Der erste Hitzetag ist im Anmarsch. Ich sollte meine Sommerliege vom Dachboden herunterholen. Damit ich gewappnet bin für die heißen Nächte im Garten. Sie werden bereits wieder länger. Der Mond hingegen nimmt ab, eine blasse Sichel steht am hellen Vormittag über dem Dach der Nachbarn im Süden. Der Kater hat mich angefallen, als ich sein Fell pflegen wollte. Zuerst hielt er schnurrend hin. Dann fiel er mich wie ein rasendes Raubtier an. Das altbekannte Muster. Aber über ein Jahr lang nicht mehr dagewesen. Richtig angefallen hat er mich. Krallte sich zuerst mit allen Krallen aller vier Pfoten in meine linke Hand. In der Rechten hielt ich die Bürste, da kam er nicht so richtig ran. Schlaues Raubtier. Aus dem räkelnden Liegen auf den sonnenwarmen Pflastersteinen. Schoss er hoch. Verkrallte sich im Sprung und biss zu. Böse, heftig, aggressiv. Wollte gar nicht mehr loslassen. Weder mit den Beißzähnen noch mit den Krallkrallen. Einen Moment lang hing so das ganze gutgefütterte schwarze Pelztier an meiner zarten Haut. Bis ich es anschrie und abschüttelte. Verbal davon jagte. Ich hätte den Fuß zur Hilfe nehmen sollen. Im Nachhinein ist die Frau immer klüger. Auf den Dachboden steig ich heute nun nicht mehr mit meinen zitternden Knien.
Donnerstag, 23. Juni 2022
Der zweite Sommertag
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