Samstag, 13. Juni 2020

Ethanol

Samstag der Dreizehnte! Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste: Schweizer Winzer, lese ich, müssen Millionen Liter hochpreisigen Wein vernichten. Weil das Wetter zu gut ist. Weil die Leute zuwenig trinken. Weil die Weinkeller vom letzten Jahr noch bis oben voll sind. Weil es keine Abnehmer gibt in Zeiten von Pandemien. Und wenn es doch welche gibt, zahlen sie nicht.
Das Virus sei aber nur der Tropfen, der das Fass buchstäblich zum Überlaufen bringe, sagen die Rebbauern. Es fehle im Land eine Vision für den Schweizer Wein! Die Krise ist schon älter. Die Ernten seit Jahren zu reich. Und die Schweizer Weintrinker greifen immer lieber zu billigeren ausländischen Flaschen.
Hilfe kommt von oben. Der Bund reicht die Hand, einer der 7 Bundesräte ist selbst Winzersohn. Mit 10 Millionen Schweizer Steuerfranken unterstützt die Regierung die Weinproduzenten: mit diesem Obolus soll der hochwertige Spitzenwein der letzten Jahre vernichtet werden, zu Tafelwein deklassiert, beigemischt zu Fertigfondue oder Fertigsuppen, oder zu Putzessig verwandelt. Die Weinkantone geben auch noch ein paar Millionen dazu. Und weil gerade Desinfektionsmittel knapp sind, werden die überflüssigen Edeltropfen nun dazu verwendet, leergelaufene Ethanollager aufzufüllen. Dies sei sinnvoller, meinen die Verantwortlichen, als den Wein in die Rhone zu schütten.

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