Die Sonntagsgeschichte. Das Maulbeerrot. Die Frage kam gestern Abend aus dem Radio, aus einer mich wenig anrührenden Klang-Wort-Installation. Lyrik aus Europa. Wortklanginstallation. Muss der geneigte Leser, die geneigte Leserin oder der zugeneigte Hörer, die zugeneigte Hörerin, Ovid gelesen haben, um das Rot der Früchte des Maulbeerbaums in einem Gedicht des 21. Jahrhunderts zu verstehen?
Die Frage ist doch, wieviel Poesie steckt in Ovid und wieviel Naturwissenschaft? Rot muss ja nicht immer notgedrungen Blut bedeuten. Oder unglückliche Liebe. Pyramus und Thisbe. Tod durch Tyrannen. Oder in der Evolution durch den Stärkeren. Oder in der listigen Umsetzung der Metamorphosen eines römischen Dichters einfach durch ein Missverständnis. So banal sind die Tatsachen und so hartnäckig hält sich die Legende. Die Maulbeeren sind angeblich auf der ganzen Welt rot, weil Pyramus in Babylon sein Blut den Wurzeln eines einst weiße Früchte tragenden Maulbeerbaumes gespendet hat.
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