Vor 155 Jahren, am 28. Juni 1866, kurz vor dem Mittagessen, wurde in Murten ein - wahrscheinlich aufgrund eines Musths (Testosteronschubs) und/oder demütigende Behandlung durch den Wärter - "wildgewordener" Elefantenbulle des amerikanischen Wanderzirkus "Bell & Myer" durch ein "Sechspfündergeschoss" getötet. Eine echt helvetische Aktion: die Kanone mit Munition musste aus der 17 Kilometer entfernten Kantonshauptstadt Fribourg angefordert und der Elefant derweil unter Kontrolle gebracht werden. Der Artilleriehauptmann Daniel Stock führte das Erschießungskommando. Wer von den Bewohnern der Rathausgasse (im Volksmund noch heute "Elefantengasse") seinem Befehl nicht gefolgt war und die Stubenfenster geschlossen hielt, musste die aufgrund der Druckwelle zu Bruch gegangenen Scheiben auf eigene Kosten ersetzen. Die Kanonenkugel durchdrang die Schulter des Dickhäuters und zerstörte die Treppe zum Hotel Adlon.
Zwei Metzger zogen dem Kadaver die Haut ab und zerlegten das tote Tier. Das Fleisch wurde zu 20 Rappen (!) das Kilo an die Bevölkerung verkauft. Elefanteneintopf soll die Delikatesse der Saison gewesen sein. Das Skelett ist bis heute im Naturhistorischen Museum in Bern zu bewundern, die Kanonenkugel im Museum von Murten. Auch die ausgestopfte Haut des Zirkuselefanten kam nach Bern ins Naturhistorische Museum, ist aber seit einem Umzug des Museums im Jahr 1940 spurlos verschwunden.
Es ist nicht der einzige Zirkuselefant, der in der Schweiz zu Tode kam: 1820 mussten Soldaten in Genf einen "randalierenden Giganten" zum Schutz der Bevölkerung erschießen und 1866 gab es einen zweite Elefantenexekution in einem Schanzengraben an einem nicht genannten Ort.
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