Dienstag, 13. Oktober 2020

Tierarzt

Mit Herrn Rasputin war ein Besuch bei der Tierärztin auch nicht einfach. Aber mit zunehmendem Alter hat er begriffen, dass diese Prozedur - in einen Rucksack einsteigen, auf meinem Rücken Fahrradfahren, in der Praxis aus dem Rucksack aussteigen und sich begaffen, abtasten, auch mal pieksen lassen - nur zu seinem Guten ist. Er stieg immer freiwillig in den Rucksack zurück, verkroch sich und war auf dem Heimweg zufrieden auf meinem Rücken. 

Nicht so Herr Caruso. Erstens wiegt er fast dreimal so viel wie Rasputin. Zweitens ist er ein Raubtier. Ich kaufte also gestern einen stabilen Korb, ließ mir vom Fahrradhändler meinen Fahrradkorb so weit nach hinten versetzen, dass der Katertransportkorb darin Platz findet. Drittens muss ich heute viel List anwenden, um ihn in diesen Korb zu locken. Vorsorglich habe ich ihm seit zwei Tagen Notfalltropfen unters Futter gemischt. Trotzdem faucht er mich an, als ich den Deckel zuschlage. Im Behandlungsraum springt er sofort vom Behandlungstisch. Verkriecht sich unter den Schreibtisch. In alle Ecken. Die Tierärztin verfolgt ihn auf Knien. Holt Hilfe. Die sich mit Handschuhen wappnet. Sie versuchen zu zweit herumrutschend, ihn abzulenken und zu beruhigen, so dass die Spritze gesetzt werden kann. Ich halte mich heraus. Um nicht unnötig Spannung aufzubauen. Mehr war dann nicht mehr zu machen. Der aufgeblähte Bauch bleibt aufgebläht. Die Krallen lang. Die Zähne nicht geputzt. An dem Weg zurück in den Korb führt allerdings nichts vorbei, Leckerlis, drei bezirzende Stimmen, sechs Hände, ein Handtuch, viel Fauchen und Wehren mit Bissangriffen. Zu Hause dann hat er Hunger wie immer. Tut, als ob nichts gewesen wäre. Guckt mir beim Apfelpflücken zu, nur weil jetzt eigentlich Zeit fürs Abendbrot ist. Ich muss sein Futter ab sofort um ein Drittel reduzieren. 

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