Freitag, 15. März 2024

Fuji-san

Er spingt mich buchstäblich an aus dem Bücherregal. Der längst vergessene Fuji-san. Oder zu deutsch, laut Duden: Fudschijama. Vom Buchrücken. Beim Bücherrücken. Den kirgisischen Autor Aitmatov hat einst die "Sehnsucht nach dem richtigen Gesprächspartner" an den Fuß des Fuji-san geführt. Dort spricht er mit Daisaku Ikeda, dem Nichiren-Buddhisten. Nicht wirklich, natürlich. Aber auch nicht unwirklich. Der Text ist ein konstruierter Gedankenaustausch. Eine monströse, komlizierte Hin- und Hergeschichte, durch Sprachen, Zeiten und Landschaften. Der Fuji spielt im Text keine Rolle, höchstens als Marketingelement auf der Titelseite. Das Nachwort sagt (wieder fange ich hinten an!), dass es eine russische und eine japanische Ausgabe gibt, sowie diverse Übersetzungen in westliche Sprachen.

Ich selbst habe tatsächlich viele Gespräche mit Fuji-san geführt, meist bei klarer Sicht kurz vor Sonnenuntergang im Winter 2005. Ich stand zitternd vor Kälte auf der Dachterasse des Ninomiya-House in Tsukuba. Und er stand dort, wo er immer steht. Ruhig. Unerschütterlich. Von unseren Dialogen gibt es kein einziges aufgeschriebenes Wort.

Ich versuche vorne anzufangen. Und scheitere kläglich. Es ist ein Zeugnis längst untergegangener, überfluteter Zeiten. Sprachlicher Überfluss. Das mag der Übersetzung geschuldet sein. Ikeda ist erst letzten Herbst gestorben, Aitmatov vor 15 Jahren.

Tschingis Aitmatov / Daisaku Ikeda. Begegnung am Fudschijama. Ein Dialog. 1992.

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