Der Lotse - die "Sozialdemokratische Zeitung für Bürgerinnen und Bürger in Meldorf und Umgebung" landet so unverlangt in meinem Briefkasten wie das Kirchenblatt. Ich gehöre weder dem einen noch dem anderen Verein an. Auf die Bitte "Keine Werbung bitte" am Briefkasten reagieren ihre Verteiler stoisch nicht. Darin unterscheiden sie sich von den Verteilern kommerzieller Werbeblättchen. Die können lesen und respektieren meinen Werbefreiheitswunsch. Nun denn. Der Lotse. In neuer, billiger (Zeitungspapier), stinkender (Druckfarbe) Aufmachung. Bringt u.a. ein "Resümée" der amtierenden Bürgermeisterin nach einem Jahr im Amt. Und was hat sie uns zu sagen? Dass sie ihr Wahlversprechen eingelöst und aus ihren Werbeplakaten Taschen habe nähen lassen. Da ist America First nix dagegen. Sie, die amtierende Meldorfer Magistratin machte nämlich Wahlkampf mit "Mehr Meldorf geht nicht". Mit dieser zweideutigen (immerhin ausgrenzenden) Aussage sollen nun die Leute für den Rest ihres Lebens einkaufen gehen? Kein Wort im "Resümée" von "bezahlbarem Wohnraum für alle", "kompostierbaren Hundebeuteln" oder "Baustellenaufsicht" (um nur einige Schlaglichter zu nennen, mit denen sie bei einer Podiumsdiskussion zusammen mit der Mitbewerberin vor der Wahl um das Amt buhlte). Alles Dinge, die man auch unter Coronbabedingungen hätte in Angriff nehmen können. Dafür die Aussage "Überhaupt ist mir der Dialog wichtig" - nach der Feststellung, dass es noch keine Bürger*innen-Sprechstunde gibt. Aber sie sei ja "viel in Meldorf unterwegs", sie "bewege sich in der Innenstadt und in den Geschäften, auch auf dem Markt". Hat die Dame kein Büro? Nichts zu tun am Schreibtisch? Sprachlich ist das Resümée eine Katastrophe, inhaltlich leer. L wie leer.
Dienstag, 24. November 2020
L wie Lotse
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