Donnerstag, 6. Oktober 2016

Ausbüxen

Gestern abend, wie bereits angekündigt, lief im Verzehrkino Meldorf der plattdeutsche Dokumentarfilm "Utbüxen kann keeneen". Der Titel wird offiziell übersetzt mit "Weglaufen kann keiner". Ich habe meine eigenen verbalen Vorstellungen von der Welt und bevorzuge das Wort "ausbüxen". Ausbüxen kann jeder, sogar ein Kind. Wo ein Wille, da ein Weg. Schon die Soldaten machten sich "vom Acker", wenn sie keine Lust auf Übungen hatten. In der Soldatensprache wurde das Übungsgelände Acker genannt. Daher kommt die deutsche Redewendung und von nix anderem.
Utbüxen kann keenen - hier werden die Halligen Langeneß und Hooge für einmal im schönsten Dokumentarverbund von Ostfriesland, Dithmarschen und Mecklenburg gezeigt. Unter dem handwerklichen Gesichtspunkt des Bestattungswesens. Der regulierten Abläufe zwischen Tod und Grab. Erzählt von Menschen, die nur in dieser Situation und Zeit in Funktion treten. Nicht von Hinterbliebenen, nicht von Trauernden, nicht von den Toten selbst. Keine Geschichten, nur Taten.
Nüchtern und sachlich betrachtet, erschien mir gestern abend auf dem Heimweg durch die ausgestorbene Stadt das Halligleben plötzlich in einem neuen, düsteren Licht. Unschöne Assoziationen wie "Abstellgleis" stellten sich ein, "auf verlorenem Posten" stehen oder sein. Und, erneut, immer wieder, "Auslauf". Jeder Hund braucht (und bekommt normalerweise) Auslauf. Ich habe viele Hunde auf Hooge kennen gelernt, denen nur die Tür geöffnet wird. Wie der Herr, so's G'scherr. Gilt auch für das weibliche Geschlecht. Ausbüxen kann jede.

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