Sonntag, 24. Juli 2016

Entenmuschel

Entenmuscheln haben kein Herz und lieben doch. Sie sind Zwitter und pflanzen sich trotzdem fort. Sie ernähren sich von Plankton und trübten lange Zeit den menschlichen Verstand. Nährten Irrtum und Irrsinn. Ein walisischer Bischof will im finsteren 12. Jahrhundert gesehen haben, dass Nonnengänse aus eben diesen Muscheln "schlüpften". Er wusste nichts von Zugvögeln oder vom Vogelzug, hatte keine Ahnung, dass die Gänse bis zu 4000 Kilometer zurücklegen, um die Brutgebiete auf Svalbard zu erreichen. Er dachte, sie wüchsen auf Bäumen. Und er wusste nicht, dass die Nonnengänse im Gegensatz zu den Ringelgänsen nur salzarme Nahrung mögen und deshalb im Herbst auf den Salzwiesen der Halligen nur anzutreffen sind, wenn es gnadenlos vom Himmel schüttet und der Regen die Wiesen aussüßt. Im Mittelalter diente die Erkenntnis von Bischof Giraldus dazu, dass die Nonnengänse auch während der Fastenzeit verzehrt werden durften. Sie galten als "meeresgeborene Fastenspeise". Und die Entenmuschel - ein Krebs aus der Gattung der Rankenfüßer, percebes in Spanien und Portugal, gilt als mediterrane Delikatesse, die nur unter Lebensgefahr von steilen Felsen in der Brandung an der galizischen Atlantikküste geerntet werden kann.

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