Dienstag, 30. Juni 2009

Monatsendsuppe

Der Sommer bricht mit Gewalt über uns herein. Fast 30° Hitze! Ich bereite eine kalte Tomatencremesuppe zu, bei der ich nicht einmal den Herd einschalte. Nur den Standmixer. Ganz ohne Strom geht es auch an heißen Tagen nicht. Ein halbes Kilo reife Tomaten, 1 TL Zucker, 2 EL frisch gehackten Estragon, Salz, Pfeffer, 150 ml Sahne. Pürieren. Fertig. Auf zwei Schälchen verteilen.
"Lecker", strahlt mein Patient.

Montag, 29. Juni 2009

Montagssuppe

Dithmarscher Spitzkohlsuppe. Im Vergleich dazu schmeckte die Kohlrabisuppe hervorragend, sagt mein Patient, und isst tapfer weiter.

Sonntag, 28. Juni 2009

Sonntagssuppe

Kressesuppe nach dem Rezept der Schuhmacherin, leicht modifiziert durch eine Mischung frischer Gartenkräuter aus der letzten Biokiste. Leider kenne ich die Namen nicht. Kerbel ist bestimmt dabei, sowie Petersilie und Schnittlauch. Aber dann hört mein Küchenlatein auch schon auf.

Samstag, 27. Juni 2009

Siebenschläfersuppe

Die Reste von gestern. Das heutige Geburtstagskind (alles Gute und herzlichen Glückwunsch!) würde meine Suppen im Gegensatz zu seinem Bruder, meinem Patienten, nie im Leben auslöffeln!

Freitag, 26. Juni 2009

Weltnaturerbe

Wir sind Weltnaturerbe! Die Dithmarscher Nordseeküste liegt zwischen der holländischen Insel Texel und der Nordspitze Sylts - dem Wattenmeer, das seit heute auf der UNESCO-Liste der weltweit einzigartigen Naturlandschaften steht.
Auf dem Bild (DDP) - Blick aus dem Weltall auf die Meldorfer Bucht.
Südlich von Friedrichskoog ist das Mündungsgebiet der Elbe zu sehen. Hier, 12,5 km vor Cuxhaven, liegt das sogenannte Hamburger Wattenmeer. Diese Enklave der Hansestadt macht etwa 1,5 % der jetzt zum Weltnaturerbe erklärten Gesamtfläche aus - ist aber vom Welterbe ausgenommen. Der Hamburger Senat wollte Anfang 2008 die geplante Elbvertiefung und die damit verbundene bessere Erreichbarkeit des Hamburger Hafens durch eine Welterbebewerbung nicht gefährden. Wie man sich bettet, so liegt man. Auch im Watt.

Wir hingegen sind Welterbe. Unser plattes Land, das Brüllen der Stiere, die Seenebel, die sich an einem stürmischen Sommerabend über die Wiesen legen, als stünde der Weltuntergang am Horizont bereit. Wir sind einzigartig und schützenswert, ein hochsensibles Biotop, angeblich das letzte verbliebene natürliche Großökosystem neben den Alpen. Mit mehr als 10.000 Quadratkilometern ist das deutsch-niederländische Watt das mit Abstand größte Gebiet in Europa, in das der Mensch bisher relativ wenig eingegriffen hat, "eines der größten küstennahen Feuchtgebiete der Erde", wie es in der Begründung heißt, das "der Menschheit" erhalten bleiben soll.

Mit den extremen Bedingungen des Wattenmeers - zweimal täglich Wechsel von einer endlosen Wasserfläche zu einer ebenso endlosen braunen Schlammfläche, hohe Salzkonzentration, im Sommer Bodentemperaturen bis zu 40°, im Winter etliche Frostgrade - kommen nur sehr wenige Organismen zurecht. Auf einem Quadratmeter Watt leben bis zu 50.000 Wattschnecken und Tausende von Schlickkrebsen. Kaum ein Fleck im Watt ist nicht von den Kothaufen der Wattwürmer bedeckt. Die Flut spült zweimal täglich frische Nährstoffe in diesen schlammigen Nordseeküstensaum und die Organismen im Watt sind äußerst produktiv. Wattwürmer wälzen in jedem Hektar zwölfhundert Tonnen Sand im Jahr um. Die Muscheln bilden die „Kläranlage“ des Watts, jede einzelne von ihnen filtriert jede Stunde drei Liter Wasser und holt sich selbst dabei Nährstoffe heraus. Innerhalb von einer bis drei Wochen wälzen die Muscheln so das gesamte Wasser im Watt einmal um.

Das Wattenmeer ist die Heimat für etwa 10.000 Arten von Einzellern, Pflanzen, Pilzen und Tieren - und für mich! Das Wattenmeer ist die Kinderstube von Seehunden und Krabben sowie vieler Nordseefische wie Schollen, Heringe und Seezungen. Das Wattenmeer ist das vogelreichste Gebiet Mitteleuropas. Es ist die Drehscheibe des Vogelzugs von der Arktis über Sibirien bis nach Afrika und bietet rund zehn Millionen Gänsen, Enten, Wattvögeln und Singvögeln aus Skandinavien und Sibirien Energie für den Weiterflug. Eine weitere Million Vögel zieht jedes Jahr im Wattenmeer ihren Nachwuchs groß.

„Die größte Tankstelle Europas“ nennt Hans-Ulrich Rösner von der Naturschutzorganisation WWF in Husum das Wattenmeer und gibt als Beispiel Knutt. Nicht zu verwechseln mit Knut, dem Eisbären aus dem Berliner Zoo. Knutt ist ein amselgroßer Vogel, der im Frühjahr in Mauretanien zu einem 35 Stunden langen Non-Stopp-Flug abhebt und über 4000 Kilometer bis ins Watt fliegt. Er startet in Afrika mit einem Körpergewicht von etwa über 200 Gramm. Wenn er an der Nordsee ankommt, hat er ein Drittel davon verbrannt. In diesem Zustand kann der Vogel nicht weiterfliegen. In drei Wochen verschlingt jeder der 700 000 Knutts, die im Wattenmeer Rast machen, jeweils etwa fünfzehntausend kleine Muscheln. Anfang Juni, wenn die Knutts wieder etwas Fett angefressen haben und ihr Körpergewicht bei etwa 240 Gramm liegt, verlassen sie uns wieder und macht sich auf zum nächsten 4000-Kilometer-Non-Stopp-Flug. Nach Nord-Sibirien.

Eine nordfriesische Besonderheit ist das sogenannte Farbstreifensandwatt vor Amrum und St. Peter-Ording. Es ist eines der ältesten Ökosysteme der Welt und besteht aus Anhäufungen winziger Organismen. Verschiedene Bakterienarten bilden zusammen grüne, purpurrote und schwarze Schichten. In dem Farbstreifensandwatt leben winzige und hoch spezialisierte Muschel- und Ruderfußkrebse, Faden- und Strudelwürmer, sowie Räder- und Wimpertierchen, die nur unter dem Mikroskop zu erkennen sind. Diese Tierarten gibt es in dieser Zusammensetzung nirgends sonst auf der Welt.

Wir sind Welterbe. Mein Patient bekommt zur Feier des Tages Original Dithmarscher Kohlrabisuppe. Sie schmeckt ihm nicht, aber das ist für einmal Nebensache. Hauptsache, wir sind Weltnaturerbe.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Wiederholungssuppe

Nochmals Avocadosuppe. Diesmal die dreifache Menge. Mit nicht nur "einem Hauch" (laut Rezept) Curry, sondern der mindestens dreifachen Menge. Und einem halben Teelöffel Kurkuma. Der Farbe wegen. Im neuen Standmixer bereite ich außerdem ein Fruchtgetränk zu, 750 ml Erdbeeren, Kiwi, Banane mit etwas Milch und Agavendicksaft. Dann fahre ich nach Hamburg. Am frisch lasierten Gartentor schärfe ich dem Patienten noch einmal ein, dass er die Suppe nur aufwärmen, nicht kochen dürfe. Sonst werde sie bitter. Und im Kühlschrank finde er die dreifache Menge der bereits geschlagenen Schlagsahne. Der Gewitterneigung wegen.
Als ich eine Stunde früher als üblich wieder nach Hause komme, stelle ich fest, dass er brav alles aufgegessen hat.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Weihnachtssuppe

Der Patient gewinnt allmählich seinen alten Humor zurück. Der Zahnarzt ist bei der Kontrolle zufrieden. Er stellt keine Veränderung bei der Nonokklusion fest. Das Bindegewebe, vermutet er, sei dabei, zusammenzuwachsen. Heute in sechs Monaten, sagt der Patient während wir zusammen zu meinem Lieblingsladen fahren, ist Weihnachten. Wir kaufen nichts, sondern besichtigen die Ausstellung von Natursteinen. Besorgen aber auf dem Heimweg einen Standmixer mit einer Nennleistung von 550 Watt. Der stabile Glasmixaufsatz fasst 1,75 Liter. Das reicht, sage ich und zu Hause bekommt der Patient Restesuppe. Das, was ich gestern nicht aufgegessen habe: Broccoli, Blumenkohl, vier gekochte Kartoffeln, angereichert mit Weißwein, Gemüsebrühe, Kochsahne und Chili Garlic Sauce. Püriert.
Ich esse Pellkartoffeln und Salat mit frischen Kräutern aus der Biokiste. Sie schmecken bitter, ohne dass ich ihre Namen kenne.

Dienstag, 23. Juni 2009

Sommersuppe

Rezept und Möhren aus der gestrigen Biokiste: Möhren-Orangensuppe für 6 (sic!) Personen. Ich koche wie für eine Großfamilie: Schäle 1 Kilo Bio-Möhren, schneide sie in Stücke, lasse sie in einem Liter Gemüsebrühe schmoren. Würze nach Rezept mit Garam Masala, Muskat, Paprika, Cumin, Salz und Pfeffer - außerdem füge ich hinzu: kleingeschnittenen frischen Ingwer, Kreuzkümmel, Tandoori Masala, Chili extra hot. Püriere. Presse 5 Orangen aus und gebe den Saft in die Suppe sowie 100 ml Sahne. Streue kleingeschnittene Kresse darüber.
Nach Rezept soll man erst nach dem Pürieren würzen. Ich würze vor dem Pürieren. Mir scheint das sinnvoller. Die Gewürze wollen auch ein bisschen Spaß haben im Suppentopf.
Der Patient isst die Suppe mit Joghurt. Schmeckt ausgezeichnet, sagt er und am Abend nach der ersten kurzen Fahrradtour über die Felder ist der große Topf wieder einmal leer.

Montag, 22. Juni 2009

Dosensuppe

Es musste einmal geschehen - aber warum ausgerechnet mit einer Dosengemüsesuppe "Red Thai"? Der Patient wollte mich entlasten und erklärte tapfer, eine Dosensuppe öffnen, den Inhalt aufwärmen und aufessen zu wollen. Davon wirst du nie satt, warne ich und habe vor Augen die Familienportionen, die ich koche. Er würde sie verlängern, beruhigt er mich, da die Teufelssuppe auch für ihn zu scharf sei. Und er würde eine Packung Tofu reinschnippeln. Und dann kam die Bitte: Ob ich das Ganze dann für ihn pürieren könnte. Kann ich. Stelle den Topf vor das frisch geputzte Küchenfenster und dann geschieht es. Ausgerechnet am Montag, nachdem das Fenster zum ersten Mal nach dem Winter geputzt worden ist. Ausgerechnet am Montagabend, nachdem die tausend nützlichen und unnützlichen Dinge auf der Fensterbank, von Pfeffermühle über Zwiebeltopf und frischem Basilikum bis hin zu einem winzigen Steinwikinger, einer leeren Kokosnussschale, einem Nagelclip, einer Packung mexikanischer Chilimangos sowie einem kleinen Bronzehausglöckchen, abgestaubt worden sind. Ausgerechnet am Montag spritzt mein Zauberstab ausgerechnet eine Red-Thai-Teufelssuppe bis an die Decke.

Sonntag, 21. Juni 2009

Regenbogensuppe

Sommeranfang in Norddeutschland und ich hab mir was aufgehalst. Rainbow Roasted Pepper Soup heißt das Rezept im Original. Warum english, weiß ich nicht. Regenbogen-Paprika-Suppe. Schmeckt eher nach Balkan als nach Britannien. Das Wetter hingegen sieht heute eher nach Britannien als nach Balkan aus. Regen non stop. Rain, rain, rain. No sun at all.
Halbierte Paprika (für 6 Personen je 3 in grün, rot, gelb und orange - ich nehme mangels Auswahl 4 rote, und je 2 grüne und gelbe) eine Stunde lang im Backofen auf dem Backblech rösten. Mit je einer Knoblauchzehe mit Schale in jeder Hälfte. Danach für einige Minuten in einer geschlossenen Plastiktüte abdampfen lassen und enthäuten. An manchen Stellen ist es äußerst mühselig, die Haut abzuziehen. Kostet mich viel mehr Zeit als im Rezept angegeben. Dann in Gemüsebrühe kurz aufkochen, pürieren, mit Thymian, Pfeffer und Salz (lass ich weg und ersetz es durch Cayennepfeffer) abschmecken und mit zerkrümeltem Fetakäse bestreut servieren.
Schmeckt heiß oder kalt. Mein Patient löffelt die ganze Portion auf einen Schlag heiß auf.
Ich koch mir Penne und ess Römersalat dazu.

Samstag, 20. Juni 2009

Sauerampfersuppe

Sauerampfersuppe nach einem Rezept aus meinem polnischen Kochbuch. Der Farbe und des besseren Kontrasts wegen im blauen Teller. Statt eines hartgekochten Eis schlage ich das Ei roh und ganz in die Suppe und verrühre es sofort mit dem Schneebesen. Ein anderes Rezept rät, nur das Eigelb dazuzugeben. Aber dann ist mir immer nicht klar, wohin ich mit dem Eiweiß soll.
Ich esse weiterhin an der unpürierten Hühnersuppe.
Nächstes Jahr werde ich eine Sauerampferplantage im Garten anlegen.

Freitag, 19. Juni 2009

Hühnersuppe

Business as usual: Küchendienst, Hühnersuppe. Für ihn ohne Fleisch und püriert. Er brockt sich noch ein Bready in den vollen Teller, amerikanisches Hot Dog Brot. Ohne Kruste. Ohne Geschmack. Für Menschen ohne Zähne oder mit gebrochenem Kiefer. Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass mein privater Gourmet, der kreativste Koch in ganz Dithmarschen, sich einmal so etwas einbrockt. Wie Mann sich bettet ... Sieht schlimmer aus, als es schmeckt. Deshalb ein Bild von meinem Teller, fröhlich, bunt und mit Fettaugen.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Patient 13 Uhr


Wie neugeboren! Frisch frisiert und gegelt, umgezogen, mit wachem Blick. Von den Millimeterverschiebungen ist von bloßem Auge nichts zu erkennen. Höchste Harmonie!

Patient 12 Uhr


Statt Mittagessen (Patient ist immer noch am Heilfasten) - Haare weg.

Patient 11 Uhr

Patient zu Hause. Zurück von der wöchentlichen Kontrolle beim Zahnarzt. Klarer Himmel, umwölkte Stirn, rotes Hemd.
Der Oberkiefer hat sich verbreitert, erklärte mir der Zahnarzt, als ich den Patienten aus seinem Sprechzimmer abholte. Deshalb hat Patient noch Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Aber die Zunge, sagt der Zahnarzt, ist ein lernfähiges Organ. Sie wird sich schnell an den vergrößerten Rahmen gewöhnen. Der Kiefer ist schief, eineinhalb Millimeter Differenz in der Höhe, drei Millimeter in der Breite. Der Zahnarzt wird, sobald die Knochen zusammengewachsen sind, die Zähne entsprechend richten, so dass die Okklusion wieder stimmt.

Dienstag, 16. Juni 2009

Strandleben

Mein neues Fahrrad vor seinem neuen Zuhause. Nach 27 Kilometern und dem ersten Ausflug an die Meldorfer Bucht. Mitte Juni an der Nordsee: Ebbe, bewölkt, Außentemperatur 18°, gefühlte Temperatur 14°, Windstärke 4 von Nordwest. Kein Mensch am Strand, nur ein verlorenes älteres Ehepaar mit Hund. Sowie eine Frau unbestimmten Alters mit Schal, Mütze, Windjacke und Buch vor einem verschlossenen Strandkorb. Es ist weit und breit niemand zu sehen, bei dem sie den Strandkorb mieten bzw. aufschließen lassen könnte. Und ich, leichtfüßig, auf FOCUS.

Montag, 15. Juni 2009

Stadtlauf

Wir holen endlich das Unfallfahrrad beim Fahrradhändler ab. Es ist nicht mehr zu reparieren, aber für Fahrten zum Bahnhof oder um die Ecke zum Bäcker durchaus noch zu gebrauchen. W. bekommt ein neues Fahrrad. Es steht schon seit zwei Wochen bereit. Ich bekomme ein neues Fahrrad. Obwohl ich kein Fahrrad zu Schrott gefahren habe. Da wir zu zweit nur vier Beine und vier Arme bzw. Hände haben, nehmen wir das Unfallfahrrad und sein neues, bereits umgebautes Fahrrad mit nach Hause. Meines lasse ich über Nacht umbauen (Gepäckträger, Licht, Lenkerhörner) und mit einem Fahrradcomputer ausstatten. Ich hole es morgen zum Testen des Sattels zu einer Probefahrt an den Strand ab. Der Patient muss sich weiterhin vor Erschütterungen aller Art hüten.

Sonntag, 14. Juni 2009

Sonntagsspaziergang

Es regnet am Vormittag, das Fallrohr der Dachrinne ist dicht. Ein Erfolg. Am Nachmittag klart es auf. Wir machen einen ersten Spaziergang durch die Rinderweiden Richtung Nindorf. Ein zweiter Erfolg. Dann sitzen wir wie ein uraltes Ehepaar auf einer Bank am Ende des Rapsfelds und glotzen auf den Dom in der Abendsonne. Ein dritter Erfolg.

Samstag, 13. Juni 2009

Suppengrün

Ich fange mit den dringendsten Arbeiten draußen an: das Fallrohr der Regenrinne muss vor dem nächsten Regen auseinandergenommen und entstopft werden. Ein Knäuel fauliges Laub kommt zum Vorschein. Der Gehweg rund um unser Grundstück und der Rinnstein muss entmoost, entunkrautet, entgrast werden sowie die bereits meterhohen Ahorntreibe aus der Ligusterhecke geschnitten. Kaum ist auch die halbe Straße wieder sauber und die grüne Biotonne bis oben voll, lässt mir die Eule gleich zwei Gewölle vor die Füße fallen.
Ich bin todmüde, esse die gelbe Suppe auf und gehe nach dem Ohrenbär schlafen.

Freitag, 12. Juni 2009

Suppentopf

Da trollt sich die Ringelnatter schon wieder. Hat wohl Wind davon bekommen, dass bei uns wie bei richtigen Chinesen alles früher oder später im Suppentopf landet.

Suppenpause

Statt Suppe gibt es heute Besuch. Statt knöcheltief Regenwasser auf unserer Terrasse - eine Ringelnatter. Sonnt ihren Kopf mit den gelben Halbmondflecken hinter dem Bambus, als sei dies das Normalste der Welt. Mir fährt im ersten Moment der Schreck in die Glieder. Dann aber erinnere ich mich meines eigenen Versprechens, dass jedes uns zulaufende, zufliegende, zukriechende Tier Gastrecht auf immer und ewig bei uns genießt. Im Internet lese ich, dass man sich freuen soll, wenn man eine Ringelnatter zu Gesicht bekommt. Also freue ich mich tapfer. Vielleicht habe ich sie auch selbst angelockt mit meinem Laubhaufen, den ich eigentlich für die Igel aufgeschüttet haben wollte. Aber die Igel halten sich vornehm fern. Vielleicht, weil die Schlange im Laub überwinterte, eine Schlafmütze ist und erst von der gestrigen Sintflut wach wurde. Das wäre immerhin aus Sicht der Igel nachvollziehbar.
Der Patient hat beschlossen, heute ein siebentägiges Heilfasten zu beginnen und das Schweigegelübde noch strenger einzuhalten als bisher.
Ich habe beschlossen, heute mein Buch zu beenden.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Gelbe Suppe

Gelbe Schälerbsen, den halben Vormittag gekocht und Zwiebeln, Lauch, Karotten, Sellerie, ein Mairübchen (heißt in Berlin Teltowerrübchen) und eine Kohlrabiknolle, Knoblauch, Ingwer, was eben so da ist. Petersilienkraut. Zitronenpfeffer. Kreuzkümmel. Kurkuma zur Intensivierung der Farbe und mit der Hoffnung auf ein bisschen Sonne. Rezept à la maison. Oder à la raison. Mit Wassersuppen kommt mein Patient bei dem Wetter nicht mehr über die Runden. Es regnet den ganzen Tag, es schüttet gnadenlos vom Himmel, der halbe Garten, die ganze Terrasse steht unter Wasser. Die Regenrinne ist verstopft, die Regentonne längst übervoll, alle Gießkannen laufen über, das Wasser vom Dach breitet sich sintflutartig auch noch zu unseren Füßen aus. Ich bin in Panik, einmal mehr, dass unser Wohnzimmer überflutet wird. Er ist in Panik, einmal mehr, dass ihm der Chirurg das Gesicht aufschneidet oder den Kiefer zubindet. Weder das eine noch das andere passiert. Er kommt bis auf die Haut nass nach Hause, mit einem Geschenk für mich, so ist er eben, blass, heißhungrig, schlürft fünf Teller gelbe Suppe und einen halben Liter mit Joghurt, Milch und einem Löffel Agavendicksaft vermixte Erdbeeren. Ich mache mir Pizza. Ich brauche etwas zu beißen zwischen die Zähne. Ich beziehe unser Bett neu. Mit Winterbiberbettwäsche. Noch nie habe ich so gefroren wie die letzten Tage. Und gehe schlafen.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Rote Suppe

Ich entwickle mich zur Suppenköchin, sage ich.
Und er, charmant wie er nun einmal ist, präzisiert: zur Suppenkönigin.
Wir feiern bei pürierter Rote-Beete-Ingwer-Suppe mit einem Klacks saurer Sahne unseren 186. Ehemonat oder 15 1/2 Jahre. Ich bin zur Einsicht gelangt, dass es den Suppen nichts schadet, wenn ich sie schon vormittags oder frühmorgens zubereite und stehen lasse. Durchziehen lasse. Und aufwärme. Wann immer mein Patient Hunger hat oder vom Arzt zurück kommt.

Das CT zeigt: Le-Fort-II-Fraktur. Also die blaue Linie in der Grafik vom 4. Juni. Der Kieferchirurg wird sich dazu morgen äußern.

Dienstag, 9. Juni 2009

Suppe 3

Ich dachte an Möhren - der Farbe wegen. Etwas Karotin und Vitamin C in den Bauch. Aber es regnet, die sogenannte Schafskälte herrscht bei uns in Form von Schafsnässe. Es regnet, wie es nur am Wattenmeer regnen kann. Unaufhörlich. Also greife ich zu etwas Deftigem, Kartoffel-Lauch-Kokos aus der Zeitschrift "Schrot & Korn". Mein Patient kommt niedergeschlagen von der Kontrolle beim Zahnarzt nach Hause. Die Reposition soll nicht erfolgreich gewesen sein, der Kiefer soll nach wie vor schief im Gesicht hängen (ich kann das nicht erkennen - aber unser Zahnarzt hat ein unübertreffliches Auge für den goldenen Schnitt). Am Nachmittag Termin beim Kieferchirurgen in Heide. Der ist sich nicht sicher. Ordnet CT für morgen an. Dann wird entschieden: Operation oder absolute Fixierung des Kiefers für 10 Tage, so dass nicht einmal mehr küssen erlaubt ist.
Und ich denke über einen Schuh in Schwanenform nach. Und über das Geräusch, das handgeflochtenes Leder von sich gibt. Billige Imitate sind stumm wie Fische, denn dort ist die Flecht-Optik im Leder durch Prägung nur vorgetäuscht.

Montag, 8. Juni 2009

Suppe 2

Gurkensuppe - der Schuhfrau sei Dank. Angereichert mit weichgekochtem Reis, damit der Patient nicht nur Wasser zu sich nimmt. Keiner hat Lust, den Suppenteller zu fotografieren. Das Leben ist nicht immer farbenfroh.
Die aus der Schuhmacherwerkstatt mitgelieferten weiteren Rezepte müssen warten: Lindenblütensuppe (bei uns blühen die Linden noch nicht oder sind schon verblüht), Pastinakensuppe (die Pastinaken liegen erst in ein paar Wochen in unserer Biokiste), Kastaniensuppe (unsere Edelkastanie ist im Blütenstand, produziert gerade massenhaft Pollen, gegen die wir nicht allergisch sind; angeblich öffnen sich die männlichen Blüten sieben bis zehn Tage vor den weiblichen, angeblich blühen die eingeschlechtlichen Kätzchen vor den zwittrigen - ein Phänomen, das man Duodichogamie nennt; und last but not least, lese ich, sei die Edelkastanie selbstinkompatibel, sie kann sich also nicht selbst bestäuben und ist auf Fremdbestäubung angewiesen).

Sonntag, 7. Juni 2009

Verzehrkino

Meldorf hat ein Verzehrkino. Dort haben wir uns das weltweite erste und echte Dithmarscher Roadmovie "Die Schimmelreiter" angeschaut. Bei einem Glas Pinot Grigio. Zusammen mit Ala, unserem Freund aus Jordanien.
Der Film ist ein Muss für alle, die wissen wollen, wie es auf den endlosen Highways hinter den Wattenmeerdeichen zu und her geht. Ein Muss für alle, die sehen wollen, wie lange die Tage und wie kurz die Nächte in Dithmarschen sein können. Ein Muss für alle, die hören wollen, wie Stiere auf dem platten Land brüllen. Angeblich ein Heimatfilm, aber eigentlich ein Heimwehfilm.
Mehr Infos, wie Trailer, Filmausschnitte (unter "Abzocke am Dänen-Grill" ist zwanzig Sekunden lang der Meldorfer Hafen zu sehen), Kritiken und Kinoeinsätze siehe hier:
http://www.die-schimmelreiter.com/

Samstag, 6. Juni 2009

Suppe 1

Avocadosuppe (Nicole sei Dank für das Rezept!) - meine Portion mit gerösteten Pinienkernen (mangels Mandelblättchen) auf Sahnewolke. Mein Patient bekam die Suppe ohne Pinienkerne aber mit Sahne. Unser Gast, Ala, mit Pinienkernen und mit Sahne.
Mit einem Gläschen portugiesischen Portwein stießen wir an auf unser aller Gesundheit. Am heiterhellen Mittag, exzellent.

Freitag, 5. Juni 2009

Suppenrezepte

Suche dringend weitere originelle, die Geschmacksnerven überraschenden Suppenrezepte.
Eingegangen sind bereits Avocadosuppe mit Mandelblättchen für festliche Gelegenheiten, Gurkensuppe, raffinierte kalte Rüebli-Avocado-Suppe, Kohlrabisuppe, Rosenkohl-Curry-Suppe mit Zimtsahne, Blumenkohlsuppe, Kürbissuppe in diversen Variationen, Möhren-Orangensuppe, Griechische Zucchinisuppe mit Reis, Möhren-Sellerie-Suppe, Möhren-Steckrüben-Suppe, Kartoffel-Lauchsuppe mit Kokos, Bohnensuppe "Latte Macchiato" sowie Olivenöl-Samtsuppe.
Danke an alle Rezeptlieferanten. Mitessen ist jederzeit ohne vorherige Anmeldung möglich.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Mittelgesichtsfraktur

Der Kieferchirurg sagt Le-Fort-III-Fraktur (= grüne Linie), aber nicht "vollständiger Abriss des Mittelgesichts von der Schädelbasis", nicht der gesamte Oberkiefer sei vom "kraniofazialen Skelett" abgesprengt, sondern nur durch einen beidseitigen Haarriß instabil.
Klingt trotzdem grauenhaft.
Muss nicht operiert werden, sondern ist selbstfixierend, wächst also von selbst wieder zusammen. Patient darf 6 Wochen lang nicht kauen und nicht sprechen. Strohhalmdiät und Schweigegelübde.
Sechs Wochen ohne Einschlafgeschichte, ohne Aufwachgeschichte. Siebeneinhalb, um genau zu sein, denn seit dem Unfall gibt es keine. Ich werde mir ein Suppenkochbuch anschaffen und darin lesen vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Kieferstauchbruch

W. war heute bei unserem Zahnarzt, der auch Hühner züchtet und sich mit Holz auskennt.
W. kam zurück mit einem Röntgenbild auf seinem USB-Stick: Kieferstauchbruch.
W. wartet auf einen Termin beim Kieferchirurgen. Wenn er Glück hat, ist es nicht so schlimm. Wenn er Pech hat, muss er operiert werden.
Also ist er bis auf weiteres angewiesen auf einen funktionierenden Stabmixer in unserer Küche.

Dienstag, 2. Juni 2009

Knochenarbeit

Ich denke nach über Timbersport. Über Holzsportwettkämpfe in Luthern. Eigentlich Nutzholzsportwettkämpfe. Oder Bauholzwettkämpfe. Timber ist englisch und heißt Holz, Nutzholz, Bauholz. Also Holz, mit dem man eigentlich nicht spielt. So wie man beispielsweise auch mit Brot nicht spielt. Die Wettkämpfe sind vorüber und ich gucke mir Fotos auf der Website an. Weit ab vom Wettkampfplatz in Schwarzenbach.
Ich verstehe nicht, warum Förster und Holzfäller in ihrer Freizeit auch noch Baumstämme zersägen und dies dann unter Zeitdruck und dem Gejohle der Zuschauer tun. Es soll auch Dachdeckerweltmeisterschaften geben. Vielleicht gibt es auch Schweizer-, Europa- und Weltmeisterschaften im Zwicken und Doppeln. Und ich weiß nur nichts davon. Aber eines ist sicher: die Weltmeisterin im Durchnähnähten herstellen kenne ich. Ganz egal, ob die Weltmeisterschaften dazu durchgeführt werden oder nicht.

Montag, 1. Juni 2009

Gartenarbeit

In der wärmsten und windgeschütztesten Ecke des Garten schichteten die Vorbesitzer der einen Haushälfte ihren Kompost auf.

Wir haben den Kompost umgeschichtet, kaum war ich wieder zu Hause. Wir haben die Erde mitsamt der Würmer verteilt, die Gitter unter die Blautannen hinter dem Apfelbaum gestellt und den Thermokomposter vor das Küchenfenster getragen. Zweckmäßig. Im Schatten. Auf der Nordseite des Hauses.

Heute bekam ich von meinem kranken Mann die Erlaubnis, zwei Stunden im Garten zu arbeiten. Mein Hirn brauchte frische Luft und meine rechte Hand etwas Handfestes zur Reaktivierung der Sinnesorgane (= Schmerz wg Rhizarthrose). Ich setzte die gekauften Tomatenpflanzen, schlug Kletterstangen in den Boden, säte Jalapenossamen aus (viel zu spät - aber ein Versuch ist's allemal wert) und Chilischoten (dito) sowie grüne Hokkaidokürbisse (mal seh'n). Rettete eine dürre Rosmarinstaude aus dem Dickicht sowie das Currykraut.