Herr Caruso ist kurz vor 14 Uhr hinter der Haustür eingeschlafen. Ein Euphemismus. Tatsächlich war es nicht friedlich. Und es war nicht schön, dass ich nur vor ihm auf dem Boden kauern, aber nichts gegen sein Ersticken tun konnte. Ich wagte nicht, ihn in den Arm zu nehmen. Ich hatte bis zum Schluss Angst, er könnte mich noch einmal beißen. Aber ich redete ihm gut zu, dass er sein Soll bei mir übererfüllt habe und frohen Mutes in sein nächstes Katerleben weiterziehen dürfe. Ich strich ihm über den Kopf, wieder und wieder und lange noch, nachdem er aufgehört hat, nach Luft zu suchen. Wo ist die Luft zum Atmen geblieben?
Es hat den ganzen Tag in Strömen geregnet. Den Notruf konnte ich nicht mehr absetzen, das heißt, bis der Rückruf kam, hatte sich der Kater bereits selbst erlöst. Die Nachbarsbuben hatten ihn am Mittag noch besucht, Friedrich der Kleine und seine großen Brüder. Sie erklärten dem sterbenden Kater ihre Treue, ihre unbedingte Liebe. Das ließ der sich gefallen! Heimste seelenruhig die letzten Streicheleinheiten ein. Und ich musste dann im strömenden Regen die Grube ausheben neben Rasputin, den toten Caruso durch den strömenden Regen tragen, eingewickelt in seine Lieblingsdecke und mit seiner Lieblingsstoffmaus. Es war leicht und er war leicht, im strömenden Regen, noch warm und biegsam. Nun liegen die schwarzen Brüder nebeneinander und zu ihren Häuptern blüht das erste Sträußchen Schneeglöckchen.
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