Die Tücken der Mittagsstunde oder der Kochshows. Manieriert ist nicht mariniert. Der Manierismus ist ein Kunststil. Groteske Ornamentik. Überfülle an Metaphern. Künstliche Einheit von Ungleichartigem usw. Eine Kunstepoche am Übergang von Renaissance zu Barock. Die Marinade ist das glatte Gegenteil davon, trotz eines vornehmen Hauchs der haute cuisine. Bei uns liegt die Marinade meist im Kühlregal des Supermarkts. Ich meide sie wie der Teufel das Weihwasser. Sie lullt Fleisch oder Fisch ein, verleiht Saft, Duft und Farbe, versaut aber nicht selten die Einkaufstasche, den heimischen Gartengrill sowie das Verhältnis zu den Nachbarn. Wiewohl die französische Marinade natürlich viel vornehmer klingt als die bäuerische Beize.
Der Manierismus hingegen kommt aus dem Lateinischen, wie alles Gelehrte und hat eigentlich mit manus (= die Hand) zu tun. Das Handgemachte bzw in die Hand passende. Die manière (da sind wir wieder vornehm) in Richtung Manie. Das Manierierte hat heute einen ähnlich schalen Nachgeschmack wie manche Marinade. Und das Verb manierieren gibt es gar nicht. Aktiv kann diese Kunstform nicht (mehr) betrieben werden. Das scheint irgendwie sogar logisch im 21. Jahrhundert. Sie bleibt ein Resultat der passiven (abwertenden: verächtlichen, spöttischen) Betrachtung. Seltsam, nicht? Letztlich hat das eine - der Manierismus - wie das andere - die Marinade - wenig mit Handwerk oder Kunst zu tun. Lest mal die Zutatenliste und versucht sie zu verstehen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen