Montag, 16. November 2020

Pusteln

Es hilft nichts. Herr Caruso muss in den Korb und im Korb aufs Fahrrad und auf dem Fahrrad mit mir zur Tierärztin. Unter Coronabedingungen. Ich mit, er ohne Maske. Er hat keine Milben. Keine Flöhe. Die Pusteln am Hinterkopf kommen vom Kratzen. Und die blutige Stelle, na ja, die sieht schlimm aus. Die Tierärztin vermutet allergiebedingtes Kratzen. Aber worauf sollte er plötzlich allergisch sein? 

Das allerschlimmste an einem Tierarztbesuch ist das Tier. Der Kater ist ausser sich und wehrt sich, wo er kann. Zur Untersuchung steckt ihn das Praxisteam in ein gepolstertes Mäntelchen. Da tut ihm nichts weh und er sieht sogar niedlich drin aus. Er hält still und lässt sich die Ohren ausleuchten. Alles gut, sauber geputzt. Kaum will die Ärztin (der Ordnung halber, vermute ich oder Coronabedingt) Fiebermessen, entwischte er ihr. Denn dazu muss sie den Reißverschluss des Polstermäntelchens hinten gerade mal einen halben Zentimeter aufmachen. Der Spalt reicht und der Kater nimmt Reißaus. Strampelt sich blitzartig frei und springt vom Behandlungstisch. Ich muss gestehen, dass mich seine Reaktion beeindruckt und dass ich insgeheim stolz bin auf dieses Raubtier! Leider ist er dann nicht zu bewegen, freiwillig wieder in den Transportkorb einzusteigen. Die Lockungen mit Leckerlis (kennt er ja schon, ist reine Hinterlist) bringen nichts. Er demoliert das halbe Sprechzimmer, springt über die Computertastatur, fegt alles vom Schreibtisch, versucht ein Fenster hochzuklettern. Die Tierärztin kommentierte sein Verhalten gelassen mit "konsequent". Da ist er schon sehr konsequent, sagt sie und: das wollte ich ihm eigentlich ersparen ... sie fängt ihn mit einem überdimensionierten Schmetterlingsnetz aus bissfestem Material ein. Er schnaubt und wütet, der dumme Kerl! Hat hat noch nicht begriffen, dass er nur in diesem Korb wieder zu mir nach Hause und an seinen Fressnapf kommt.

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