Sonntag, 23. Oktober 2022

Zusammenhang

Alles hängt zusammen. So wie bunte Weihnachtskugeln zusammen in einer Tanne in der guten Stube Ende Dezember hängen. Zusammenhängen mit geflochtenen Sternen, roten Äpfeln und filigranen  Bastengeln, meinetwegen. Heute fahre ich gegen den Wind nach Süden. Zum Gongkonzert von Peter Heeren in Windbergen. Wer mitkommen will, möge sich ranhalten: 15 Uhr in der Kirche Zum-Heiligen-Kreuz. 

Berichte über zeitgenössische Musik, Interviews mit noch lebenden Komponistinnen und Komponisten elektrisieren mich immer wieder. Sie irisieren nicht nur mit ihren Werken, sondern auch mit ihren Worten! Es sind diese Zeitgenossen, Musikerinnen und Musiker eben, die sich Gedanken machen darüber, welche "Geschichten" aus emotionalen, inhaltlichen, politischen oder ästhetischen Gründen für sie "lohnenswert" zu erzählen sind. In Berichten über die aktuelle Buchmesse fragt niemand nach stilistischen Umwegen oder der Bedeutung von Pausen. Dem Preisträger wird die ewig gleiche Frage nach dem zweiten Buch gestellt. Es sind aber die KomponistInnen, die spannende neue Wahrnehmungsräume schaffen. Es sind MusikerInnen, die sich fragen, was in ihrer Musik "verhandelt" (nicht behandelt!) werden kann, was Klänge bezeugen (nicht erzeugen) mögen. Es sind KomponistInnen, die Kommunikation als etwas "existenziell wichtiges" verstehen. Es sind MusikerInnen, die überall dort, wo Widerstand sich regt, auch Klänge vernehmen. Ich stehe in der Küche und schäle Maronen, verarbeite die Nüsse aus meinem eigenen Garten von meinem eigenen mächtigen Baum, eine alle Jahre wieder zeitraubende Beschäftigung. Dabei höre ich aus dem Radio vor dem Sonntagsgottesdienst und vor dem Ausflug nach Windbergen den schönen Satz: Komponieren sei "ein in Klang verhandeltes Zeichen". Und schreiben? Buchstabenmalen?

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