Mittwoch, 10. April 2024

stante pede

Der Haussinologe steht stets zu Diensten! Seine Kritik ist harsch und folgt sofort - stante pede (stehenden Fußes). Mir ging es gestern nicht um den Fluss - sondern um die Hoffnung. Um die Überraschung! Die Offenheit für solches, Überraschendes. Also nicht um den trägen Fluss des Wassers, den beständigen Fall des Regens, nicht um den Fluss der Sprache, der Wörter, der Buchstaben, auch nicht um den Fluss des Übersetzens oder den Fluss des oder der Übersetzer. Den neudeutsch sogenannten flow. Natürlich wunderte ich mich insgeheim über die hucpe eines Schweizer Multiinstrumentalisten, das Dao aus dem Chinesischen zu übersetzen. Aber das war mir keine Erwähnung wert, weil weitab von Hoffnung oder Offenheit für Überraschnungen. Wie mir schien. Eher ein Werbegag. Und dagegen bin ich immun. Daran hab ich die letzten Jahre hart gearbeitet!

Nun also der Sinologe im Wortlaut - er bietet das chinesische Original sowie zwei englische Übersetzungen zum Vergleich an, zu 1 (Der Fließweg, S.15):

道可道,非常道。名可名,非常名。

The Dao that can be trodden is not the enduring and unchanging Dao.
The name that can be named is not the enduring and unchanging name.
(James Legge, most famous translation, 19 th century)

The Way that can be followed is not the eternal Way.
The name that can be named is not the eternal name. (A. Charles Mueller, 1991)

Sagst du DAO
Verschwindets
gibst du ihm einen Namen
kennst du’s schon nimmer (David Steindl-Rast & Balts Nill, 2024)

Verschwindets? Das heisst, vorher war es da?
Nimmer? Das heisst, vorher kanntest Du es?
Aus 4x3 Schriftzeichen AxA YZA BxB YZB wird 3 / 1 / 5 / 4 ohne jede Wiederholung
AU WEIA! 

Bei Laozi gibt es KEINEN Gott, das Dao ist nicht göttlich, denn das würde das Eins-Sein von allem zerstören. "Der Unterschied von Sein und Seiendem ist, wenngleich nicht ausdrücklich gewußt, latent im Dasein und seiner Existenz da ... Existenz heißt gleichsam >im Vollzug dieses Unterschiedes sein<." sagt uns doch so richtig der Herr Heidegger. Aus dieser Latenz kommen wir nicht heraus, deshalb Dao Ke Dao, Fei Chang Dao - das Dao das man kennt, kennt man nicht.

Ende Zitat. Ich kann kein Chinesisch und mich stört bei näherer Betrachtung im gepanschten Deutsch eines Benediktiner-Buddhisten sowie eines Berners tatsächlich das Graphisch-Unästhetische End-s einmal ohne und einmal mit Apostroph. Wirkt slangig und das war vielleicht gerade beabsichtigt. Für mich ist es unangebracht und schlampig, Herr Hundertjähriger!

1 Kommentar:

  1. Ursula LeGuin macht es so:
    The way you can go
    isn’t the real way.
    The name you can say
    isn’t the real name.

    Den Namen von David Steindl-Rast habe ich neulich bei der online Morgenmeditation des EIAB zum ersten Mal gehört. Und jetzt taucht er hier auf - lustig.

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