Donnerstag, 11. Juni 2009
Gelbe Suppe
Gelbe Schälerbsen, den halben Vormittag gekocht und Zwiebeln, Lauch, Karotten, Sellerie, ein Mairübchen (heißt in Berlin Teltowerrübchen) und eine Kohlrabiknolle, Knoblauch, Ingwer, was eben so da ist. Petersilienkraut. Zitronenpfeffer. Kreuzkümmel. Kurkuma zur Intensivierung der Farbe und mit der Hoffnung auf ein bisschen Sonne. Rezept à la maison. Oder à la raison. Mit Wassersuppen kommt mein Patient bei dem Wetter nicht mehr über die Runden. Es regnet den ganzen Tag, es schüttet gnadenlos vom Himmel, der halbe Garten, die ganze Terrasse steht unter Wasser. Die Regenrinne ist verstopft, die Regentonne längst übervoll, alle Gießkannen laufen über, das Wasser vom Dach breitet sich sintflutartig auch noch zu unseren Füßen aus. Ich bin in Panik, einmal mehr, dass unser Wohnzimmer überflutet wird. Er ist in Panik, einmal mehr, dass ihm der Chirurg das Gesicht aufschneidet oder den Kiefer zubindet. Weder das eine noch das andere passiert. Er kommt bis auf die Haut nass nach Hause, mit einem Geschenk für mich, so ist er eben, blass, heißhungrig, schlürft fünf Teller gelbe Suppe und einen halben Liter mit Joghurt, Milch und einem Löffel Agavendicksaft vermixte Erdbeeren. Ich mache mir Pizza. Ich brauche etwas zu beißen zwischen die Zähne. Ich beziehe unser Bett neu. Mit Winterbiberbettwäsche. Noch nie habe ich so gefroren wie die letzten Tage. Und gehe schlafen.
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