Gestern Nachmittag traf eine mail von "guestbooking" der DW, englischer Dienst mit dem Betreff "Television Interview Request August 28th, 2107" ein. Zukunftsvision? Nein. Jahreszahlendreher. Corey schreibt: "I am looking for the daughter in law of one or the murdered patients of Niels H."
Als erstes googelte ich Niels H., den ich leider kenne, mit dem ich aber nichts zu tun habe. Tatsächlich gab es am Vormittag eine Pressekonferenz, auf der "die Spitze des Eisberges" - 84 bis 90, je nach Quelle, von Niels H. getötete Patienten - präsentiert wurde. So etwas re-aktiviert, re-elektrisiert die gefräßige Presse immer sofort (siehe zB hier: http://www.tagesspiegel.de/politik/niels-h-soll-90-patienten-getoetet-haben-der-totmacher/20250326.html).
Als zweites antwortete ich Corey: "My father-in-law has been murdered by Irene B.", und verwies auf mein Buch.
Machen Sprache, Geschlecht, Buchstaben und Initialen irgendeinen Unterschied? Nein. Eisbergspitzen gibt es überall. Man muss sie nur erkennen wollen. Genauso wie das enthemmte Töten in Kliniken an sich. Das Krankenhaus ist der perfekte Tatort der neuesten Neuzeit.
Corey ließ nicht locker. Er oder sie (als drittes googelte ich ein zweites Mal: ich wollte wissen, ob Corey ein Frauen- oder Männervorname ist - ich traue aber getreu meinem angeborenen und dankt "dieser Sache" übersteigerten Misstrauen dem Ergebnis nicht) wollte mich tatsächlich am Abend im Berliner Studio der DW an der Voltastraße haben.
Als viertes antwortete ich Corey ein zweites (und letztes, wie ich mir fest vornahm) Mal: "I'm living by the Wadden Sea, about 400 km from Berlin and this evening, during your English shows, I must swim at high tide".
Da wir hier nicht immer Wasser im Meer haben, richtet sich mein Leben seit zehn Jahren nach der Tide. Das ist meine einzige kleine Freiheit, die ich aus "dieser Sache" (wie der Vorsitzende Richter im Honeckersaal des Berliner Amtsgerichts während des Prozesses gegen Irene B. zu sagen pflegte) gewonnen habe.
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