Die Buchen im Tessin hingegen sind behütet von den Seitenarmen des Maggiatals. Schön, nicht? In der Begründung der Unesco heißt es (sinngemäß und stichwortartig): relativ ungestörte ("undisturbed"), komplexe Buchenwälder, die ein breites Spektrum ökologischer Muster und Prozesse unter einer Vielzahl von Umweltbedingungen offenbaren. Auch diese Bäume hab ich schon in natura bewundert!
Dienstag, 27. Juli 2021
Quanzhou
Quanzhou - eine Stadt am Meer. Eine Quellenstadt. Eine Mündungsstadt. Eine Stadt an einer Meerenge. Eine Marco Polo Stadt. Eine Stadt an einer Wasserstraße. Eine Stadt an der Taiwan- oder Formosastraße, die das Ostchinesische mit dem Südchinesischen Meer verbindet. Quanzhou - nach Marco Polo "der größte Hafen im Osten". Eine Stadt auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten, seit heute oder gestern.
Quanzhou - eine Stadt, deren Name niemand ausserhalb Chinas korrekt aussprechen kann, auch ich nicht. Aber ich war schon einmal in Quanzhou, stumm wie immer in jenem Land, ließ mich herumführen und auf dem Gemüsemarkt begaffen und besuchte das Marinemuseum. Im oberen Stock tropfte es von der Decke. Daran kann ich mich noch lebhaft erinnern, als sei es gestern gewesen. Die Wasserlachen am Boden inspirierte mich zu einer kleinen literarischen Reise in das Innere. Abgesehen davon gibt es in jenem Museum die weltweit einzige und deshalb größte Sammlung chinesischer Holzschiffsmodelle.
Quanzhou - war für mich der Ausgangspunkt für eine Sammlung von Bruder-Wang-Geschichten, die, zu meiner eigenen Verblüffung - eben püfend aus der Schublade gezogen - recht umfangreich und unveröffentlicht ist.
more sea here / Meer siehe hier (Übersetzung und Rechtschreibung JA!): http://www.china.org.cn/china/2021-07/27/content_77654871.htm
Montag, 26. Juli 2021
Mondumarmen
Mondumarmenwollen hat Tradition bei den Dichtern und Denkern. Der Mond übt seine unheilvolle oder heilvolle Kraft beständig aus. Die Auswirkungen auf uns Irdische, die sogenannte "Mondsucht" ist aber allein das Resultat unserer physischen oder psychischen Disposition, der Empfänglichkeit von Seele und Leib.
Nazar Hontschar (Hončar) - ich berichtete bereits, vor 11 oder 12 Jahren im Herbst - ist beim Schwimmen gestorben. Ich dachte immer, weil das so schön zu ihm gepasst hätte, er sei ertrunken beim Versuch, den Mond zu umarmen, einsam an jenem See, in jenem verlassenen Steinbruch, in jener gottverlassenen Nähe von jenem Užgorod (Uschgorod), das seinen Namen von dem Fluss Už (Usch) hat, der natürlich vor den über Hunderttausend Užgoroderinnen und Užgoroder dort sein geschlängeltes Bett bezog, von der karpatischen Wasserscheide herab, in jenem Transkarpatien, jenem Zwischenland, einem Dreieck zwischen der Ukraine, Ungarn und der Slowakei. Direkt an der slowakischen Grenze wohl, wo auch die Už das eine Land verlässt und ins andere hineinfließt, träge und schwer auf dem Weg zur Donau und ans Schwarze Meer, direkt an dieser Grenze wollte Nazar einfach nur schwimmen. Sich abkühlen, erholen, ausruhen. For ever young!
Den Mond konnte Nazar an jenem frühen Abend oder späten Nachmittag nicht sehen, denn es war heiß und der Himmel fahl, vollkommen farblos im Tageslicht. Das Unglück nahm seinen unsichtbaren Lauf. Der Mond befand sich in seiner allerletzten abnehmenden Phase. Drei Tage vor Neumond, am 21. Mai 2009, versagte Nazars Herz plötzlich.
Erst nach seinem Tod diagnostizierten die Ärzte eine ischämische Kardiomyopathie.
Ich weiß nicht, warum ich gerade heute an Nazar denken muss.
postscriptum nun (10:01 Uhr) weiß ich es: für Sigi, unseren besten Tenor!
Sonntag, 25. Juli 2021
Springtide
Am Nachmittag stapeln sich die Badelustigen am Deich. Und in der Meldorfer Bucht. An den Badetreppen. Vor den Duschen. Es fügt sich gerade alles zum Besten: Wetter, Wochenende, Wasserstand. Die Springverzögerung beschert uns fast doppelt soviel Badezeit wie beim durchschnittlich mittleren Hochwasser. Fast ein Halber Meter höher auflaufendes Wasser bedeutet eine zusätzliche Stunde vor dem Erreichen des Scheitelpunktes sowie eine danach. Zeit ist relativ - so wie alles andere auch - am Wattenmeer. Sie kann schnell oder langsam laufen, schneller oder langsamer, je nach der hin- und herbewegten Masse. Schwerstarbeit.
Samstag, 24. Juli 2021
Vollmond
Ausgerechnet mit einer Übersetzerin (aus dem Arabischen!) und einem Flötenschnitzer stehe ich am Deich. Wir wollten den Sonnenuntergang sehen und befinden uns unverhofft mitten im Mondnachtgeschehen. Wir warten auf das Wasser. Li Bai soll 762 nChr ertrunken sein beim Versuch, den Mond bzw sein Spiegelbild im Wasser eines Flusses zu umarmen. Eine schöne Legende! Und wir sind weit davon entfernt, unsere Nachtgedanken so unsterblich schön und unübersetzbar zu verdichten:
靜夜思
床前明月光
疑是地上霜
舉頭望明月
低頭思故鄉
(mit Dank an den Sinologen)
Nachtgedanken
Zu meiner Lagerstätte scheint licht der Mond herein,
bedeckt mit fahlem Glanze wie kalter Reif den Rain.
Ich heb das Haupt und blicke empor zum lichten Mond,
drauf laß ich’s wieder sinken und denk der Heimat mein.
[Ü Wilhelm Grube]
oder
Mondlicht vor mein Bett
scheint wie Frost herab.
Heb' den Blick zu ihm,
sink' in Heimat ein.
[Ü Daniel Roth]
oder
Vor meinem Bett das Mondlicht ist so weiß,
Daß ich vermeinte, es sei Reif gefallen.
Das Haupt erhoben schau ich auf zum Monde,
Das Haupt geneigt denk ich des Heimatdorfs.
[Ü Günter Eich]
oder ???
Freitag, 23. Juli 2021
Bsuech
Nein, es ist nicht immer so, dass der Anfangskonsonant eine verkürzte Präposition, also ein eigenes Wort ist bzw wäre. Manchmal ergibt sich die Häufung der Anlaufmitlaute auch einfach durch Ausfall - oder Verschiebung - eines Vokals. Bsuech = Besuch. easy - odrrrr?
Ich habe ganz vergessen, wie das ist. Leichter Regen tagsüber erleichtert mir das Daheimbleiben und Aufräumen. Ich habe vergessen, wie das ist. Ob wir irgendwo etwas trinken oder essen können? Ob wir überhaupt uns zusammen zeigen dürfen? Mit oder ohne Ausweis, Abstand, Maske, Schminke, Test, Gruß, Handschlag, Freude, Plus und Minus, Ausflug, Anstand, Ansprache ... Ich habe ganz vergessen, wie das ist.
Schweizerdeutsch zu sprechen. Tschwätze. Oder Z'schwätze. Z'schwänze. Tschwärze. Aschwärze. Be-schwärze. Ce-Dur und so weiter und so fort.
Donnerstag, 22. Juli 2021
Tschpot
Dieses Wort hatte gerade seinen Auftritt im Chat während des Einsingens um 9. Jemand meldet sich, sie sei tschpot - ich muss kurz nachdenken, leerschlucken zwischen zwei Tönen, bis ich das begreife. Warum schweizerdeutsch so absolut unverständlich ist. Geschrieben und gesprochen. Tschpot ist eine infantile Art der Verschriftlichung. Ohne eine Ahnung von Grammatik, ohne einen Bezug zu Regeln, die die Wörter in eine Ordnung bringen, so dass eine Aussage nachvollziehbar und verständlich wird.
Schpot [besser: schpoot] = spät.
Tschpot = zu spät.
eigentlich easy
Weitersingen!
Mittwoch, 21. Juli 2021
Schweinegülle
Aber Gestank gibt es! Sämtliche Dithmarscher Bauern, so scheint es, haben ihre Güllefässer geleert. Wirtschaftsdünger auf die Felder ausgebracht, Schwemmmist, Dick- oder Dünngülle, Flüssigmist verspritzt. Es stinkt zum Himmel! Immer noch! Ich konnte nicht draußen schlafen, mir wurde übel und ich schloss alle Fenster in der Nacht.
Am Deich gähnende Leere. Frischer Wind. Endlich kann ich wieder atmen. Und schwimmen.
Dienstag, 20. Juli 2021
Der schwarze Mann
Ich bin der schwarze Mann, sagt der schwarze Mann, als ich ihm auf sein Klingeln hin die Tür öffne. Neben ihm steht ein zweiter, langer, dünner - auch schwarzer Mann. Schwarz meint die Kleidung. Denn beide sind beileibe nicht black people, oder wie man die heute politisch korrekt benennt. Nicht einmal coloured. Sondern Ur-Dithmarscher. Mit leichtem Nordseeteint (= rote Wangen, rote Nase). Schornsteinfeger. Mit Lehrling. Bei meiner hightec-Anlage machen sie sich nicht einmal die Hände schwarz. Denn so etwas wie Ruß gibt es in meinem Haus nicht.
Montag, 19. Juli 2021
Herbst
Auch die Jahreszeiten wechseln neuerdings in flottem Tempo. Kürzlich noch Hochsommer am Wattenmeer. Jetzt schon wieder Früh- oder Spätherbst. Aber milde. Bei uns haben alle trockene Füße. Manche sogar kalte. Sogar die Meldorfer Bucht bleibt den ganzen Tag wasserfreio, zwischen der Morgentide und der Abendtide.
Sonntag, 18. Juli 2021
Rochade
Niemand soll jemals zurückschauen. Der Blick zurück wurde schon Lots namenloser Frau zum Verhängnis. Aber: vor zwei Wochen genau schoss mir zum ersten Mal die Frage durchs Hirn, wie eigentlich Tragödien andernorts enden - werden oder können. Ein Blitz der Nicht-Erkenntnis! Something is rotten ...
Nun also auch ein dämlich grinsender MP und KK in Personalunion im Katastrophengebiet. Und fernab in einem Fernsehstudio mit trockenen Füßen ein reumütiger Nicht-KK, frisch ausgeruht und sonnengebräunt aus dem Urlaub (ist er nicht eigentlich immer melancholisch gut gelaunt in der Welt unterwegs?), der bekennt, ein Buch zu schreiben, bedeute viele viele Stunden allein am Schreibtisch zu sitzen. Ich füge hinzu: Die meisten davon nachts und davon kriegt man Kopfschmerzen und eine ungesunde Blässe im Gsicht (ja: im Gsicht!). Leere Worte braucht heute niemand mehr. Also lasst uns das Unterste nach oben kehren.
Ich fahre zum Abendhochwasser. Nipptide im Zeichen des zunehmenden Mondes. Noch rollen mit dem starken Westwind kräftige Wellen auf ... in the state of.
Samstag, 17. Juli 2021
Hocke
Ich hab die Hecke immer noch in den Knochen. Im Rücken. Im Kreuz. Das Kreuz mit dem Kreuz. Keine Hexe! Unzählige Mücken haben mich gebissen. Nicht in der Nacht, sondern am Tag. Am späten Nachmittag, als ich im Schatten der Samenfäden verlierenden Edelkastanie in der Hocke aufräumte, Reste schönschnitt und einsammelte. Die Biodiversität in meinem bescheidenen Garten ist hervorragend. Ich fahre ans Wasser, obwohl ich todmüde bin. Auf dem Heimweg werde ich den Wind im Rücken haben. Und später unter Sternen herrlich schlafen.
Freitag, 16. Juli 2021
Hecke
Wir schneiden die Hecke. Wieder rund und unregelmäßig. Am Mittag sind wir bereits fertig. Ungewöhnlich. Wieder werde ich angesprochen. Warum? Wieder hält ein Auto. Der Fahrer fragt, ob das für die Vögel von Vorteil sei. Ich bejahe. Und nicke heftig und dankbar mit dem heißen Kopf. Die Sonne brennt. Endlich eine plausible Erklärung! Natürlich wollen die Nist-, Brut- und Zugvögel keine mit der Wasserwaage austarierte, über 55 Meter schnurgerade verlaufende Ligusterhecke an einer relativ unbelebten Straßenecke in der norddeutschen Provinz.
Donnerstag, 15. Juli 2021
Felsengrund
Endlich und nur sanft. Regen in der Nacht. Immerhin so viel, dass in der Früh ein Kater tropfnass von seinen Streif(-Beute-)zügen heimkommt und kein Frühstück verlangt.
Anderswo ist das anders. Die Bibel - nicht die Tageslosung! - sagt: "Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am
Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund
gebaut ist." (Mt 7:25)
In der Meldorfer Bucht läuft das Wasser erst zum Abend auf. Viel Wind. Ungehalten. Der Wattboden ist weich, nachgiebig und ungewöhnlich warm. Kein Felsengrund weit und breit!
Mittwoch, 14. Juli 2021
Außertropisch
Ich schlafe zum ersten Mal im Schlafsack light draußen. Ich besitze einen outdoor-Schlafsack für arktische Temperaturen und einen für subarktische (subpolare). Und es ist mir immer noch zu heiß! Ich beobachte eine durstige Schnecke, die sich in Carusos Wassernapf zu schaffen macht. Sich gekonnt über den hohen Rand hineinlehnt und schlürft. Nun verstehe ich, warum der Kater daraus nicht mehr trinken mag! Aber immer neugierig herumschnuppert. Überall. Er spürt den Schleimspuren nach. Wo sind die Igel geblieben? Der Himmel tut sich erst weit nach Mitternacht auf. Mit einer unglaublichen Pracht. Schlafen kann ich im Angesicht dieser Sterne nicht.
Dienstag, 13. Juli 2021
Tropisch
Es ist heiß und trocken. Zu uns kommen die angekündigten Unwetter nicht. Keine Starkregenereignisse. Keine überschwemmten Keller. Keine Sturzbäche. Seit Tagen kein Tropfen Regen. Aber Starkzehrer (Baselbieter Röteli) in den Töpfen an der Südwand! Und Brandstifter im Süderholmer Moor.
Üppiges Hochwasser nur an der Meldorfer Bucht, wo es auch hingehört, inklusive Springverzögerung nach Neumond.
Montag, 12. Juli 2021
Keine Handbreit
Ich verstehe nichts von Fußball - aber soviel schon: Es braucht immer zwei. Den, der schießt oder nicht schießt. Und den, der hält oder nicht hält. Funktioniert auch mit Frauen. Genauso. Wer kennt nicht die Erzählung des Nobelpreisträgers (ja!) Handke? Die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Aus dem Jahr 1970 (ja!). Eine Art Krimi Konwickischen Ausmasses. Hat wenig mit Fußball zu tun.
Oder doch? Der Protagonist ist ein Ex-Tormann, der versteht, im Gegensatz zu mir, viel von der Sache. Der alles entscheidende Satz kommt zum Schluss (der Erzählung):
„Der Schütze lief plötzlich an. Der Tormann, der einen grellgelben
Pullover anhatte, blieb völlig unbeweglich stehen, und der
Elfmeterschütze schoss ihm den Ball in die Hände.“
Warum ziehen seit letzter Nacht alle über drei arme boys her, die ihre Elfmeter "verschossen" haben sollen? Der Torwart, von oben bis unten grellgelb ausstaffiert, hat gehalten (und trotzdem nicht begriffen)! Donnarumma! Was für ein Name. Warf sich zur richtigen Seite hin und keine Handbreit blieb zwischen dem Ball und seinen Fingern. That's it.
Sonntag, 11. Juli 2021
Eine Handbreit
Wir hatten Besuch. Wie es sich gehört am Sonntag. Die Blindschleiche schlich um die Regentonne, wahrscheinlich durstig, in der größten Mittagshitze. Schlängelte sich dann fort ins kühle Brombeergestrüpp. Herr Caruso schlief derweil im Schatten des Bambus. Und am Abend, nachdem ich vom Deich zurück war, hüpften, endlich übermütig und neugierig geworden, endlich des engen Nestlebens überdrüssig, die beiden Amselküken über den Rasen. Das dritte - oder erste, mutigste - flog gestern schon aus. Herr Caruso schlief unbeeindruckt im Schatten des Bambus.
Nun muss ich mich beeilen, an die Luft zu kommen. Herr Caruso ist längst auf Streife. Der neuen Mond zeigt sich für eine knappe Stunde am Himmel, und das in guter Gesellschaft: Venus und Mars. Der Fingernagelmond zieht, wie es sich gehört, eine Handbreit rechts an den Planeten vorbei. Gänzlich ungerührt. Und unberührt von deren Lichtwerben.
Samstag, 10. Juli 2021
Neumond
Ich bleib in meinem Bett unter dem Dach. Zu finster der Himmel im Westen. Herrr Caruso treibt sich draußen herum mit seiner Rasselbande. Weil der Mond nun "im sensiblen Wasserzeichen Krebs" stehe, lese ich, würden wir von Emotionen überschüttet, seien "näher am Wasser gebaut" (noch näher?), sollten unsere Herzenswünsche ernst nehmen und die Intuitionen sprechen lassen.
Nun denn. Das hat die Kanzlerkandidatin bereits vorgemacht. Ein Buch würde man nie alleine schreiben, verkündete sie. Nach reiflicher Überlegung und keineswegs aus dem Bauch heraus. Wo sie Recht hat, hat sie in der Tat Recht. Man schreibt nie alleine, sondern immer mit allen Geistern und Dämonen, Teufeln und Engeln, versteckt oder offen geführten Säbelhieben. Früher, als man noch mit Tinte schrieb, war das Papier durstig. Heute, am Neumond im Krebs, raten die Astrologen, mit schlechten Gewohnheiten aufzuhören. Denn: ein Buch schreibt sich vor allem nicht alleine! Wie zaubert aber eine Kandidatin, kaum gekürt, ein lupenreines Manuskript aus dem Rechner in die Auslagen der Bahnhofsbuchhandlungen? Dank Gutenberg (wohlverstanden mit einem "t").
Ich dreh mich noch einmal um in meinem Bett unter dem Dach und schlafe eine weitere Runde.
Freitag, 9. Juli 2021
Die Fehlerfreiheit
Ich bin eine Frau des Wortes. Nicht des Bildes.
Weil blogger vor längerer Zeit bereits die Rechtschreibfunktion abgeschafft hat (dafür bietet sie mein E-Mail-Programm nun kostenlos und unerwünscht an), verbockt (verscherzt?) die Frau des Wortes immer mal wieder die Fehlerfreiheit. Ganz und gar, durch und durch menschlich!
Heute: wunderbare Wellen (nicht im Bild), wunderbar warmes Wasser (nicht im Bild), wunderbar hoher Wasserstand = beginnende Springzeit (nicht im Bild), wunderbar leerer Deich (nicht im Bild), von der help-community wurde mir empfohlen, den cache zu leeren (der ist leer und nicht im Bild), die Neuerungen sind nicht auf meinem Mist gewachsen (nicht im Bild), wunderbar kalter Wind = schlottern wie im November (nicht im Bild). Interessante Wolkenformation über Friedrichkoogspitze (zur einen Hälfte im, zur anderen nicht im Bild)!
Donnerstag, 8. Juli 2021
reingefallen
Doch reingefallen. Ich kann das Foto im header (so heißt das hier oben), also hinter dem blog-Titel nicht mehr so einfach ersetzen wie bisher. Nun sieht es aus, wie es aussieht (bescheuert, wenn Ihr mich fragt) und ich mach mich erstmal mit meiner Joldelunder Stulle (ha!) aus dem Staub. Ans Meer. Plumps! Ins Wasser.
Mittwoch, 7. Juli 2021
reinhören
Normalerweise reden wir in den Chören davon, dass wir reinsingen - also sauber, klar, korrekt - nicht raussingen, also aus dem Takt fallen und hinein in die Pause platzen mit einem flaschen Ton. Eigentlich aber ist das Reinsingen eine Sache des Reinhörens. Wer die Töne nicht sauber hört, kann sie auch nicht sauber singen. Das hat nichts mit Hygiene oder Desinfektion zu tun, sondern nur mit Eindeutigkeit.
Weil das Magazin, für das ich mich kürzlich nachts so reinbiss, aufgrund "geringen Anzeigen-Aufkommens" nicht erscheint, jedenfalls nicht in diesem Herbst - habe ich mich, könnte man denken, umsonst reingebissen. Aber wer Ohren hat, der höre die rein wie ein Gebirgsbach plätschernde Vorsehung: Hätte mich die zuständige Redakteurin stante pede nach der Redaktionssitzung benachrichtigt (letzten Freitag), hätte ich mich dankbar zurückgelehnt. Mich befreit gefühlt von dem Schwert, das wiedereinmal über mir hing. Weil das Schwert aber weiterhin hing, kam ein kleines Wunderwerk zustande. Und weil es ein Wunderwerk ist, das die Redakteurin begeistert, wird es nun an anderer, weil prominenterer Stelle in der Tageszeitung platziert. Nicht reingefallen sondern reingesungen!
Dienstag, 6. Juli 2021
regenhören
Ich schlafe im Garten. Beim Einschlafen sehe ich Sterne am Himmel. Der Blick auf das Regenradar hat mir gezeigt, dass es gegen Morgen regnen könnte. Ich hoffe, dass ich rechtzeitig aufwache.
Ich wache auf. Um 04:28 Uhr. Von einem ganz sanften Geräusch. Kein Vogelzwitschern weckt mich mehr, weil ich mich daran gewöhnt habe. Aber einsetzender Regen berührt meine Sinnesorgane. Ein leises Klopfen kommt aus dem Universum. Auf die Erde zu. Den Rasen. Die Blätter. Noch überhaupt kein Rauschen! Und trotzdem bin ich sofort wach. Noch ehe mich ein Tropfen wirklich getroffen (genässt) hätte. Packe ich mein Schlafzeug unter den Arm und gehe zurück ins Haus.
Montag, 5. Juli 2021
reinbeißen
Da hab ich mich also endlich reingebissen, in mein Thema. Und in einer Nachtschicht einen meiner wunderbaren Texte produziert. Es klappt immer nur unter extremem Druck. Und unter höchster Konzentration. Energieintensiv. Und mit zunehmendem Alter wird es schwieriger. Alles.
Ich habe mich reingebissen. Alle Vorgaben brav erfüllt, den Abgabetermin eingehalten, die Zeichenzahl nur unwesentlich überschritten. Ich bin nicht vom Thema abgekommen und einen bunten Regenbogen geschlagen vom Anfang zum Ende und zurück.
Reingebissen. Noch einmal früh aufgestanden und die letzten Dummheiten ausgebügelt. Als ich den Kopf hebe, regnet es tatsächlich. Ich öffne das Fenster und atme tief durch. Zum Hochwasser soll es aufhören. Also fahre ich mit H. mit dem Auto zum schwimmen. Zum abkühlen.
Sonntag, 4. Juli 2021
rotten
Something is rotten in the state of Denmark - Shakespeare, Hamlet, Der Tragödie erster Aufzug. Am Schluss sind alle tot, also alles Faule (rotten) ausgerottet.
Wir dürfen gespannt sein, wie Tragödien andernorts enden.
Ich habe von der Deichtorhalle - nicht zu verwechseln mit den Deichtorhallen - eine Anfrage bekommen, eine Deichzeit zu bestreiten. Badestelle Nordermeldorf. Imbissbude hinterm Deich. Dort soll ich Kultur präsentieren. Zum Nulltarif. Oder auf eigene Kosten. Denn: ein Honorar ist nicht vorgesehen. Am Sonntag Mittag. Damit die mehr Bier und Bockwürste verkaufen. Oder Kaffee und Kuchen. Der Unterschied zu den wahren Deichtorhallen: dort werden keine Bockwürste verkauft. Aber im Budget sind - wie in vielen anderen großen Ausstellungshäusern - keine Honorare für ausstellende Künstler vorgesehen. Die Ehre allein zählt!
Ich fahre regelmässig zum Deich, auf die andere Seite des Hafens, an den FKK Strand in Elpersbüttel. Natürlich zum Nulltarif. Auf eigenes Risiko.
Something is rotten in the state of ... - Shakespeare, Hamlet, Der Tragödie erster Aufzug.
Samstag, 3. Juli 2021
Felsenbirne
Die Früchte reifen. Die Amseln hocken im Strauch. Die Amseln füttern ihre flügge gewordenen Jungvögel. Die Mutteramsel fiepst herum. Herr Caruso liegt direkt neben ihr, faul im grünen Gras und sonnt seinen schwarzen vollen Bauch. Das kümmert die Amselmutter nicht. Schreckt auch den Amselvater nicht, der seiner Amselgattin zu Hilfe eilt und nach dem ungezogenen Jungen pfeift. Schliesslich müssen die Alten die erst halbreifen Früchte selber herunterschlucken.
Beim Rasenmähen am Abend, als es endlich kühler wird, finde ich das ungezogene Jungtier. Einer der Kater, mein Herr Caruso oder der Nachbarn Herr Baron muss es erwischt haben und ihm das Genick durchgebissen.
Freitag, 2. Juli 2021
Der Elefant von Celebes
Statt Fußball. Heute in der Halbzeitspause live präsentiert vom Eu9-Quartett! Alles Nachhörenswert!
Und: in der Ausführung von Max Ernst hängt er allen Ernstes in der Tate: https://www.tate.org.uk/art/artworks/ernst-celebes-t01988
Donnerstag, 1. Juli 2021
Halbmond
Abnehmend. Halbzeit. Nippzeit. Unzeit. Der Tag ist immer noch lang und das Wetter gemischt. Der Regen setzt pünktlich zur Hochwasserzeit ein. Seit dem letzten Mal kein Schwimmen mehr!