Nun ist er wieder im Element, der einsame Zwilling in Warschau. Am 12. Jahrestag des Flugzeugabsturzes, bei dem nicht nur sein Zwillingsbruder, sondern auch 95 andere Menschen ums Leben kamen, wärmt er wieder sein Lieblingsmenü auf: sein Bruder sei vom damaligen russischen Ministerpräsidenten ermordet worden.
Dabei ist längst erwiesen, dass das Flugzeug abstürzte, weil die Crew erstens nicht hätte starten dürfen aufgrund der Wetterlage und zweitens von den an Bord anwesenden militärischen und politischen Autoritäten beim Landeanflug im dichten Nebel massiv gestört wurde. Außerdem war es hanebüchen, ein Flugzeug mit 96 hochrangigen Menschen aus der Politk zu besetzen sowie nichtrussischsprachiges Personal ins Cockpit zu setzen, wenn man sich auf den Weg zu einem eigentlich stillgelegten Provinzflughafen in der Russischen Föderation aufmacht. Der unglückliche Zwilling an Bord, damals polnischer Staatspräsident mit Magenproblemen, sollte mit dem Besuch in Smolensk den Wahlkampf um eine zweite Amtszeit eröffnen, gedrängt vom glücklichen Zwilling, der in Warschau am Krankenbett der Mutter sass.
Und so zieht jeder aus der momentan misslichen Lage seine Vorteile. Kaczyński fühlt sich durch das Votum des amerikanischen Präsidenten ermutigt, den russischen Präsidenten für den Tod seines Bruders verantwortlich zu machen. Damit will er entgegen eigener Beteuerungen keineswegs endlich die Wahrheit ans Licht bringen, denn die ist längst unumstößlich da, sondern die nächste Wahl gewinnen.