Sonntag, 13. November 2022

Bildzeit

Das Haar der Berenike hingegen ist ein Katasterismos. Das hat nichts mit dem Kataster zu tun, dem Register aller (na ja, fast!) Flurstücke auf Erden. Der Kataster geht auf griechisch katástichon zurück, der Liste, dem Geschäftsbuch oder eben Register. Und der Katasterismos birgt im Kern den Stern - aster. Katasterismos ist eine literarische Textsorte, die sich nur mit der Entstehung von Sternbildern beschäftigt. Also darüber werweißt, spintisiert oder spekuliert, wie die Leuchtkörper am Himmel entstanden sind, warum sie sich zusammengefunden oder voneinander entfernt haben und woher sie ihre manchmal doch sehr wunderlichen Namen haben.

Das Haar der Berenike soll das einzige aller heute bekannter Sternbilder sein, das seinen Namen von einer historischen Person erhalten hat, von Berenike, der Frau des ägyptischen Königs Ptolemaios. Natürlich nicht von ihr selbst, sondern von diversen männlichen Astronomen. Allen voran von ihrem eigenen Hofastronom Konon. Und von ihrem eigenen Hofdichter Kalimachos, der einen lyrischen Katasterismos verfasste, in dem er das Haar poetisch in eine Locke verwandelte und diese erzählen lässt, wie sie den Aufstieg vom Kopf der Königin ans Himmelszelt geschafft hat. Hier in lateinischer Übersetzung von Catull nachzulesen.

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