Die nackte Wahrheit. Der Nacktmull soll das unansehnlichste Wesen sein, dass die Schöpfung erschaffen hat. Polnisch golec piaskowy (wörtlich etwa der Sandnackte), weil er hauptsächlich in den Wüsten Afrikas im Sand lebt und sich dort kilometerlange Gänge gräbt. Im Deutschen gehört er zur Familie der Sandgräber. Mir ist er bis eben noch nie über den Weg gelaufen. Nun aber, da Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Nacktmulle ihr soziales Leben über Sprache organisieren, und nicht wie andere, meist blinde und viel winzigere Bewohner der lichtlosen Sandkornzwischenräume über den Geruch, ist mein Interesse geweckt. Nacktmulle leben in Kolonien, sind unterwürfig und arbeitssam wie Ameisen. Eine Herrin (Königin) herrscht diktatorisch über ihre Untertanen, bestimmt die Funktion jedes Einzelnen, prägt die Sprache, das Grunzen und Quieken, und sorgt ganz allein für Nachwuchs. Nacktmulle sind "fremdenfeindlich" und brutal, wer den Dialekt ihrer Kolonie nicht spricht, wer anders artikuliert, einen anderen Akzent hat, wird verstoßen, verfolgt, umgebracht. Umgekehrt - das haben die Experimente in den Laboren gezeigt - sind Nacktmulle lernfähig. "Kuckuckskinder" - also Nacktmullwelpen aus anderen Kolonien - eignen sich die Sprache ihrer Gasteltern sofort an. Sie würden sonst nicht überleben. Manchmal zeigt die Evolution auch Nachsicht. Die Wissenschaft interessiert sich aber für die Nacktmulle nicht aus linguistischem Gründen. Sondern aus rein menschlichen. Medizinischen. Sie suchen das ewige Leben! Nacktmulle nämlich, diese potthässlichen, superfleißigen und absolut disziplinierten Kriechtiere werden bis zu 30 Jahre alt und nie krank!
Und zum neuen Tag für Friedeswida Zapateira Honorabilis die nackte Wahrheit aus der Bibel:
Du hast meine Seele vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten, dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.
Psalm 56,14
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