Montag, 5. Juli 2010

Lektion 4

Die Polen haben gewählt - das Land ist gespalten. Kaczyński 2 war für eine knappe Stunde rund um Mitternacht, nach Auszählung der guten Hälfte der Stimmen, Staatspräsident. Seit dem Morgengrauen ist es aber unwiderruflich Komorowski. Mittlerweile steht das amtliche Endergebnis fest: Bronisław Komorowski 53,01%, Jarosław Kaczyński 46,99%, Wahlbeteiligung 55,31%.

Die Geschichte zeigt: die katholische Kirche ist kein Garant für Demokratie. Nie gewesen, nirgends, weder in Warschau, Rom oder Bayern. Auch nicht in den irischen "Häusern des Horrors". Komorowski wurde in Predigten von polnischen Priestern als "Satan" verflucht. Noch und besonders am Wahlsonntag - an dem Wahlruhe herrscht, wie es die polnische Verfassung aus gutem Grunde festgeschrieben hat - wurde innerhalb der Kirchenmauern agitiert. Wie zu guten alten sozialistischen Zeiten. Nur der Sender Radio Maryja wisse, dröhnte es nicht nur von einer Kanzel, wer der richtige Kandidat sei. Und: wer den falschen Kandidaten wähle, versündige sich.

Nun hat sich ein gutes Viertel der Polen (die gute Hälfte der 55,31 % der Bevölkerung, die gestern von ihrem Wahlrecht Gebrauch machte) versündigt.
Oder: das Ende der christlichen Moralapostel ist auch in Polen angekommen.

Ein nüchterner Politologe stellte heute früh fest: Die Stimmen der Linken verhalfen Komorowski zu seiner hauchdünnen Mehrheit. Denn: in Polen sind die linken Wähler im Gegensatz zu den rechten Wählern "selbstbewusst, unabhängig, brauchen keine Ratschläge und Predigten von der Kanzel."

(W związku z tym wyraźnie i zdecydowanie można powiedzieć, że Komorowski wygrał dzięki głosom Napieralskiego" - uznał Kik. "Elektorat lewicy jest - w odróżnieniu od elektoratu prawicy - świadomy, samodzielny, nie potrzebuje wskazówek i kazań z ambony" - powiedział Kik.)
mehr po polsku: http://wyborcza.pl/1,75248,8099756,Polacy_uwierzyli_w_metamorfoze_Kaczynskiego___analizuja.html

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