Am Nachmittag entlasse ich Herrn Caruso in den Garten. Aus einer Eingebung heraus. In der Rasenmähpause. Er muss auch etwas haben vom Leben, denke ich, und nicht nur auf dem Sofa liegen. Er schnuppert ausgiebig an den seltsamsten Stellen. Knabbert an den Bambusblättern. Pinkelt dort, wo Herr Rasputin auch immer gepinkelt hat. Inspiziert den Garten meiner Mieterin. Und ihre Terrasse. Das ist schließlich auch seins! Ein schlaues Tier! Erkennt auf Anhieb sein Revier. Und dann geht er - wie nicht anders zu erwarten - seines Weges. 4 Stunden vertrauensvolles Warten. Ich dünge meinen Rasen. Ich pflücke Birnen und sortiere die faulen von den nicht faulen. Ich säge zwei Äste ab. Ich fotografiere meine Edelkastanie. Ich fahre zum Sonnenuntergang in die Feldmark. Ich treffe meine Nachbarin. Die Sonne geht hinter den Wolken unter. Und bis zum Mondaufgang zu warten, ist uns zu kalt. Ich löffle zu Hause meine Suppe und räume die Küche auf. Dann klappert die Klappe und Herr Caruso hockt vor der Tür. Scheut sich noch, die Klappe wirklich zu benützen. Aber sie scheint seinen Chip erkannt zu haben, denn sie hört auf zu blinken. Wir fallen uns überglücklich virtuell oder in Gedanken in die Arme. Er beißt ja immer noch wie ein Raubtier, frisst, wird übern grünen Klee gelobt und schläft zufrieden auf dem Sofa ein. Wie ein Kind.
Heute Nacht erleuchtet uns der erste Oktobervollmond. Ende des Monats der zweite.
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