... der Begierde: ein Flachbildschirm, eine Laubsäge, ein Smartphone. Gestern am frühen Abend am Bahnhof Meldorf. Ich eine Stunde früher als sonst, mit Klapprad. Ich muss vor der Probe in Heide noch etwas besorgen. Ein älteres Ehepaar, Touristen, auf dem Heimweg in ihre Büsumer Ferienwohnung. Ein Rollstuhlfahrer mit besagtem Teil auf den Füßen. Es ist so groß, dass es über Bauch und Kopf hochragt. Regen und Wind. Wir kauern uns zusammen in dem einzigen barrierefreien Unterstand. Kaum habe ich meinen Fahrschein dem Automaten entlockt, fangen die LED Buchstaben auf der Anzeige zu laufen an: Verspätung. 30 Minuten. Das wird knapp für meinen Ausflug in den Baumarkt. Ich checke mein Mobilteil, funktioniert noch einwandfrei, ist aber bereits auf dem Weg einer Zweitnutzung. Personen im Gleis zwischen Burg und St. Michel. Das kann dauern. Eine erste akustische Durchsage bestätigt: Zugausfall, wir bitten um Entschuldigung. Ich lasse meine Begierde fahren und steige auf mein Klapprad. Herr Caruso wird sich freuen, wenn ich so schnell wieder in der Küche bin. Die nächste Durchsage stoppt mich noch auf dem Bahnsteig. Ersatzzug kommt in 10 Minuten. Auch die Buchstaben tanzen ausgelassen zwischen Ausfall, Verspätung und Ersatzzug. Ich kehre zurück zu den Wartenden unter dem Dach. Schüttle den Regen von den Ärmeln. Friere jetzt schon. Auch die Ansagen wiederholen sich nun im Sekundentakt. Verspätung, Zugausfall, Ersatzzug. Entschuldigung. Wie durch ein Wunder taucht aus der Dämmerung ein Zug auf, hält, öffnet die Türen, ist geheizt. Wir kommen mit ungefähr 29 Minuten Verspätung in Heide an. Die Touristin schiebt den blinden Rollstuhlfahrer mit seinem monströsen Schnäppchen, wahrscheinlich derselben Marke wie mein neues Smartphone, aber privat erstanden, zum Fahrstuhl. Ihr Zug nach Büsum ist eh weg. Ich radle durch Regen und Nacht zum Einkaufsparadies. Kaufe für meinen Nachbarn die Laubsäge und hole mein vorbestelltes fabrikneues A52s ab. Erscheine pünktlich zur Chorprobe.
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