Mittwoch, 24. Januar 2024

Über Kreuz

Offensichtlich gibt es in meinem Haus elektronische Interferenzen. Elektrische Störbeeinflussungen. Mehrere, sich gegenseitig angiftelnde hochempfindliche Funkempfänger. Angefangen vom Sunny Boy oben unter dem Dach ... Ihr wisst schon. ... bis hin zum Niederfrequenzgerät im Eingangsbereich auf Bodenhöhe, der katergerechten mikrochipgesteuerten Einlassstelle. Die Interferenzen haben aber andere, ungeahnte und immense Reichweiten. Im Raum und in der Zeit. Seit 14 Jahren liegen auf meinem Dach zwei Solaranlagen. Die alte, kleine hat der Vorbesitzer der einen Haushälfte schon vor 23 Jahren dort oben platziert. Die neue, große haben wir angeschafft, als wir das ganze Dach über beiden Haushälften kauften. Es gab von Anfang an Schwierigkeiten mit den  Einspeise-Abrechnungen und -Vergütungen. Seit zwei Jahren wachsen diese Schwierigkeiten (Interferenzen!) ins Unermessliche. Unerträgliche! Vor zwei Jahren lief die Förderung für die alte, kleine Anlage aus. Seither nutze ich deren Strom vorrangig (Elektrikerfachjargon) selbst. Für die Waschmaschine usw. Aber die Platten auf dem Dach produzieren im Hochsommer mehr Strom, als ich tagsüber verbrauchen kann. So viel Schmutzwäsche fällt nun mal nicht an. Der Überschuss wird nach wie vor ins Netz eingespeist. Und dafür steht mir eine Vergütung zu, eine mittlerweile lächerlich geringe. Aber sie steht mir zu!

Vor ein paar Tagen kam nach der Jahresablesung die Jahresabrechnung. Und mir stehen die kurzgeschorenen Haare zu Berge. Die elektronischen Interferenzen treiben ihr Unwesen! Eine einzige Abrechnung für zwei Anlagen. Über Kreuz. Die minimale Einspeisung der kleinen Anlage wird mit den großzügigen Abschlägen der großen Anlage verrechnet und die mächtigen Einspeisungen dieser großen Anlage, immerhin um die 10.000 kWh!, finden mit keinem einzigen Wort, keinen noch so kleinen Cent Eingang in diese Abrechnung. Routiniert und wirklich ganz ohne mich zu ärgern schreibe ich meinen x-ten Widerspruch. Ich bin zu einer hochqualifizierten Widerspruchschreiberin herangewachsen. Und wurde gegen meinen Willen zu einer ebenso hochqualifizierten Zwischenberichtempfängerin. Vertröstet, in Dauerwartestellung, zur Deportation bereit. Und, nicht zu vergessen: bestens aus- und fortgebildet!

Die korrekte Abrechnung für das Vorvorjahr, also für 2022 steht übrigens bis heute aus. [Lauter Sätze mit stehen - ist es Euch schon aufgefallen?] Und: heute weckte mich der Sturm, sein lautes Gestolper und Getrampel auf dem Dach, nicht das sanfte künstliche Sonnenaufgangslicht. Kurz davor, vor dem Aufwachen, kam im Traum ein Hund zu Besuch, ein großer neapolitanischer Straßenköter. Er trat an mein Bett und schaute mich mit großen treuherzig-neapolitanisch-traurigen Augen an.

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