Samstag, 5. September 2009

Ciclabile delle Dolomiti 2: Belluno

Nachdem wir die hier sichtbare Welt von oben eingehend betrachtet haben, steigen wir am Mittag wieder auf unsere gelben Fahrräder. Das meteorologische Wunder, das wir gestern eingefordert hatten, ist eingetroffen. Wenn auch mit Verspätung. Wir danken dem Himmel und der Erde. Ein Prachtswetter. Ein Prachtsfahrradweg. Den ganzen Tag nur abwärts, fast durchgehend auf Asphalt, durch das kurvenreiche Valle di Cadore. Fast durchgehend durch Wald. Es riecht, wie es am Wattenmeer nie riecht. Nach Tannennadeln. Wieder gibt es, nur für uns Radler, lange stillgelegte Eisenbahntunnels. Wir kommen schneller in Calalzo an, als wir denken können. Wir haben die Abzweigung zu Tizianos Geburtshaus in Pieve die Cadore verpasst, macht aber nichts. Hier hört die Bahntrasse auf, ein Fahrradweg zu sein. Der Ciclabile delle Dolomiti, an den wir uns bereits gewöhnt haben. Hier wird die Bahntrasse wieder, was sie früher war: ein Schotterbett mit Eisenbahnlinien, auf der eine reguläre Eisenbahn fährt. Es ist schon spät und es ist sehr heiß. Wir sind durch den Ausflug in den Himmel hinter die Zeit und über die Temperatur gekommen. Die Strecke bis Longarone führt einer vielbefahrenen engen Straße entlang und wird von keinem Fahrradreiseveranstalter wirklich empfohlen. Deshalb steigen wir um 16:27 Uhr in Calalzo in den Zug, die schweren Fahrräder dürfen wir über die Geleise zum binario 3 schieben. Wir überqueren im Zug bei einem Apfel und einem Stück Schüttelbrot den Fluss Piave. Wir verlassen den Zug um 17:03 Uhr in Ponte nelle Alpi. Bei fürchterlichem Lärm. Schienen werden mit einem modernen Arbeitszug verlegt. Wir flüchten. Uns erwartet der Berufsverkehr. Wir kämpfen uns über staubige Hügel durch die Vororte Safforze, Fiammoi und Cavarzanon. Wir gelangen in der Abendsonne nach Belluno. Wir sind tatsächlich auf 397 Meter über Meer angekommen. Wir suchen die Piazza dei Martiri, als primo essen wir Kürbisgnocchi, als secondo Hirsch mit Polenta. Danach falle ich todmüde ins Bett. Vor dem Hotelfenster die erste wahrhaft italienische Italianità.

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