Wir stehen an der Esso-Tankstelle am Lido und warten auf das Schiff, das uns nach Certosa bringt. Wir sind sprachlos. Einen so schlechten Film haben wir beide in unserem ganzen Leben noch nie gesehen. Rotto. Chengdu nach dem Erdbeben vom letzten Jahr. Chengdu im Jahr 2029. Und Chengdu im Jahr 1976. Ein Science Fiction Film, der von insgesamt 80 Minuten (mein Reiseleiter tröstete mich im voraus, es sei ein "kurzer" Film) mindestens 30 Minuten lang Kulturrevolution vom Schönsten präsentiert. Der sein spätes Ende - wie lange können 80 Minuten sein! - endlich mit Maos Tod findet. Pünktlich um 16 Uhr. Man stelle sich einmal vor, ein Osteuropäer, egal welcher couleur, würde heute einen SF-Film drehen, der mit Stalins Tod endet. Wir sind sprachlos. Fassungslos. Stehen an einer Tankstelle in Venedig und warten auf die Vigilanza (die Wachsamkeit), das Certosa-Hausboot. Ich dachte immer, die Polen seien Weltmeister in Romantik und Kitsch, wenn es um die Bewahrung, Tradierung des Nationalstolzes geht. Aber Chinesen können alles besser (making perfect world). Sogar ein Punkrocker.
Das einzige, was der Film uns Europäern sagt: wie man richtig Tee aufgießt. Und wie man richtig matto ist.
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