Flegel, Zweck, Nagel - alles Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Einen Nagel auf den Kopf trifft man sprachgeschichtlich nicht mit dem Hammer, sondern mit dem Schießeisen (dem verbalen Lieblingsmordwerkzeug der Hooger, wir erinnern uns). Früher befestigten die Sport- und Profi-(Armee-)Schützen die Zielscheiben, auf die sie zum Zweck der höheren Treffsicherheit regelmäßig trainigshalber schossen, mit einem Holznagel in der Mitte. Wer den Nagel auf den Kopf traf, hat die Mitte getroffen, das Übungsziel erreicht, die Diensttauglichkeit unter Beweis gestellt.
Der Zweck hingegen stammt ursprünglich aus Menznau, aus der Schuhmacherwerkstatt der Antons und Friedas. Nur Schuhmacher können "aufzwecken" oder "aufzwicken", "nachzwicken", "einzwicken", nur Schuhmacher besitzen "Zwickstifte" - die im Gegensatz zu Schwillen nicht im fertigen Schuh verbleiben. Mit den Zwickstiften fixierte Anton der Erste "den Schaft, die Fersen- und Gelenkteile, die Hinter- und Steifkappen auf die Brandsohle" (Die Fölmlis, S. 66). Die Rekruten stahlen den Schustern irgendwann das Wort und nannten den Holznagel in der Mitte der
Übungszielscheibe "Zweck" oder "Zwecke". Wer den Nagel auf den Kopf, also die Mitte traf, zielte auf - oder erfüllte den - "Zweck". Ein Flegel ist, der sich rühmt, einer Frau "am liebsten" in den Rücken schießen zu wollen. Der Flegel gehört der Getreideernte, dem Herbst und der Hand des Bauen. Mit dem Flegel schlugen sie, ehe die Mähdrescher erfunden waren, die Körner vom Stroh. Und seit Erntemaschinen im Einsatz sind, ist der Flegel im Duden Mensch geworden. Einer, der sich sehr schlecht benimmt.
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