Ein Wintermärchen. Beim Aufräumen ist mir ein winziger Zeitungsausschnitt in die Hand gefallen. Wenn ich den gesucht hätte, hätte ich ihn nie und nimmer gefunden. Wie die Stecknadel im Heuhaufen. Ich habe ihn aber nicht gesucht und gar nicht suchen können, da ich längst vergessen hatte, dass es ihn gibt. Genau deshalb aber hab ich ihn nun gefunden. Ein klassischer Fall von Serendip: Belohnte Absichtslosigkeit. Oder Absichtsloses Belohntsein. Gefunden habe ich eine Annonce mit eindeutigen Avancen. Vielleicht die verpasste Chance meines Lebens? Ich zitiere aus der Basler Zeitung vom 6. August 1992: "Bis heute habe ich immer nur den Schuh bekommen! Wann bekomme ich endlich das Aschenputtel?" (sic, fett gedruckt).
Ich war damals ganz am Anfang meiner Schuhaffinität. In der Chemie bedeutet Affinität etwa soviel wie die Präferenz von Atomen oder Atomgruppen, sich miteinander zu verbinden. In der Bekleidungsindustrie mag das ähnlich sein.
Der Königssohn interessierte mich wohl nicht, trotz seiner ausgesprochen literarischen Intelligenz. Sonst hätte ich sicher auf die Chiffre E 004-38967 geantwortet. Sicher ist aber heute nur, dass ich die Annonce ausgeschnitten und mit einer Büroklammer zusammen mit der Todesanzeige eines aus dem Fenster Gesprungenen in die erste Augustwoche besagten Jahres geheftet hatte - und dass ich meinen Müll gewissenhaft trenne. Nach Möglichkeit ziehe ich Büroklammern aus dem Papier heraus, das ich der blauen Tonne übergebe. Dabei fällt schon mal das eine oder andere Zettelchen daneben.
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