Freitag, 31. Dezember 2010

Zottiger Zuckerzimtzwerg

Der Ohrenbär bestellt die Zutaten für sein Weihnachtsgebäck sinnvollerweise beim Zottigen Zuckerzimtzwerg. Dies weiß nun der ganze Rätselnorden, denn das Adventsrätsel des NDR ist gelöst.
Auch große Leute wie wir hören den Ohrenbär - die Radiogeschichten für kleine Leute allabendlich gerne. Jahraus, jahrein. E-[erwachsene] Hörer dürfen miträtseln, müssen aber fairerweise zum A [Alter] stehen.
Schon letztes Jahr brachte mir der Briefträger am letzten Tag des Jahres Gewinnerpost vom Ohrenbär. Dieses Jahr habe ich wieder gewonnen: eine Kuschelantje. Auf dem Bild zu sehen mit Schlüter (dem gelben Fisch) auf Lignitz (dem hundertjährigen Klavier).

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Rosenkohl-Curry-Suppe mit Zimtsahne

Zimt ist kommunikationsfördernd, sagt unsere Biokiste, und liefert zum Jahresende zwei Zimtrezepte. Eines koche ich auf der Stelle:
Ein halbes Kilo Rosenkohl, ein halbes Kilo Kartoffeln putzen, schälen, Kartoffeln würfeln, in einer Schüssel mit 2 Esslöffel Curry bestäuben. Stehen lassen. Derweil Öl im Topf erhitzen, eine kleingeschnippelte Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, ein bisschen frischen Ingwer darin anschwitzen, Rosenkohl und Kartoffeln zugeben, mit 800 ml Gemüsebrühe auffüllen, weichkochen. ein paar Rosenkohlköpfe herausnehmen, den Rest pürieren. 2 EL Crème fraiche unterrühren, 1 EL Rohrohrzucker zugeben, mit Pfeffer, Salz und Muskat abschmecken. Die restlichen Rosenkohlköpfe als Einlage in die Suppe geben. 1 Becher Sahne steif schlafen. Suppe portionieren, auf jeden Teller einen Löffel Sahne geben und mit Zimt bestäuben. Schmeckt himmlisch!
Ich habe ein paar Maronen aus eigener Ernte mitgekocht, vor dem Pürieren beiseite gelegt und mit den ganzen Rosenköhlchen als Einlage auf die Teller verteilt. Schmeckt noch himmlischer!

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Rotkohlcrèmesuppe mit glasierten Maronen

Zur Feier des Tages fing ich mit der heutigen Suppe schon gestern an. Der geraspelte Rotkohl (1 kleiner Kopf) muss nämlich mit einem Apfel und einer Zwiebel, mit Wacholderbeeren, Lorbeerblättern und Gewürznelken mindestens 12 Stunden in Rotwein (eine ganze Flasche) und Rotweinessig (4 EL) marinieren. Abgedeckt und kühl gestellt.
Butter in einem großen Topf schmelzen, das abgetropfte Gemüse darin andünsten, dann Weinsud wieder dazugeben, mit 1 Liter Gemüsebrühe auffüllen und eineinhalb Stunden köcheln lassen. Dann die Suppe pürieren.
50 gr Zucker mit etwas Wasser in einem kleinen Topf karamelisieren, nacheinander 3-4 Schöpfkellen er Suppe schnell unterrühren, damit es keine Klumpen gibt. Mischung zu der Suppe geben, 250 ml Sahne einrühren und mit einigen Spritzern Balsamico abschmecken.
Maronen in Zucker karamelisieren. Suppe auf Teller verteilen, die Maronen in der Mitte platzieren, so dass sie noch zu sehen sind. Den Rest Karamell als Deko auf die Teller verteilen.

Eine aufwändige ZwischenDenTagenSuppe. Das Karamelisieren muss ich noch weiter perfektionieren.

Samstag, 25. Dezember 2010

Heller Tag

Sonne und klirrende Kälte über der Feldmark. Alle Wege führen irgendwann schnurstracks nach Meldorf. Wir wünschen warme Weihnachten!

Freitag, 24. Dezember 2010

Stille Nacht

Ich musste dem Christkind den Zugang zur blauen Tonne freischaufeln sowie deren Deckel von der Schneelast befreien. Damit das Christkind überflüssige Verpackungen unserer Umwelt gerecht entsorgen kann und nicht seine himmlischen Sphären (oder die finnischen Wälder?) damit vollmüllen muss.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Stillleben mit Papiertonne

Starker Schneefall und Schneeverwehungen verwehren mir den Zugang zur Garage und meiner Lieblingsmülltonne.
Kann sein, dass bis das Christkind kommt, vom Blau nichts mehr zu sehen ist. Der scharfe Ostwind fegt weiterhin alles pulvrige Weiß um die eine Hausecke. Und Frau Holle ...

Dienstag, 21. Dezember 2010

Sikkation

Sikkation ist eine künstliche Reifesteuerung und kommt besonders bei Kartoffeln zur Anwendung. Wochen vor der Ernte wird das Feld mit Chemikalien besprüht, die das Kartoffelkraut absterben lassen. Dadurch werden die Schalen fester und es kommt zu geringeren Schäden durch die Erntemaschinen, die Kartoffeln sind besser lagerbar, die Größe der Knollen kann reguliert werden, was wichtig ist bei der Pflanzkartoffelherstellung. Also nur ökonomische Vorteile.
Kritiker wenden ein, dass sikkierte Kartoffeln anders schmecken. Und fragen nach den Folgen für im Boden lebende Organismen. Und ob die Stoffe (das einzig von der EU zugelassene Sikkationspestizid ist Glyphosat) nicht ins Grundwasser gelangen können, beispielsweise wenn die Erntemaschinen gereinigt werden.
Die Dithmarscher Bauern winken ab. Die Sikkation mache gerade bei den häufig nassen Böden am Wattenmeer die Ernte einfacher, denn sie entferne größere Blätter und Unkraut an den Pflanzen. Und: mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln gehe man verantwortungsbewusst um. Sikkationsmittel würden nur auf die grünen Pflanzenteile der Kartoffel wirken, also nicht auf die Knolle, die wir essen. Außerdem: waschen würden sie Erntemaschinen nie.

Montag, 20. Dezember 2010

N Y L O N

Vor 75 Jahren wurde das Nylongarn erfunden. Nylon war die erste synthetische Faser, die vollkommen synthetisch hergestellt wurde. Nämlich aus Kohlenstoff, Wasser und Luft. Chemisch: Polyhexamethylenadipinsäureamid. Unaussprechlich für die Nylonstrumpfträgerinnen. No-Run war eine der Alternativen. Es sollte ein griffiger Name sein und verheißen: Keine Rennerei mehr (von Laufmaschen, nicht Füßen). Aber die Hersteller fürchteten gerichtliche Auseinandersetzungen, falls no run sich nicht bewährte. Also erfolgte die Metamorphose von Norun über Nuron, Niron bis Nylon.
Angeblich soll Nylon auch nichts mit NY-LON (der Abkürzung für ein Lebensgefühl, das sich zwischen New York und London abspielt) zu tun haben. Auch die Schadenfreude, die der Nylon-Erfinder Wallace Carothers empfunden haben mag, als er endlich das Konkurrenzprodukt zur japanischen Kunstseide auf den Markt werfen konnte, ist nicht verbürgt. Denn die Faser erhielt den Namen N-Y-L-O-N (Now, You Lousy Old Nipponites! Oder alternativ: Now, You Look Old Nippon!) erst nach Carothers' Tod.
Übrigens wurde Nylon zuerst nur für Zahnbürsten verwendet und hatte keine Berührung mit Damenbeinen.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Wicki 2

Das Klappmützenrobbenmädchen ist wohlauf. Es hat keine Staupe und durfte von der Quarantänestation ins Aufzuchtbecken umziehen. Dort treiben, dem Winter in Dithmarschen sei Dank, Eisschollen und nehmen der Klappmütze im Jungtierfell das Heimweh.
Immer wieder Sonntags kann Wicki jetzt besucht und besichtigt werden. Allerdings nur um 11 Uhr und 14.30 Uhr, und nur über die Kameras vom Aussichtsturm oder durch die Fenster des Informationszentrums der Seehundstation in Friedrichskoog.

Samstag, 18. Dezember 2010

Der Wutbürger

Der Wutbürger ist das Wort des Jahres 2010, teilt die Gesellschaft für deutsche Sprache mit. Die Auszeichnung begründet die Gesellschaft so: der Wutbürger stehe für die Empörung in der Gesellschaft, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden.
Auf Platz 2 folgt "Stuttgart 21", auf Platz 3 "Sarrazin-Gen".
Wieder reibe ich mir verwundert die Augen. Und greife zur Schneeschaufel. Die regt zum positiven Denken an. Keines der drei topgesetzten Wörter ist für mich ein Wort. Eher eine Chiffre. Oder ein offener Geheimcode. Eine Zustandsbestimmung. Die Fiebermesseranzeige einer Gesellschaft.

Freitag, 17. Dezember 2010

Die Klimareserve

Wir sind bis über die Nasenspitzen eingeschneit. In der Zeitung lese ich, dass jedes Jahr eine Million Kubikmeter Sand an die Westküste Sylts gekippt wird. Damit die Nordsee sich diese Sandauf- oder -vorspülungen wieder abholt. Damit die Sturmflut etwas zu fressen hat, und nicht den Badegästen vor Westerland den schönen Sand unter dem Hintern wegreißt und hinterhältigerweise auf Amrum wieder an Land wirft. So wird auf Sylt der status quo erhalten: mit 6,2 Mio Euro nur für flüchtigen Sand.
An der übrigen Wattenmeerküste werden Deiche verstärkt, breiter gebaut, weniger stark geneigt, erhöht. So dass sie, wie die Umweltministerin von Schleswig-Holstein sagt, eine "Klimareserve von einem Meter beinhalten." Der Weltklimarat prognostiziert einen Meeresspiegelanstieg von ca. 3 Millimeter jährlich. Also bis zum Jahr 2100 insgesamt 20 bis 60 Zentimeter. Da wirkt ein Meter irgendwie elefantös. Außerdem, meint die Ministerin, könnten künftige Generationen, sollte die Höhe wider Erwarten nicht ausreichen, den Deichen mit wenig Aufwand noch eine "Kappe" aufsetzen. Und so "zusätzlich Sicherheit" gewinnen.
Ich reibe mir die Augen. Sicherheit? Zusätzlich? Vorsätzllich? Keuchend schaufle ich einen halben Meter Gehweg rund ums Haus frei. Wir sind bis über die Nasenspitzen eingeschneit. Mein Nachbar sagt, so etwas habe er seiner Lebtag noch nicht erlebt. Alle unsere Nachbarn leben von jeher hier.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Der Seegang

Der Seegang besteht aus Windwellen und Dünung und ist für die flachen Wattenmeerküsten schwer vorhersagbar. Neben Gezeiten, Sturmflutwasserständen und küstennahen Strömungen ist der Seegang eine weitere Eingangsgröße für Küstenschutzmessungen.
Küstenschutzmessungen werden während der Sturmflutsaison (von Oktober bis März) verstärkt. In großen Wattströmen mit mehr als zehn Metern Wassertiefe registrieren Wellenmessbojen alle Bewegungen der Wasseroberfläche. In flachen Küstenbereichen dokumentieren Sensoren den Druck der Wassersäule. Alle Geräte verfügen über einen integrierten Datenspeicher. An zwei Stationen wird zudem der Wellenauflauf direkt am Deich gemessen.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Die Vega

Die Vega ist keinesweg nur ein Stern am Himmel.
Die Vega oder Der Braune Auenboden, international Fluvic Cambisol oder verkürzt Fluvisol, ist der Boden des Jahres 2011.
Jedes Jahr findet Anfang Dezember der Weltbodentag statt, eine Initiative der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft und des Bundesverbandes Boden. Am Weltbodentag wird der Boden des Jahres für das folgende Jahr präsentiert. 2010 war der Boden des Jahres der Stadtboden, 2009 war es die Kalkmarsch.
Im nächsten Jahr sind es die Vegen, braune, fruchtbare Böden im Überflutungsbereich von Flüssen. Es gibt sie überall auf der Welt entlang großer Flusssysteme. Also am Po, am Rhein, an der Weichsel, der Donau usw. Aber auch an kleineren und mittleren Flüssen, in erosionsanfälligen Lösslandschaften oder anderen hügeligen Regionen mit Bodenverlagerung durch Wassererosion.

Dienstag, 14. Dezember 2010

business as usual

Der Schnee ist zurück. Die Kälte ist zurück. Eine eiskalte Sonne um die Mittagszeit ist zurück.
In der Gazety Wyborcza lese ich, dass Kaczyński den dritten Weltkrieg anzetteln will. In einem Interview mit "Newsweek" hatte der einsame Zwilling sich am Wochenende damit gebrüstet, dass er - im Gegensatz zum polnischen Premierminister Tusk - die Kondolenzbekundungen des russischen Premierministers Putin an der Absturzstelle in Smolensk nicht angenommen habe. Und: der britische Premierminister Cameron habe ihm zu dieser Haltung gratuliert.
Heute nun das Dementi aus London. Zwar gab es eine Begegnung Kaczyński - Cameron, bei der auch des toten Zwillingsbruders und polnischen Präsidenten gedacht wurde. Aber nix weiter. Und sofort wuchern die Spekulationen in Warschau. Kaczyński, geübter Provokateur, notorischer Lügner, wolle das nicht gerade gute Verhältnis zwischen Großbritannien und Russland weiter vergiften. Um in die Weltgeschichte einzugehen. Als internationaler Brandstifter.

Die Rolle des nationalen Brandstifters ist ihm nicht mehr gut genug ...

Montag, 13. Dezember 2010

Vor 29 Jahren ...

... verhängte General Jaruzelski über die Volksrepublik Polen das Kriegsrecht. Und ließ in den frühen Morgenstunden den einen und anderen Solidarność-Aktivisten verhaften. Unter anderen den heutigen Präsidenten der Republik Polen, Bronisław Komorowski.

Da Komorowski kürzlich alle noch lebenden Amtsvorgänger zu einem informellen Gespräch in den Präsidentenpalast geladen hatte, auch den über 80-jährigen Jaruzelski (er war der letzte militärische Herrscher der Volksrepublik und der erste demokratisch gewählte Präsident der Republik Polen), wirft ihm Oppositionsführer und "Präsidentenzwillingswitwer" Jarosław Kaczyński einmal mehr vor, Land+Leute zu verraten und mit den Russen unter einer Decke zu stecken.

Heute Abend finden wie jedes Jahr vor Jaruzelskis Villa in Warschau Kundgebungen statt. Im Umkehrschluss neu sind die Transparente: "Komorowski verhängte das Kriegsrecht".

Sonntag, 12. Dezember 2010

Aperwind

Der Sonntag hat angefangen und der Schnee ist weg. Seit gestern saust uns der Sturm um die Ohren und die Temperaturen steigen kontinuierlich. Im Glarnerland würde man vom Aperwind sprechen, aber der ist erst im Frühjahr an der Reihe. Im Tal der Linth heißt er Schneefresser, weil er den Schnee von den Hängen frisst. Ihm die Ruhe stiehlt. Ihn aufwirbelt und austrocknet.
Genau dies geschah vor meinem Fenster mit dem Schnee von gestern. Obwohl es hier weder Hügel noch Gipfel gibt.

Eigentlich ist der Aperwind einfach ein Föhnwind. Ein warmer Kopfweh- und Schneeschmelzwind. Und etymologisch geht sein Name auf lateinisch "apertus" = offen zurück. Der Aperwind hinterlässt also offene (schneefreie) Flächen unter dem Himmel. Egal ob mit oder ohne Erhebungen.

Samstag, 11. Dezember 2010

"Nichts."

In der Sonnabendstory auf NDRKultur wird Dürrenmatts Erzählung "Der Tunnel" gelesen. Aus fast aktuellem Anlass. Dürrenmatt starb am 14. Dezember 1990, also vor fast 20 Jahren. Und Dürrenmatt schrieb den "Tunnel" 1952, also vor mehr als einem halben Jahrhundert.
Der Text ist älter als wir. Und doch so jung.
Früher, als ich noch ab und zu von Basel über Olten nach Fribourg fuhr, oder später über Langenthal in die Zentralschweiz, dachte ich jedesmal an Dürrenmatts Tunnel, wenn der Zug im Baselbiet in den Tunnel durch den Unteren Hauenstein eintauchte, aus dem er erst kurz vor Olten wieder auftauchte. Fast immer war das Wetter am Ende des Tunnels schlechter als an seinem Anfang.

Im Radio heute früh um 09.00, also vor einer knappen Viertelstunde, endet der Text über eine Zugfahrt in einem Schweizerischen Eisenbahntunnel, an dem nichts besonderes ist, "außer natürlich, dass er nicht aufhört", mit der "unbarmherzigen" Antwort des Passagiers auf die Frage des Zugführers:
"Was sollen wir tun?" schrie der Zugführer durch das Tosen der ihnen entgegenschnellenden Tunnelwände hindurch ...
"Nichts" antwortete der andere unbarmherzig, ohne sein Gesicht vom tödlichen Schauspiel abzuwenden ... "Nichts."

In meinem Kopf endet der Text, seit ich ihn kenne, anders. So wie jede Zugfahrt durch den Hauenstein anders endet. An den Wortlaut kann ich mich nicht erinnern. Ich stehe auf und suche unsere Bücherregale ab. Bis ich das Ende von Dürrenmatts Erzählung schwarz auf weiß vor mir sehe: "Nichts. Gott ließ uns fallen und so stürzen wir denn auf ihn zu."

Freitag, 10. Dezember 2010

Mit 17 ...

... hat man noch Träume. Auf die Minute genau vor 17 Jahren stapften wir durch matschigen Schnee zum Warschauer Standesamt Nr. 1 und gaben uns nicht das "ja"-Wort, weder in deutsch noch in polnisch. Sondern ein sprachlich kompliziertes, ausführliches, gegenseitiges und simultan übersetztes Versprechen.
W. behauptet noch heute, "nichts" zu wissen, "nichts" verstanden zu haben.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Eisbäume

Seit gestern sind die Bäume gefroren. Am frühen Morgen ist noch einmal unglaublich viel nasser Schnee gefallen. Am frühen Nachmittag fahren wir bei unglaublich schönem Wetter nach Hamburg. Alle Bäume in Dithmarschen sind gefroren. Keiner lässt sich von der gleißenden Sonne beeindrucken. Wir kommen an und es wird dunkel. So kurz sind die Tage schon.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Wicki, das Klappmützenrobbenmächen

Eine etwa einjährige arktische Klappmützenrobbe wird derzeit im Quarantänebecken der Seehundstation in Friedrichskoog aufgepäppelt. Das junge Weibchen hat sich, niemand weiß warum, aus dem nördlichen Eismeer ins nordfriesische Wattenmeer verirrt. Vor Föhr wurde die einsame Dame vom ablaufenden Wasser überrascht. So etwas gibt es bei ihr zu Hause nicht. Zudem hatte offenbar jemand versucht, sie ins Wasser zurückzutreiben. Auch so etwas gibt es bei ihr zu Hause nicht. Rabiate Menschen. Da sie wahrscheinlich den Worten des Mannes nicht glauben wollte, griff der zum Stock.
Dann schickte man einen Seehundjäger los und der brachte das erschöpfte Jungtier in die Station Dagebüll. Der dortige Tierarzt schloss zwar eine Schädelverletzung aus, empfahl jedoch aufgrund des schlechten Zustandes des Sorgenkindes eine Verlegung nach Friedrichskoog.
Sie hat bereits einen Kosenamen bekommen: Wicki. Sobald Wicki sich erholt hat, wird Wicki wieder ausgewildert. Den Wulst auf Stirn und Nase, der dieser Robbenart den winterlichen Klappmützennamen verliehen haben, kann man in Friedrichskoog leider nicht bewundern. Nur Männchen entwickeln den Wulst, denn nur Männchen brauchen etwas Aufblasbares für ihr Liebeswerben. Sie blasen den Wulst auf der Nase auf wie einen Luftballon, um die Weibchen zu beeindrucken. Oder um Nebenbuhler zu vertreiben.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Winterlist

Ich wollte bloß Äpfel holen in der ganzen Garage. Zwei waren frisch angebissen.
Ich wundere mich nicht. Und räume gedankenlos, wenn ich schon hier stehe, endlich die Kiste mit Schwiegervaters Zimmermannswerkzeug weg, die ich kürzlich am Boden hatte stehen lassen. Ich hatte eine seiner Holzraspeln gebraucht. Und dann kam der Baumfäller und ich musste in Eile das Bambuswindspiel vom Vogelbeerbaum herunter holen und legte es kurzerhand auf die Zimmermannswerkzeugkiste am Boden.
Bevor ich also die Kiste an ihren Platz hieven kann, muss ich das Windspiel hochheben. Aus den einzelnen Bambusröhren rieseln meine getrockneten Kürbiskerne vom letzten Jahr, die ich im Frühjahr nicht in die Erde gesetzt hatte. Nun wundere ich mich. Zuerst über das Geräusch, dann über die Bescherung am Boden. Von wegen Nikolaus, Stiefel vor der Tür, Überraschungseier. Die Kürbiskerne (ich habe immer Unmengen davon) lagen seit dem letzten Herbst in einer Plastikschale auf dem Weinregal, das wir vom Vorbesitzer geerbt haben und seither zweckentfremden. Die Schale ist leer. Das ist doch sehr verwunderlich. Denke ich plötzlich laut. Auch die diversen kleinen Blumentöpfchen, in denen ich diverse Samen aus dem Garten gesammelt und im ehemaligen Weinregal zum Trocknen aufgebahrt hatte, sind leer. Wunder über Wunder im Winter. Jemand hat nicht nur unsere Äpfel angeknabbert, sondern Hamsterverstecke angelegt. Wo allerdings die Malven-, Mohn- oder Wickensamen hingekommen sind, sehe ich auf den ersten Blick nicht.
Welches hungrige Tier am Wattenmeer ist so klein, dass es bei geschlossenen Türen und Toren in unsere Garage hineinkommt - und wieder hinaus, oder hockt es vielleicht irgendwo unter den Gartenstühlen, den Liegestühlen, den Gartentischen, zwischen der Gartengrillkohle oder hinter den alten Fahrrädern, dem Rasenmäher, dem Vertikutierer, und beobachtet still mein Wundern?
Welches hungrige kleine Tier am Wattenmeer ist so schlau, getrocknete Kürbiskerne in Bambusröhren zu verstecken?
Auf einem Weinregal herumliegende Äpfel anzubeißen, ist keine große Kunst. Die würde ich jeder grauen Wühlmaus zutrauen.
Aber Kürbiskerne von eben diesem Regal von Menschenbrusthöhe herunterzuholen, keinerlei verräterische Spuren zu hinterlassen, sie in den einzelnen Holzröhren eines mächtigen Bambuswindspiels zu verstauen, das nicht mehr im Sturm am Baum klappert, sondern vollkommen unnütz auf einer Kiste voller Zimmermannswerkzeug am Boden einer ganzen Garage liegt, in der trotzdem kein Platz mehr für ein Auto ist ...

Montag, 6. Dezember 2010

Blitzeis

Die Welt am Wattenmeer ist spiegelglatt. Über Nacht ist alles gefroren. Mein Achillessehnengeplagter Professor hat einen Termin beim Chirurgen und zerbricht sich nun den Kopf, wie er mit heilen Knochen an die Oesterstraße kommen soll. Sogar Nikolaus weigert sich heute, seinen Dienst anzutreten.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Frühlingsgefühle

In der Nacht fiel nochmals soviel Schnee, dass ich ihm nicht mehr Herr werde. Gegen Mittag fängt es an zu regnen und zu tauen. Es tropft von allen Seiten, aus allen Richtungen. In der Dämmerung schaufle ich einen Kanal frei zu den zwei Gullys, den einen bei den kahlen Ahornbäumen, den andern an der Ecke unseres Eckgrundstücks. Damit das Wasser ablaufen kann, eh es wieder gefriert. Und laufe dann selbst mit dem Salzeimer in der Hand den Bürgersteig auf und wieder ab.

Samstag, 4. Dezember 2010

Schneedach 6

Weil's so schön ist und ich wieder einen Schritt nach draußen wage: Unser Schneedach zum Sechsten!
Der blanke Himmel trügt.
Für den Abend sind weitere Schneefälle, Schneestürme, Schneeverwehungen, Windböen mit Geschwindigkeiten bis 70 km/h (Bft 8) aus Südwest bis Süd angesagt.

Freitag, 3. Dezember 2010

Herbstfrüchte

Wir sind eingeschneit. Schnaufend, schwitzend schaufle ich die paar Meter von der Haustür bis zum blauen Gartentor frei. Nur für den Briefträger. Heute beneide ich ihn nicht. Der Professor hat von der letzten Dienstreise wandernde Schmerzen in Wade und Ferse (Achillodynie) mitgebracht. Auch ihn beneide ich nicht. Keiner von uns verlässt das Haus.
Ich taue eine Portion Maronen auf und rasple 2 Möhren, schneide das Innere des Wirsings klein, brate alles mit Zwiebeln und Tofu an, blanchiere derweil die großen Wirsingblätter in Salzwasser, breite sie anschließend auf einem Holzbrett aus, lasse sie auskühlen, fülle sie mit der Maronen-Gemüsemasse, rolle sie auf, lege sie behutsam wie rohe Eier in eine gebutterte Auflaufform und schiebe sie in den Ofen neben den Kartoffelgratin, der schon eine halbe Stunde vor sich hin schmort.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Schnee in allen Stockwerken

Es schneit den ganzen Tag. Niemand wagt sich auf die Straße. Kein Hund, kein Besen, kein Handschuh. Mindestens 25 Zentimeter Neuschnee sind schon aus dem bleischweren Himmel gefallen. Das Baumhaus ist luftig, dachlos und im Winter unbewohnt. Jedes Stockwerk hat nur die Aufgabe, Schnee aufzunehmen.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

flateratelabern

Noch ein Jugendwort, das zur Auswahl stand dieses Jahr: flateratelabern. Bitte so (nicht anders, nämlich: flatratelabern) geschrieben. Noch ein eingedeutschtes Kunstwort, das mir nur wegen der unkompliziert friedlichen Koexistenz fremder Sprachen in der Schreibweise so gut gefällt. Man könnte sich nämlich auch einfach auf das Deutsche und die Deutsche Leitkultur berufen und lesen: FLATE-RATE-LABERN. Dann müsste man sich allerdings fragen, wo denn hier der Tippfehler herkommt, was für eine flate (vielleicht flaute? oder flache? faire?) Rate da gemeint ist. Statt neudeutsch stotternd sich die Zunge zu brechen: FLÄT-REIT-LABERN. Labern ist klar wie Kloßbrühe. Aber der Rest? Umsonst und draußen. Quasseln ohn' Unterlass. Quasseln ohn' Punkt und Komma.