Montag, 13. November 2023

filibustern

Neumond! Wie nicht anders zu erwarten. Am Himmel herrscht noch Gerechtigkeit. Laut Duden ist der Filibuster jemand, der "in seinen Aktionen einem Freibeuter oder Partisan vergleichbar" ist. Aber das, was er tut, sprachlich meine ich, filibustern nämlich, bedeutet "Zeit schinden". Etwas hinauszögern, gerade in der Politik. Etwa durch "marathonartiges Reden". Oder durch das, was der polnische Präsident gerade der ganzen Welt vorführt: den Regierungsauftrag einer Partei geben, die keine Regierung bilden kann, weil ihr 1. die Mehrheit, 2. die Freunde fehlen. 

Ich wandle nur auf den Wegen der Wörter und verstehe nicht, wie das filibustern von der hohen See in die hohen Hallen der Parlamente moderner Demokratien kommt. Angeblich über den Niederländischen vrijbuiter (= Freibeuter). Der, sagt der Duden, gehe zurück auf den mittelniederdeutschen vrībūter (= "Schiffsführer mit Vollmacht zum Kapern"), aus vrī wie frei und būte wie Beute. 

Ist denn, frage ich mich, auch Zeit eine Beute? 

Die vrībūte soll eine "freigegebene Kriegsbeute" gewesen sein. Im Krieg erbeuten die tapferen Krieger so allerhand, wie wir gerade täglich in den Nachrichten live mitverfolgen können. Aber von Zeit als Beute habe ich noch niemanden sprechen gehört. Nur von Zeit als Spiel. Im Spiel, vor allem im dreckigen, kommt Zeit vor. Als Trumpf. Böse Zungen behaupten, der filibusternde polnische Präsident verschaffe der früher oder später abtretenden Garde Zeit fürs Reinemachen. Nun nimmt der Mond wieder zu!

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