Samstag, 13. Februar 2021

Rot

Das Radio hat die Sonnabendstory klammheimlich abgeschafft. Und so beschäftige ich mich mit meinem Bücherregal. Ich finde das Gedicht in drei verschiedenen russischen Ausgaben. Immer gleichlautend. 

Der abab-Reim der Übersetzung entspricht dem Original, aber das ist auch fast alles. Es gibt keinen Doppelpunkt in der ersten Strophe (in der zweiten schon, aber die hab ich nicht zitiert), sondern drei Punkte jeweils am Ende von Vers zwei, drei und vier. Die Farbe rot (oder "schön", oder zeitgemäß "revolutionär") finden wir im ersten Vers, den (Vogelbeer-)Baum im zweiten, die (gefallenen) Blätter im dritten, die Geburt (des lyrischen Ichs) im vierten.

Im Original reimen sich die gefallenen Blätter auf die roten Beeren, das Geborensein des lyrischen Ichs auf das Wesen des Baums im Herbst (lodern).

в конце́ концо́в - letztendlich - stimmt an der Struktur der Strophe so gut wie gar nichts. Auch nichts an der inneren Logik. Da hilft die Aussage im Vorwort zur deutschen Ausgabe wenig, Cvetaevas Gedichte hätten lange Zeit als unübersetzbar gegolten.

Das war mein morgendlicher Ausflug in die russische Sprache. Nach dem Ausflug in die Feldmark zum Sonnenaufgang. Prickelnder Frost (-10°) und prickelndes Licht (leicht rosa).

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