Mittwoch, 30. Juni 2021

Caruso singt!

Ich erschrecke, weil ich denke, eine fremde Katze sei durch die Klappe eingestiegen. Obwohl das gar nicht möglich ist. Es regnet in Strömen. Herr Caruso war auf Jagd. Und kommt singend nach Hause. Das erste Mal höre ich ihn jubilieren! In den höchsten Tönen! Atemlos kommt er die Treppe hoch. Behende wie noch nie. Die Trophäe im Maul. Sie regt sich nicht mehr, der dünne Schwanz hängt schlaff herab. Ich bin beim Zähneputzen und kann gerade noch verhindern, dass mein unvermutet Koloraturen schmetternder Untermieter mir das Geschenk aufs Kopfkissen legt.

Ich schicke ihn die Treppe wieder hinunter. Unten im Flur verspeist er das Mäuschen mit Haut und Haar. Ich höre es bis oben unters Dach knacken. 

Dienstag, 29. Juni 2021

Regen

Regen in der Nacht. Erlösender Regen. Kühler Nebel am Morgen. Oder einfach stehende Feuchtigkeit. Zwischen Himmel und Erde.

Montag, 28. Juni 2021

Der Elefant von Murten

Vor 155 Jahren, am 28. Juni 1866, kurz vor dem Mittagessen, wurde in Murten ein - wahrscheinlich aufgrund eines Musths (Testosteronschubs) und/oder demütigende Behandlung durch den Wärter - "wildgewordener" Elefantenbulle des amerikanischen Wanderzirkus "Bell & Myer" durch ein "Sechspfündergeschoss" getötet. Eine echt helvetische Aktion: die Kanone mit Munition musste aus der 17 Kilometer entfernten Kantonshauptstadt Fribourg angefordert und der Elefant derweil unter Kontrolle gebracht werden. Der Artilleriehauptmann Daniel Stock führte das Erschießungskommando. Wer von den Bewohnern der Rathausgasse (im Volksmund noch heute "Elefantengasse") seinem Befehl nicht gefolgt war und die Stubenfenster geschlossen hielt, musste die aufgrund der Druckwelle zu Bruch gegangenen Scheiben auf eigene Kosten ersetzen. Die Kanonenkugel durchdrang die Schulter des Dickhäuters und zerstörte die Treppe zum Hotel Adlon. 

Zwei Metzger zogen dem Kadaver die Haut ab und zerlegten das tote Tier. Das Fleisch wurde zu 20 Rappen (!) das Kilo an die Bevölkerung verkauft. Elefanteneintopf soll die Delikatesse der Saison gewesen sein. Das Skelett ist bis heute im Naturhistorischen Museum in Bern zu bewundern, die Kanonenkugel im Museum von Murten. Auch die ausgestopfte Haut des Zirkuselefanten kam nach Bern ins Naturhistorische Museum, ist aber seit einem Umzug des Museums im Jahr 1940 spurlos verschwunden. 

Es ist nicht der einzige Zirkuselefant, der in der Schweiz zu Tode kam: 1820 mussten Soldaten in Genf einen "randalierenden Giganten" zum Schutz der Bevölkerung erschießen und 1866 gab es einen zweite Elefantenexekution in einem Schanzengraben an einem nicht genannten Ort.

Sonntag, 27. Juni 2021

Sommerzeit

Nein, es ist noch nicht dunkel. Ich schlafe im Hellen ein und wache im Hellen auf. Herr Caruso versteht die Welt nicht mehr, weil ich um diese Zeit mit ihm das Haus verlasse und versteckt sich unter dem Bambus. Vielleicht ergreift er auch nur die Gelegenheit, um mit mir zu spielen.

Samstag, 26. Juni 2021

Springzeit

Endlich Wasser in der Meldorfer Bucht! Zwei Stunden nach dem Hochwasserpunkt kann ich immer noch schwimmen. Endlich keinen Boden mehr unter den Füßen. Endlich komme ich voran mit meinem Text.

Und endlich: schlage ich rechtzeitig vor Mitternacht, nachdem Herr Caruso seine letzte Tagesration bekommen hat, mein Bett im Garten auf. Dunkel wird es ja derzeit die ganze Nacht nicht.

Freitag, 25. Juni 2021

Gotteslachen

Die einen behaupten, es sei ein chinesisches Sprichwort. Die anderen sagen, es sei ein jüdisches: "Der Mensch denkt, Gott lacht." Und es gibt solche, die führen es auf Psalm 2 zurück ("Doch der im Himmel wohnt, lacht ihrer") oder einen Zitierfehler ("Der Mensch plant, Gott lacht"). Wie auch immer. Milan Kundera, der auch nicht frei ist von Schuld, "gefällt der Gedanke, dass die Kunst des Romans als Echo auf Gottes Lachen zur Welt kam." Er bezieht sich dabei auf Rabelais' "Gargantua und Pantagruel" (ca 1532 erschienen), dessen letzte Folge ich gerade am Abend vorgelesen bekam.  

Ich habe meine Zweifel an dieser Sichtweise. Ob berechtigt oder nicht - ich habe sie. Ich höre keinen Gott. Heute bin ich nach zweitägiger Pause ausgiebig in der Nordsee geschwommen. Danach habe ich mein schmerzendes linkes Ohr auf den Deich gelegt und das andere dem Himmel geöffnet.

Donnerstag, 24. Juni 2021

Vollmondnacht

Nicht immer, aber in diesem Jahr schon, folgt auf die Johannisnacht die Vollmondnacht. Die erste Sommervollmondnacht. Ich halte mich brav im Hause auf, das linke Ohr hat gelitten kürzlich beim Wintereinbruch am Deich. Das linke Kiefergelenk, das beim Einsingen um 9 immer besondere Beachtung verdient, lahmt ein bisschen. Der Hals schmerzt. Der Kopf sowieso. Alles wirkt ein bisschen krank, erkältet, sommer- oder wintergrippig. Der Kater geselllt sich zu mir und wir warten im Bett auf den aufgehenden Mond. Ich habe das Fenster weit aufgesperrt, trotzdem braucht er seine Zeit, um darin zu erscheinen. Derweil lese ich das erste Gedicht, das "Sumerische Gebet", in dem Buch, das heute in meinem Briefkasten lag. Die 100 schönsten Liebesgedichte des Orients. Staune über zwei Zeilen, die von zwei weiteren getrennt sind: "Bevor das Schweigen erwachte / ... / ... / war die Erde eine Knospe im Wort / ... / ... ".

Mittwoch, 23. Juni 2021

Johannisnacht

Denk ich an das Fölmliland in der Nacht ... Die Johannisnacht steht vor der Tür wie mein hungriger Kater. Ich habe noch nie im Garten geschlafen in diesem Sommer, der seine Tücken hat. Pünktlich zum Zubettgehen setzt leichter Regen ein. ... wo Rosa vor Jahrzehnten, einem Dreivierteljahrhundert ungefähr, zu Johanni Kefen erntete:

Dienstag, 22. Juni 2021

Winterpunkt

Ich friere erbärmlich am Deich. Der Wind ist scharf wie im Herbst beim Abbaden. Im warmen Wasser unterhalten sich zwei Dauerschwimmerinnen. Die dritte hatte ich unterwegs beim Heckenschneiden gesichtet. So macht jede, was wichtig ist. Ich vermisse meinen Schal und meine Wollsocken. Vorsorglich hatte ich eine Regenjacke mitgenommen, in der ich zitternd nach Hause radle. Mit dem festen Vorsatz, dort als allererstes die Sauna anzustellen.

Ja, mein Meister wäre heute 95 Jahre alt geworden!

Montag, 21. Juni 2021

Sommerpunkt

Die Sonne erreicht jetzt (05:32 Uhr) ihren nördlichsten Punkt in diesem Jahr. Am Wattenmeer fällt sanfter Landregen. Die Hitze ist schon seit zwei Tagen hin, der Sommer heute da. Herr Caruso hat die kürzeste Nacht größtenteils auf meinem Bett verbracht. In Erwartung eines frühen Frühstücks. Ich habe die kühle Nacht traumlos verbracht. In Erwartung eines Wendepunkts. Der Wendehammer (umgangssprachlich lt Duden) ermöglicht es, aus einer Sackgasse wieder herauszufinden. Meist mit einem benzinbetriebenen Fahrzeug. Deshalb kennen ihn die meisten Menschen nur er aus dem Bussgeldkatalog. In Wohnanlagen ist der Wendekreis, die Wendeanlage oder Wendeplatte eine wunderschön geometrisch geformte und glatt asphaltierte Verbreiterung für die Umkehr oder den Ausweg.

Sonntag, 20. Juni 2021

Reine Luft

Regen! In der Stunde zwischen Aufwachen und Aufstehen laufen sämtliche Regentonnen voll. Die Luft ist endlich rein. Ich sperre alle Fenster auf. Herr Caruso verweilt in Gedanken versunken unter der offenen Terrassentür. Im Trockenen. Noch behagt ihm das nicht, aber die reine Luft weckt auch seine - nicht nur meine! - Neugier. 

Samstag, 19. Juni 2021

Reine Lust

Nach zwei Hitzetagen friere ich bereits wieder! Entkräftet von der Gartenarbeit (Kompost aufräumen, umschichten, in die Beete verteilen). Stark auflandiger Wind, unzahm! Hochwasser genau um 20:03 Uhr. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang, aber der Himmel hat sich bereits zugezogen. Zurückgezogen. Es sind drei Menschen im Wasser. Ich schlottere beim Ausziehen und ich schlottere beim Anziehen. Wie im Spätherbst beim Abbaden. Kaum angebadet. Gestern sagten mir zwei der verlässlichsten Meldorferbucht-Badenden, dass sie heute - also gestern - das erste Mal in diesem Jahr im Wasser waren. Die Saisondauerkarte für den Strandkorb, den sie sich seit Jahrzehnten teilen, mussten sie aber bereits im April bezahlen! Aufgestellt wurde er aber witterungsbedingt erst Ende Mai. Nun ist er verlassen, auch er. Und ich suche Schutz in seinem Windschatten.

Das Wasser aber ist reine Lust!

Freitag, 18. Juni 2021

Gleichgewicht

Luft 30°, Wasser 25°. Abends um sieben! Es tummeln sich so viele Menschen an der Meldorfer Bucht, auf dem Deich, im Wasser, wie noch nie, seit es Corona gibt. Alle ohne Masken. An der Frischen Seeluft. Der Wind ist zahm ablandig. Ich glaube, die Inzidenz in Dithmarschen ist vor Tagen schon unter den Gefrierpunkt gefallen und verharrt dort.

Donnerstag, 17. Juni 2021

Ungleichgewicht

Der erste Hitzetag. Ich komme nicht an den Deich. Ich fürchte, unterwegs den Geist aufzugeben. Wie mein Rasenmäher. Will einfach nicht mehr. Zum Glück kann ich mir bei den Nachbarn den identischen holen. So dass ich mit meinem Stromvorrat (sprich: Batterien) über die Runden (sprich: durch den hochgeschossenen Rasen) komme. Warum die Leute den Quallen mit einer Kreditkarte zu Leibe rücken wollen, ist mir spanisch. Ich glaube nicht, dass die Viecher käuflich sind. In der Nahrungskette stehen sie ziemlich weit unten. Aber auch sie sind hungrig. Und fressen den Fischen das Plankton weg. Zum Beispiel: Quallen fressen Ruderfußkrebse. Ruderfußkrebse fressen Algen. Alles Plankton, dass den Fischen nicht mehr zur Verfügung steht. Qualen fressen außerdem Fischlarven, Fischeier, ganze kleine Fische. Und Quallen fressen Quallen. Sonst gibt es kaum Lebewesen, denen Quallen schmecken. Man kommt ja gemeinhin auch nicht an sie ran, nicht einmal mit Messer und Gabel. Nur bei uns im Wattenmeer gehen sie elendiglich zu Grunde. Wenn sie nicht mit dem Strom des ablaufenden Wassers mitschwimmen, vertrocknen sie im trockenfallenden Watt tagsüber unter der glühenden Sonne.

Mittwoch, 16. Juni 2021

Dreieck

Ich schwimme das erste Dreieck des Jahres. Von der Badetreppe zur ersten Boje und weiter zur zweiten Boje und zurück zur Badetreppe. Abendflut. Immer noch viel Wasser. Keine Quallen. Viele Leute. Ostwind. Der Heimweg wird anstrengend.

Dienstag, 15. Juni 2021

Rhabarber

 Ich koche die erste Marmelade des Jahres. Schwimmen fällt wegen Terminkollision aus.

Montag, 14. Juni 2021

weniger Wind ...

 ... aber immer noch genug. Immer noch aus West. Um das Quallentrauma abzuwerfen steige ich heute mutig in die Nordsee und genieße das kühle Wasser auf der heißen Haut. Der Brand wird ein für allemal gelöscht. Ich habe keine negtiven Nachwirkungen. Am Abend findet bereits die letzte Probe unter freiem Himmel in Heide statt - vor den Sommerferien. Wir werden wieder auf der Wiese im Durchzug sitzen und frieren. Die Zeit ist vollkommen durcheinander geraten. 

Sonntag, 13. Juni 2021

Wind aus West

Trotz heftigen Gegenwinds bin ich an die Meldorfer Bucht geradelt. Eine Stunde nach Hochwasser, da immer noch die nachneumondliche Springtide anhält. Und in der Tat: heftige Wellen aus West, Nordwest. Fast keine Menschen mehr am Deich. Niemand im Wasser. Ich schwimme bis zur Boje hinaus, die in diesem Jahr wohl weiter draussen festgemacht wurde. Es strengt mich über die Massen an, sie zu erreichen. Unterwegs schüttle ich ungeduldig vermeintliches Seegras von meinem linken Arm und beiden Beinen, wundere mich, woher es kommt, bis ich das untrügliche Brennen spüre. Quallen!  Möglichst schnell das Wasser verlassen! Möglichst nicht duschen! Möglichst ... ich sitze mitten in den wilden Wellen fest

Auf dem Heimweg, auf dem Fahrrad, wie immer an solchen Tagen die Abendsonne im Rücken und den heftigen Wind aus West im Nacken. Und in der Nacht die elektrischen Stöße - überall am Körper, in unregelmässigen Abständen, an den Unterarmen, in den Zehenspitzen, Kniekehlen, Handgelenken, in der Achsel, an den Oberschenkeln, im schmerzenden Kreuz und die Wirbelsäule hoch, sogar am unteren Halswirbel und am Hinterkopf, an der Stirn, wo überall Wasser hinkommt, beim Schwimmen, unter dem Herzen, am linken Busen, in den Fersen und bei Achilles ... das ständige pulsieren, immer wieder neue brennende Impulse. Ich horche in mich hinein und bleibe wach.

Samstag, 12. Juni 2021

Nachtleben II

Das Sprichwort der Deutschen sagt, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. In den meisten anderen Sprachen wird der Vorteil eines Vogel in der Hand gegenüber einem ganzen Schwarm in der Luft betont. Nur die Italiener mögens eindeutig: lieber ein Ei heute als das Huhn morgen. Nun sass aber Baron, der schwarze Kater meiner Nachbarn, die ganze Nacht auf dem Dach. Er raubte uns allen den Schlaf, denn er miaute erbärmlich. Seine Neugier hatte ihn aus dem offenen Dachlukenfenster des Badezimmers hochgetrieben in die Luft. Und als er oben war, packte ihn ganz gehörig die Angst. Weder holdeste Einflüsterungen noch Berge von Leckerlins konnten ihn bewegen, den Abstieg zu wagen. Er zog es vor, die Nacht fastend im Freien zu verbringen. 

Herr Caruso hingegen, Herrn Barons ärgster Feind, war plötzlich die Liebenswürdigkeit im schwarzen Fell, kuschelte mit mir auf dem Bett, schnurrte wie ein Weltmeister und zeigte überhaupt kein Verlangen nach ausgedehnten Nachtspaziergängen. Das Revier war ja nun sicher. Der Rivale sass fest. Also aus Katersicht: lieber den Nachbarn auf dem Dach als ...

Der Katervater holte am Morgen nach dem ersten Kaffee alle verfügbaren Leitern, kletterte über mein Garagendach auf das Hausdach, über die Solarplatenbefestigungen auf den First und packte den in Panik immer noch im Fluchtmodus funktionierenden Baron, drückte ihn fest an seine Brust und brachte sich und das Tier sicher zurück auf den Boden.

Herr Rasputin, seligen Gedenkens, ist da oben immer herumgeturnt. Er befreite sich trotz Alter und Krankheit selbst aus jeder ausweglosen Lage.

Freitag, 11. Juni 2021

Kein Schwimmen

Schon wieder aufkommender Sturm. Aufkommende Gewitter. Schwüle im Kopf und unter der Brust. Es bleibt bis in den späten Abend trocken. In meine Vornamenssammlung habe ich neu aufgenommen: Vigeli. Die Schweizerdeutsche (oder rätoromantische) Variante von Vigilius, der Wachsame. Aus dem Lateinischen. Nach der Vigil, der (liturgischen) Nachtwache vor Festtagen bzw zu vigil wie aufmerksam. In die Nachnamenssammlung kam kürzlich: Seifried. 

Donnerstag, 10. Juni 2021

Neumond

Und Sonnenfinsternis. Und der 80. Geburtstag der Joldelunder Bäckersfrau. Gestern nachmittag las ich, weil wir angehalten wurden, uns nach dem Impfen zu schonen, Oskar Maria Grafs Buch über seine Mutter - eine Bäckersfrau! Auch er, der Autor war eigentlich Bäcker von Beruf - zu Ende. Durch die zweite Hälfte quäle ich mich schon seit längerem, da langweilig, stilistisch und inhaltlich beliebig, hüpft von Episode zu Episode, ohne roten Faden (ausser der der Mutter, aber der ist leider ziemlich dünn und fadenscheinig). Und entdecke auf Seite 974 (von 991) noch eine letzte lustige Passage über die Notbremse. In der Erinnerung des Autors/Erzählers an einen Bericht des Vaters.

Nun denn. So kam ich unbeschadet, ohne Kopfschmerzen, ohne Schüttelfrost, durch die Nacht. Heute, nach der partiellen Sonnenfinsternis, zur besten Neumondzeit und Springzeit, fahren wir zum Deich. Schwimmen! Sommer! Alles Gute, Johanna! Weiterhin viel Glück und Gesundheit und jeden Tag frisches Brot!

Mittwoch, 9. Juni 2021

Nachtleben

Und Herr Caruso. Er hat sein Mitternachtsmahl nicht abgeholt, war über 8 Stunden außer Haus, kommt jetzt um die Ecke, ausgehungert, stürzt sich ohne Gruß auf sein Futter und streckt dann alle Viere von sich. So erschöpft. Zu keiner Kommunikation mehr fähig.

Und ich werde am Mittag geimpft. Zur besten Hochwasserzeit. Also kein Schwimmen. Keine Gartenarbeit.

Dienstag, 8. Juni 2021

Schwimmen

Und Fahrrad. Leichter Wind. Bin ziemlich erschöpft auf dem Heimweg. Und mähe dann die Wiese vor dem Haus. Und wässere den Bambus. Bin fürsorglich für meine Umgebung. 

Montag, 7. Juni 2021

Leichter Regen am Mittag

Und abends Probe im Grünen. Es klappt schon besser mit dem Singen unter freiem Himmel, obwohl der Schall entschwindet. Es fehlen die Begrenzungen, die die Akustik ausmachen.

Sonntag, 6. Juni 2021

Herbst

Grau in grau. Das Grau des Himmels über der Meldorfer Bucht geht über in des Grau des Wassers in der Meldorfer Bucht. Oder umgekehrt. Ungewöhnlich viel Betrieb am Deich. Es nieselt leicht und der Wind ist böse. Auch im Schatten eines Strandkorbs. Das Wasser ist wärmer als die Luft. Ich schwimme zur Boje hinaus und habe den Eindruck, sie sei weiter weg als in früheren Jahren. Vielleicht fehlt mir auch nur die Kondition nach dem kalten Mai, dem kalten April und einem einzigen wirklich warmen Badetag Ende März. Auf dem Heimweg wird der Regen heftiger.

Samstag, 5. Juni 2021

Der Spargel

Natürlich ist gerade Spargelhochzeit. Da aber alles durcheinander geraten ist, seit längerem schon, muss ich mir manche Dinge des täglichen Lebens immer wieder in Erinnerung rufen. Das Morgengebet. Das Mantra zu jedem Fünften des Monats. Oder den Wochenmarkt. Immer wieder freitags. Arg geschrumpft. Trotz Hochzeiten. Wenn ich am Wochenende Fisch essen will. Zum Beispiel. Muss ich mich vorsehen. Vorwärts sehen. Vorsorge tragen. Wo mir doch gerade das Rückwärtssehen schwer genug fällt. Oder die Fürsorge.

Ich habe Rasen gemäht und die Gierschjauche abgeseiht. Jetzt kann es meinetwegen endlich, wie von Herrn K. versprochen, anfangen zu regen. Die Küche ist an der Reihe und der Spargel.

Freitag, 4. Juni 2021

Der Koch

Der Koch ist tot. Die Hallig braucht ihn schon lange nicht mehr. Obwohl er ihr bester Koch war und ihr schlechtester Geschäftsmann. So hat, wie immer, wie überall, wie alles, wie Janus, der Gott des Anfangs und des Endes, auch der Hooger Koch seine zwei Seiten.

Normalerweise steht hinter dem Küchenchef der Bürochef. Nicht so auf Hooge, wo alle alles machen. Oder nichts. Die Küche des besten Kochs ist schon lange kalt, der Tresen geputzt, die Gaststube geschlossen, das Haus verkauft. Es werden Gutachten um Gutachten erstellt über die Rentabilität und Anzahl der Tische und Stühle. Ein Koch kommt in diesen Geschichten noch lange nicht vor.

Donnerstag, 3. Juni 2021

Sommerende

Und schon zieht wieder Starkregen auf. Herr Caruso kommt, überrascht von einem Gewitter, tropfnass nach Hause und verlangt nach einem weichen und backofenwarmen Handtuch! Na ja. Der Rest des Nachmittags versinkt in lang anhaltendem Landregen. Es riecht betörend draußen vor der Tür, nach frischer Erde und frischer Luft, wie zu Anbeginn aller Zeiten. Aber wer mag jetzt spazierengehen? 

Ich nicht! Nach meiner siesta klingelt das Telefon. Die Meldorfer Frauenarztpraxis bietet mir einen Impftermin am nächsten Mittwoch an. Na also!

Mittwoch, 2. Juni 2021

Sommer II

Zeit für den Tidenkalender. Alles ungünstig, bis auf die Wassertemperaturen im angenehmen mittleren zweistelligen Bereich, Tendenz sogar steigend. Alles andere eher fallend. Nippzeit, Halbmond (abnehmend), Hochwasser bereits in einer knappen halben Stunde. Das schaffe ich nicht. Danach läuft das Wasser erstmal wieder ab und auf erst am späten Nachmittag. Der Wind kommt kräftig kühl von Ost, lässt vielleicht gegen Abend etwas nach. Und das Morgenhochwasser dümpelt die ganze Woche unschlüssig vor sich hin.

Dienstag, 1. Juni 2021

Sommer

Sommeranfang - zumindest für die Meteorologen, die Statistik, die Konstanz und die Vergleichbarkeit. Tatsächlich scheint den ganzen Tag die Sonne. Ich schwitze bei der Arbeit im Garten und der Kater hat Zecken. Aus dem Briefkasten ziehe ich die Berufung zur Wahlvorsteherin bei der kommenden Bundestagswahl. Beigelegt eine komplizierte Bestätigung zur Impfung mit erhöhter Priorität. Bei meinem neuen Hausarzt (der alte hat aus Altersgründen die Praxis aufgegeben) bin ich seit Ende April auf einer Liste. Dort interessiert die Priorisierung nicht, bzw ändert nichts an der Reihenfolge. Ich solle mich aber auch bei meinen anderen Ärzten auf die Liste setzen lassen, rät man mir freundlich. Beim Zahnarzt? Beim Augenarzt (Ophtalmologe)? Bei der Gynäkologin? Ja. Möglichst überall. Auch beim Urologen (hab ich nicht), beim Dermatologen (hab ich nicht mehr), beim Neurologen (hab ich nicht), beim Orthopäden (auf den verzichte ich freiwillig), beim Kardiologen (brauch ich nicht mehr), beim HNO (na ja, schwerhörig bin ich ja zunehmend), beim Chirurgen (ach, Caruso!) und beim Pathologen (after you, doctor) ...