Noch mehr Verspätetes. Sonntagsgeschichte. Kürzlich - auch das geschah noch im vergangenen Jahr - ist es mir zum ersten Mal passiert, seit Herr Caruso in meinem Haus lebt, dass ich am Abend die Küchentür nicht zuschloss. Die Küche ist das einzige Zimmer im Haus, zu dem das Raubtier nur Zutritt hat, wenn ich mich darin befinde. Er hat reichlich Auslauf, im und außer Haus, so dass, denke ich, es keine Tierquälerei ist, wenn ich ihm die Küche versperre. Kürzlich also war die Küchentür über Nacht, oh Wunder!, offen und der kluge Kater bediente sich selbst.
Ich kann ihm das nicht verübeln. Die mäßige Schweinerei, die er angerichtet hat, nicht verdenken. Selbst schuld! Weil ich eine Emigrationsgeschichte mit mir herumtrage und gemeinhin als geizige Schweizerin gelte, stelle ich also - als überfürsorgliche Dosenöffnerin, wie ich meine - die nächste Futterration für den Kater immer bereits in der Küche auf der Anrichte bereit, sobald er seine letzte an seinem Fressplatz, am Boden im Flur neben seinem Lieblingskissen, vertilgt hat. Ich möchte seinem empfindlichen Magen kein kühlschrankkaltes Futter zumuten, er bekommt von mir nur küchenkühles. Über dem mit der nächsten, peinlichst genau abgewogenen Portion wieder gefüllten Futternapf auf der Anrichte in der Küche liegt ein Teller. Damit das Futter frisch bleibt, nicht austrocknet, damit - gerade im Sommer - keine Fliegen sich darüber hermachen. Auf dem Teller steht eine leere Futterdose mit etwas Wasser. Weil der Kater meines Erachtens zu wenig trinkt, reichere ich sein Futter immer mit einem Schluck Flüssigkeit an. Das Gemisch schlabbert er höchst begeistert weg, weil er ein begeisterter Fleischfresser ist und weil ich jeweils die leere Futterdose ausspüle, das Wasser aber nicht in den Abluss schütte, sondern es Herrn Caruso über den Tag verteilt auf seine 6 Futterrationen gebe. Meines Erachtens schmeckt dieses Wasser meinem Kater besser als reines Wasser aus dem Hahn oder abgestandenes aus der Regentonne. So weit so gut.
Weil nun der Kater an jenem Morgen nicht von mir an seinem gewohnten Futterplatz bedient wurde, sondern durch die offene Küchentür seiner Nase folgte, stieß er natürlich als erstes die Dose mit dem Wasser um, dann den Teller weg, der zersplitterte zum Glück nicht auf die Fliesen, sondern fiel in die sanfte Spüle. Danach machte er sich genüsslich über den Inhalt des eh ihm zugedachten Napfs her. Der Kater ist nicht dumm. Und ich nicht blind. Die Abdrücke seiner dreckigen Pfoten fand ich überall. Auf dem Herd, auf der Anrichte, auf dem Tisch ...
Es soll ja Menschen geben, die ihre Katzen grundsätzlich genau da füttern, wo sie selbst essen oder ihr Essen zubereiten: in der Küche, neben dem Herd auf der Anrichte. Oder gar auf dem gemeinsamen Frühstücks- oder Abendbrottisch.
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