Mittwoch, 17. März 2021

Montag

Es ist wie ein Kratzer auf der Schallplatte. Ein Anachronismus. Ein Sprung in der Teeschale oder in der Schüssel. Wabi-Sabi bei den Japanern. Upcycling bei uns. Der Sprung in die Schüssel. Eine Maus, die vor Jahren in unserer Garage in einen großen grünen Keramikblumenübertopf gesprungen war, kam nicht wieder heraus. Ich entdeckte sie erst im Frühjahr. Völlig vertrocknet. Den Spuren nach zu urteilen, musste sie den halben Winter bis zur totalen Erschöpfung im Innern herumgesaust sein und vergeblich versucht haben, die glatten Wände hochzukommen.

Es ist schon einige Montage oder Monate her, seit ich (wer? mein Bauch? mein Hirn?) das erste Mal seismografisch erschüttert wurde. Durch eine Kleinigkeit, ein in normalen Zeiten völlig normales "halbsoschlimm", in nichtnormalen Zeiten aber ein mittelschweres Seebeben. Ich hatte eines Tages absichtslos, also ohne danach gesucht zu haben, endlich entdeckt, wo ich Glühbirnen entsorgen kann. In einem der neu entstandenen Super-Märkte an der B5 gibt es ein Rücknahmesystem nicht nur für gebrauchte Batterien. Also radelte ich eines Tages, er war tatsächlich ein Montag, denn mit guten Vorsätzen fängt immer die neue Woche an, mit meinen über die Jahre gesammelten verglühten Leuchtkörpern durch die Marschkammer auf die andere Seite der Bahnlinie. Und als ich vor dem Behältnis stand, fiel mir die erste Birne einfach aus der Hand auf den polierten Boden und zersplitterte in hunderttausend spröde Fasern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen