Die Live-Kamera, die auf den bröckelnden Berg über Brienz / Brinzauls gerichtet ist, zeichnet seit bald einem Monat nicht nur die Bilder vor einer zu erwartenden, möglicherweise eintretenden oder auf immer und ewig drohenden Katastrophe auf. Immer wieder hörren wir das Poltern hinabstürzender, -rollender, größerer oder kleinerer Felsbrocken. Die Spur ist man meist nicht zu sehen oder erst danach. Wenn der Stein längst unten ist. Im livestream folgt dem fliegenden Stein auf dem Fuß flugs die Wolke und hüllt den Harten, Kantigen ein. Überrollt ihn, wird größer, viel mächtiger als der potentielle Unglücksverursacher. Die Wolke hängt immer länger am Hang, als der Stein rollen kann. Sie zieht mal hierhin, mal dorthin, bis sie sich irgendwo niederlässt. Als Staub oder Sand. Die Kamera zeichnet auch alle anderen Geräusche der menschenleeren Gegend auf. Kirchenglocken (die hatten wir schon), Erkundungshelikopter und: Vögel! Grillen. Getier. Wind. Regentropfen, Regenvorhänge, Regenschauer, Regenwände. Nicht immer sind die Geräusche eindeutig zu trennen. Regen hört sich an wie rieselnder Berg. Morgennebel wie Sturm auf hoher See. Nur die Glocken sind untrennbar mit dem Kirchturm verbunden. Eindeutig wie das Schicksal.
Ein Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach hat zu den diversen Bildern folgende unverdrossen fröhlich zwitschernden Vögel erkannt (in alphabetischer Reihenfolge und mit link auf den entsprechenden Eintrag auf vogelwarte.ch): die Amsel, die Bachstelze, den Berglaubsänger, den Bluthänfling, den Buchfink, den (bei uns seltenen und gefährdeten) Hausrotschwanz, die Mönchsgrasmücke, die Rabenkrähe und last but nor least meinen Lieblingsvogel, den Zilpzalp. In den Abendstunden, zur guten Nacht, je undeutlicher das Bild, desto deutlicher die Grillen. Gryllus campestris, Feldgrillen. Kein Grillen, keine Festwiese, keine Blasmusik.
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