Dienstag, 4. Oktober 2016

Der springende Punkt

Der springende Punkt ist kein Wettläufer, sondern der entscheidende Faktor. Zum Beispiel die Freude beim Wiederfinden von gewissen Gegenständen. Erst vor kurzem eingepackt, wecken sie doch Begeisterungsstürme in der von Husten geplagten Brust: Oh, meine japanische Porzellaningwerreibe!
Der springende Punkt wurde angeblich von Aristoteles entdeckt und zwar als biologisches Phänomen. Als erstes "auffälliges Zeichen des Lebens" - nämlich der rote Fleck, der am dritten Tag nach der Befruchtung im Hühnerei sichtbar wird. Soviel als Nachtrag zum gestrigen polnischen schwarzen Montag.
Und heute frage ich mich, warum ich des Morphinisten Glausers Briefe auf der Hallig nicht gelesen habe, wenn ich sie schon dabei hatte? Zwei dicke Bände. 1926 schreibt er aus Liestal - ich habe nun am Nachmittag in meinem sonnigen Meldorfer Garten darin gelesen - wo er nach einem Jahr Knast in Witzwil in die Freiheit entlassen in der Gärtnerei Heinis, einer "Baum- und Rosenschule" als Hilfsgärtner angestellt war. Er musste um alles bei seinem Vormund betteln, da er pro Stunde 70 Rappen verdiente und, um nur ein Beispiel oder zwei zu nennen, damals eine Unterhose 4,50 frs kostete, eine Arbeitshose "in Manchestertuch" 19 frs! Das ist doch der springende Punkt!

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