In der DLZ ist zu lesen, dass wir (der Meldorfer Domchor) "zum Beispiel" (nebst anderen, Beispielen oder Werken) eine "Doppelchor-Motette von John Cage, einem zeitgenössischen Komponisten aus den USA" vortragen (beim Konzert zum Ende des Kirchenjahres). Cage würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn ihn dort die Dithmarscher Landeszeitung erreichte. Er ist seit 30 Jahren tot und wurde vor 110 Jahren geboren. Zeitgenössisch mag trotzdem gelten. Aber Motette? Und doppelchörig?
Tatsächlich singen wir eine doppelchörige Motette von Johann Sebastian Bach. Wie sich das gehört für einen Domchor. Und von Cage, wie bereits gesagt, Four Two. Mag sein, dass die englische 2 in die Irre führt, vor allem wenn sie hochgestellt wird: Four2
Cage meinte aber mit diesem Titel einfach seine zweite Komposition für 4 Stimmen. Er liebte es, eins zum anderen zu zählen! Und meinte nicht, dass die vier Stimmen hoch zwei, also doppelt genommen werden sollen. Das ist zugegeben mathematisch reichlich konfus.
Noch konfuser wird es, wenn wir die Linguistik mitreden lassen. Sprachwissenschaftler behaupten, die Motette käme etymologisch von "mot" (frz für Wort) oder "motto" (lat für Spruch), in ihrere Logik liegt einer Motette ein Bibelspruch wie ein Motto zugrunde. Und was macht Cage? Er unterlegt "Four Two" mit den Buchstaben des Namens des Staates OREGON. Warum und wozu? Das weiß kein Mensch!
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