Ich habe einen Frosch im Hals, seit ich denken - oder reden kann. Immer bin ich morgens heiser, muss mich ständig räuspern. Der grüne Lurch, Herr Frosch ist mein treuester Lebenspartner! Daran hat sich auch nichts verändert, seit ich an der Nordsee lebe, auch nicht im Sommer, wenn ich täglich - jetzt gleich wieder! - mit dem Fahrrad die zwölfeinhalb Kilometer gegen steifen Wind an den Deich fahre, mindestens eine Viertelstunde im Meer schwimme und mich danach glücklich vom Rückenwind wieder nach Hause jagen lasse. Im Gegenteil! Auch auf der Hallig, wo ich sozusagen mitten in der Brandungszone lebte und ständig das "maritime Aerosol" um die Nase hatte, das so gesund und schleimlösend sein soll für die Atemwege und alle Haupt- und Nebenhöhlen, blieb die Amphibie fröhlich in meinem Hals hocken.
Dieser Frosch kommt aus dem medizinischen Fachwörterbuch und liebt mich vielleicht deshalb so heiß: "ranula" ist eine Geschwulst im Bereich von Hals oder Zunge und leitet sich ab von lat. "rana" = Frosch. Die harmlose und keine Schmerzen bereitende Geschwulst ist also ein Fröschlein, gefüllt mit Speichel, Bohnen- oder Walnussgroß. Die "ranula" in der Diagnose des HNO-Arztes, die Froschgeschwulst, verursacht Beschwerden beim Schlucken und Sprechen und wird deshalb meist operativ entfernt. Ich behalte meinen Frosch. Denn der erinnert mich an meine helvetische Studienzeit, als ich ein Dachzimmer an der Sommergasse bei Frau Fröscher bewohnte.
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