Montag, 25. Mai 2020

Blickfelder

Die Bachstelzen sind wieder da. Und um die Futterhäuschen tobt ein erbitterter Kampf. Die Amseln kommen nicht ran und warten darauf, dass Stare, Meisen und Spatzen vor Aufregung die Hälfte der Körner fallen lassen. Ich fülle die offenen Futterstellen nicht mehr, da sich dort von Hasen über Eichhörnchen bis hin zu Mäusen alle bedienen. Kürzlich hockte ein flugunfähiges Elsternkind im Rasen. Zum Glück schlief Herr Rasputin oben auf meinem Schreibtisch. Wir haben Arbeitsteilung. Am Vormittag gehört der Schreibtisch mir, am Nachmittag ihm. Die Elsterneltern scheuchten mit lautem Geschrei alle andern Gartenbewohner weg. Und erteilten mit pädagogisch fragwürdigen Methoden (Dozieren, Liebesentzug, Hackattacken) ihrem Nachwuchs stundenlang erfolglos Flugunterricht. Ich weiß, dass man Fliegen nicht im Sitzen im nassen Gras erlernt. Aber auf mich hörte niemand. Irgendwann hob die Mutter das Küken auf das Dach der Nachbarn und aus meinem Blickfeld heraus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen