Samstag, 12. November 2016

Kerbholz

Gestern fällte ich Bäume, rodete meinen privaten Olivenhain. Und heute ritze ich Kerbhölzer. Für jedes Ungemach eines. Für jeden Unmenschen eines. Deine - Hey, HD! - Untat haue ich in den Strunk, den ich, sobald es hell geworden ist, spalte! Dein Vergehen wird ewig in meinem Garten stehen bleiben und nur langsam verrotten! Außer Du bekennst. Und sühnst. Dann bestelle ich nächste Woche den Gärtner mit der Stuppenfräse und schütte, wenn er mit seiner Arbeit fertig ist, Muttererde darüber. Im Frühjahr säe ich Wildrasen an.
Das Kerbholz ist der vorsintflutliche aber fälschungssichere Nachweis einer Straftat. Man schnitt Kerben in ein Stück Holz, die für das Vergehen, zB eine Geldschuld standen. Dann wurde es entzweigehauen, die eine Hälfte behielt der Gläubiger, die andere bekam der Schuldner. Keiner konnte die Kerben verändern (manipulieren, würde man heute sagen), ohne dass es sofort ins Auge gefallen wäre bei der Überprüfung, beim Wiederzusammenfügen der beiden Hälften. Umgekehrt konnte jeder die Schuld des Andern zweifelsfrei beweisen - durch dieses Zusammenfügen, gegebenenfalls vor Zeugen. So kommt es, dass bis heute im Volksmund einer, der zum Beispiel gestohlen hat wie der HD, etwas auf dem Kerbholz hat.

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