Samstag, 2. März 2024

ProbeProben

Ich taumle buchstäblich nach Hause. 3 ProbeProben hintereinander. Am ersten sonnigen Nachmittag des Jahres. 1 Bewerber und 2 Bewerberinnen für die Nachfolge der Kantorin, die bereits im Oktober gegangen ist. Danach hatten wir das Weihnachtsoratorium mit dem ersten Vertreter (ihrem Vorgänger, dem emeritierten KMD) einstudiert und mit bravour aufgeführt, und jetzt proben wir bis Mai mit dem zweiten Vertreter, dem sogenannten Vakanzvertreter (dem blutjungen Nordfriesen, der leider sein Studium noch nicht abgeschlossen hat und sich deswegen nicht auf die Stelle bewerben kann) den Messiah in english. Der Nordfriese, der nichts zu verlieren hat, bringt uns endlich Disziplin bei! Trotzdem sind wir so begeistert von ihm, dass ein routiniert-behäbiger Mittfünfziger uns mit nichts, aber auch gar nichts beeindrucken kann. Der macht das zwar mit links, aber eben nur mit links. Die Zweite ist eine Süditalienierin. Oooho! Und die Dritte hat erfahrungsgemäß den schwersten Stand. Denn wir haben alle keine Lust mehr. Keine Luft mehr. Die Pausen werden uns immer mehr beschnitten, das Geplapper davor dauert immer länger. Und dann nocheinmal alles wie gehabt von vorn. Einsingen. Armwedeln. Abklopfen. Herumproben. Hinsetzen. Aufstehen. Takt sowieso und nun mal acapella ... und wieviel Zeit bleibt überhaupt noch?

Ich taumle nach Hause. Nach kurzem Umweg ins Wohnzimmer meines Schiedskollegen, der dort noch ein Stück Geburtstagstorte für mich bereithält. Ich taumle endlich nach Hause, in mein stummes, katerloses Haus und falle ins Bett. Mag nicht einmal das Radio anmachen. Nichts mehr hören! Um Himmels Willen! Was geht mich eigentlich die Zukunft des Meldorfer Domchors an? Was kümmert es mich, ob die Jugendkantorei "mitgenommen" oder "abgehängt" wird. Was schert mich die Inkonsequenz der Dithmarscherinnen und Dithmarscher. Meine Chorkolleginnen, diejenigen, die seit Wochen am lautesten schreien, man (die Kommission, der Ausschuss) möge bitte nicht wieder eine junge ehrgeizige Frau ins Kirchenmusikamt holen, die erstens schwanger werden könnte (das Totschlagargument unserer Sopranistinnen, die fast ausnahmslos im norddeutschen Gesundheitswesen beschäftigt sind) und zweitens womöglich höhere Ziele (höher als das WattenmeerNormalNull) verfolge, verkündeten unisono, sie würden den Proben ab Juni geschlossen fernbleiben, wenn nicht ihre Wunschkandidatin (eben die jüngste, ehrgeizigste, feurigste ...) gewählt werde! Mammamia!

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