Frau Regenass hat mich fest im Griff! Seit es hell ist, sitze ich mit Hundertwassers "Kuss im Regen" an den Füßen auf dem Parkettboden meines Wohnzimmers und warte auf mein einäugiges Pferd.
Eine Bumerangferse ist kein Steigbügel. Zwei Bungerangfersen sind nicht zwei Steigbügel. Sie liegen Kopf an Kopf. Oder Stirn an Stirn. Zur Seite gekippt, bereit zum gemusterten Gebet, der gestreiften Meditation, die Zehen aufgerichtet und nach Süden gewandt. Bestimmt ist alles falsch an dieser Haltung. Erwartungshaltung. New Holland liegt in Pennsylvania und mein adoptierter Großvater ist seit zehn Jahren tot. Er hat das einäugige Pferd gepflegt, gefüttert, ausgeritten und schließlich geheilt. Er hat sein Stirnfellhaar geglättet und den linken Augapfel getröstet, bis die Haut darüber fahl wurde und spröde. Er musste Verletzungen der Kranzgefäße vorbeugen, die Stirn durfte nicht aufplatzen, die Äderchen nicht bluten. Die Haut musste weichen und zuerst den stacheligen Pferdewimpern Platz machen. Das einäugige Pferd erschrak, als die Sonne plötzlich im Osten aufging. Das Licht spiegelte sich tausendfach im glänzenden Augapfel. Das Pferd raste vor Schmerz, warf seinen alten Pfleger ab und galoppierte auf und davon.
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