Sonntag, 13. November 2016
Kitsch am Sonntag ...
... Morgen über Dithmarschen. Das Rosa verblasst schnell zu einem bleiernden Grau. Immer noch Dauerfrost. Aus dem Rest meines Olivenhains schnitze ich Ölgötzen. Auch dieser Spott Wie ein Ölgötze dastehen geht auf die Reformatoren zurück. »Dann es stat manicher ölgötz auff die Cantzel vnd wil den Luther mit seinen guten buchern außrichten«. Luther und Zwingli verspotteten die Holzbilder der Katholiken und die mit Öl gesalbten Priester als Ölgötzen (»das aber der Bapst odder Bischoff salbet ... mag eynen gleysner und ölgötzen machen« Luther 1520). Der Volksmund aber meint damit Laternen- und Lichterträger, die schön geschnitzten, schlafend dargestellten, etwas dümmlich aus der Wäsche guckenden Apostel Johannes und Paulus aus dem Ölberg. Lechterknecht, Lüchterpiep, Pickpahl, Trangötze. Also so etwas wie Kerzenständer. Sinntragende Halterungen für Holzstäbe, die zur Beleuchtung angezündet wurden. Die Schwaben sagen "dastehen wie ein Bildstock" und unser Gottfried Keller widmet es pekuniär um zu "dastehen wie ein Opferstock". Die Siebenbürgen hingegen haben ihren "hölzera Johannes" - der ist steif und plump. Ich schnitz mir meine eigenen, dummdämlichen, nicht sehr willensstarken Götzen. Aus Dithmarscher Olivenhainholz.
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