Montag, 25. Oktober 2021

online ...

... schweigen ist wahrscheinlich noch schwieriger als offline schweigen. Wenn du einem Menschen gegenübersitzt, kannst du vielleicht verstehen, nachvollziehen, akzeptieren, an den niedergeschlagenen Augen ablesen oder den zusammengekniffenen Mundwinkeln, den fehlenden Lachfältchen usw., dass dem oder der gerade nicht zum schwafeln zumute ist. Wenn du jemandem nicht gegenübersitzt, ist das wie gesagt wahrscheinlich schwieriger. Kürzlich, es ist schon eine Weile her, hörte ich im Radio beim Kochen eine Aufzeichnung aus dem Studio LCB. Michael Krüger und Juliane Liebert. Unterschiedlicher hätten die Gäste nicht sein können, hier der gesetze, dezente alte Autor und Verleger iR, dort die freche junge Schnauze. Aber sie behandelten sich gegenseitig mit großem Respekt. Wer wirklich nervte, war ein auch anwesender Literaturkritiker, dem viel zu viel Redezeit eingeräumt wurde. Seinen Namen hat mein Gedächtnis bereits gnädig vertilgt. Und diese freche junge Göre antwortete auf die klassische Frage des Moderators, woran sie denn nun, nach dem erfolgreichen Erstling, dem Gedichtband "lieder an das große nichts" (!), arbeite und wann mit dem nächsten Buch zu rechnen sei, sinngemäss, keine Ahnung, mal sehn, ich finde, wer nichts zu sagen hat, soll die Klappe halten ...! Da wunderten sich die Herren aber! Julia Franck hat gerade zur Buchmesse nach etwa 10 Jahren, ihren neuen Roman veröffentlicht. Da wundern sich alle. Sie wunderten sich schon alle, als sie mit noch nicht einmal 50 Jahren, ihren Vorlass dem Literaturarchiv Marbach übergab. Die diesjährige Buchpreisträgerin Antje Rávik Strubel sagt, sie habe an dem ausgezeichneten Buch 8 Jahre geschrieben. Da wundern sich alle. Ich wundere mich nicht - das heißt ich wundere mich schon, aber eher über Dinge, die des Wunderns wert sind. Gerade ist der Himmel wieder einmal bilderbuchhaftbunt, leuchtet herzergreifend, atemberaubend ... etwa 27 Minuten vor Sonnenaufgang über dem Wattenmeer. Das Feuerspektakel dauert nur wenige Minute und ist immer lange vorbei, wenn sich die Sonne endlich am Himmel zeigt. In der Feldmark liegt Bodenfrost. An schattigen Stellen wird er den ganzen Vormitttag dort liegen bleiben.

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