Serendip ist die alte, wie es heißt, wohl einst im Kreise von Seefahrern und Händlern übliche Bezeichnung für Ceylon, heute Sri Lanka. Die Insel war damals ein strategischer Knotenpunkt zwischen Vorder- und Südostasien. Ihr Name wurde stetig angepasst. Im Sanskrit heißt sie Simhaladvipa, die Inder nannten sie Singhala, Silan oder Sarandib - oder Serendib bzw Serendip, die Portugiesen Ceilão, die Niederländer und Briten Ceylon.
In die Weltliteratur kam Serendip durch das persische Märchen über die Abenteuer der drei Prinzen von Serendip (erstmals aus dem Persischen - ins Italienische - übersetzt von Cristoforo Armeno Peregrinaggio di tre giovani figliuoli del re di Serendippo, veröffentlicht in Venedig 1557), die durch ihren Scharfsinn ua ein verloren gegangenes Kamel dank seines Wesens wieder finden - es lahmt, ist halbblind, und trägt auf seinem Rücken links Honig, rechts Butter (oder umgekehrt). In den englischen Sprachraum gelangte Serendip bzw dann serendipity dank Horace Walpole, der sich am 28. Januar 1754 in einem Brief an seinen in Florenz lebenden Freund über dieses alberne Märchen ausließ. In den Französischen Sprachraum trug es Voltaire 1747 mit seiner philosophischen Erzählung Zadig ou la destinée - Histoire orientale. In der Wissenschaft intergrierte es der amerikanische Soziologe Robert K. Merton mit seinem 1945 erschienen Werk The Travels and Adventures of Serendipity. Eine deutsche Übersetzung des "albernen Märchens" gibt es mW nicht, hier steht nur die Serendipität im Fremdwörterbuch und meint so etwas wie die "glückliche und unerwartete Entdeckung von etwas Wertvollem oder Bedeutsamem, während man eigentlich etwas anderes sucht." Korrekter müsste die Definition mE heißen: während man gar nichts sucht. Belohnte Absichtlosigkeit. Als Beispiele werden angeführt: die Entdeckung Amerikas (statt des Seewegs nach Indien), die Entdeckung von Penicillin (durch die Beobachtung von Bakterien abtötenden Schimmelpilzsporen) oder der berühmten gelben Post-it-Zettelchen (durch Schaffung eines nicht ganz klebrigen Klebstoffs ...)
Auf mein Dasein am Wattenmeer übertragen bedeutet dieses kleine Weltreise folgendes: ich wollte heute endlich das Wohnzimmerfenster und die gläserne Terrassentür putzen. Dabei schien es mir vernünftiger, vorher die Regenrinne an der Südseites des Daches zu säubern, denn dabei kleckert es immer ziemlich unappetitlich. Um an die Regenrinne heranzukommen, muss ich auf die Leiter steigen. Um die Leiter aufstellen zu können, müssen Gartenbank, Gartentisch und diverse Pflanztöpfe weichen. Am Ende des sonnigen Mittags (gleich fängt es nämlich wieder an, ohn' Unterlass zu regnen) habe ich eine aufgeräumte Terrasse, abgeerntete unreife Tomaten (die auf dem Fensterbrett hinter der streifenfrei strahlenden Scheibe in der Nachbarschaft einiger Äpfel nachreifen können), entsorgtes Verdorrtes, zusammengekehrtes Staubiges, entleerte Regenrinnen auf der Süd und Nordseite des Daches (wenn ich schon die Leiter bemühe ...), sowie wie gesagt zwei wieder durchsichtige Fenster!
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