Dienstag, 7. September 2010

Der erste Schock

Ich friere den ganzen Tag und kann mir schon nicht mehr vorstellen, wie wir vorletzte Nacht litten in Mailand, da wegen Straßenlärm die Fenster nicht offen bleiben konnten.
Zum "Ohrenbär" (= Radiogeschichten für kleine Leute, täglich von 19.50-20.00) lege ich mich ins Bett.
Danach, ich traue meinen Ohren nicht, die Augen habe ich fest geschlossen, sendet das NDR-Inforadio nun die Tagesschau. Wortwörtlich, aber natürlich ohne Bilder. Was wir normalerweise in Radionachrichten in 5 Minuten gesagt bekommen, wird jetzt zu einer Viertelstunde aufgebläht. Mit geschlossenen Augen höre ich den Betrug. Es wird nicht mehr gesagt, sondern nur bildlicher gesprochen. Obwohl das Fernsehen die Bilder zeigt. Und die Sprache gar nicht nötig hätte, um die Bilder noch bunter zu machen.
Als Radiohörerin werde ich um zehn Minuten meiner Lebenszeit betrogen, wenn ich Fernsehnachrichten hören muss, obwohl ich das Radio eingeschaltet habe.
Fernsehzuschauer werden um mindestens ihr halbes Leben betrogen, aber die wollen das ja. Die wollen den neusten Flach-Groß-Bildschirm in ihrer guten Stube stehen haben. Und die wollen Abend für Abend das Ding einschalten und Tagesschau sowie alles andere, was gezeigt und überflüssigerweise obendrauf noch kommentiert wird, sehen. Die wollen das.
Ich will das nicht. Ich werde in Zukunft nach dem "Ohrenbär" das Radio sofort ausschalten.

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