Montag, 28. Februar 2011
Die stiefellosen Fußsoldaten
Zum Monatsende noch einmal zurück zu den wichtigen Dingen: zur Dithmarscher Heimatgeschichte, dem Mythos um die Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500. Historiker belegen, dass auf der Dithmarscher Seite etwa 6000 bis 7000 Fußsoldaten kämpften, die "aller Wahrscheinlichkeit nach militärisch geübt, aber nicht für den Kampf in größeren Verbänden ausgebildet" waren. Ihnen gegenüber stand das Heer des dänischen Königs Johann I. mit etwa doppelt so vielen Kämpfern, nämlich: 4000 Männer der auf rücksichtslose und brutale Kämpfe gegen Bauerntruppen spezialisierten "Schwarzen Garde", 2000 schleswig-holsteinisch-dänische Ritter, 5000 Bauern, 1000 Artilleristen und 1000 Trossknechte. Die fürstlichen Truppen überschritten die Grenze zu Dithmarschen am 11. Februar auf dem alten Ochsenweg durch das Giselau-Tal in Albersdorf, am 13. Februar eroberten und brandschatzten sie Meldorf und warteten dort zwei Tage vergeblich auf ein Übergabeangebot der Dithmarscher. Um die Dithmarscher "zum Kampf zu zwingen" zogen die königlichen Truppen am 17. Februar schließlich Richtung Heide. Tauwetter hatte eingesetzt, die listigen Dithmarscher öffneten die Siele der Deiche und überfluteten die Marsch. Südlich von Hemmingstedt hatten sie quer zur Landstraße eine Schanze aufgeschüttet und stoppten damit die Schwarze Garde, die an der Spitze des Zuges marschierte. Vertraut mit dem überfluteten Gelände, zogen die Dithmarscher Harnische und Stiefel aus und waren so viel beweglicher als ihre Gegner. Als die Schwarze Garde geschlagen war, richteten die barfüßigen Kämpfer ein Blutbad unter den nachfolgenden holsteinischen Bauern und der berittenen Einheit an. Sie brachten Pferde zu Fall, die in ihren Rüstungen bewegungsunfähigen Ritter erstickten im Schlamm oder wurden zu Tode getrampelt. Der König und die Herzöge flohen. 4000 tote Angreifer blieben zurück. Geschütze, Waffen, Geld, Pferde, Fahnen, darunter auch das königliche Hauptbanner fielen in die Hand der Dithmarscher. Wie viele von ihnen umkamen, ist nicht bekannt.
Sonntag, 27. Februar 2011
Unsere Sonntagsschuhsohlen
Samstag, 26. Februar 2011
"Wir zeigen dem Lügenbaron den Schuh!"
Treffpunkt: 12:30 Uhr
Potsdamer Platz, Berlin, an der historischen Ampel
Ende: Bundesverteidigungsministerium, Stauffenbergstraße
Lauft bitte alle hin und nehmt möglichst viele Schuhe mit!
Potsdamer Platz, Berlin, an der historischen Ampel
Ende: Bundesverteidigungsministe
Lauft bitte alle hin und nehmt möglichst viele Schuhe mit!
Freitag, 25. Februar 2011
"Wir zeigen dem Freiherrn den Schuh!"
Zeigt euren Missmut und eure Schuhsohle!
Dieser Event findet zeitlich unbegrenzt und parallel zu allen Demos in Berlin statt.
Hier kann jeder und jede dem Freiherrn seinen oder ihren Schuh zeigen. Wichtig ist, dass der Freiherr die Sohle zu sehen bekommt - die Schuhsohle ist der dreckigste Teil unserer Bekleidung, wem wir sie zeigen erweisen wir die größmögliche Geringschätzung und Verachtung.
Stellt also ein Bild ein, das euch mit einem hochgehobenen Schuh, die Sohle in die Kamera gerichtet, zeigt:
http://www.facebook.com/event.php?eid=205955862751167
Dieser Event findet zeitlich unbegrenzt und parallel zu allen Demos in Berlin statt.
Hier kann jeder und jede dem Freiherrn seinen oder ihren Schuh zeigen. Wichtig ist, dass der Freiherr die Sohle zu sehen bekommt - die Schuhsohle ist der dreckigste Teil unserer Bekleidung, wem wir sie zeigen erweisen wir die größmögliche Geringschätzung und Verachtung.
Stellt also ein Bild ein, das euch mit einem hochgehobenen Schuh, die Sohle in die Kamera gerichtet, zeigt:
http://www.facebook.com/event.php?eid=205955862751167
Donnerstag, 24. Februar 2011
offener Brief
Doktorandinnen und Doktoranden haben einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel zur Causa Guttenberg geschrieben. Wer am promovieren ist oder bereits promoviert hat, kann hier unterzeichnen - aber auch alle anderen, welche das Anliegen der Unterzeichner unterstützen wollen:
http://offenerbrief.posterous.com/
http://offenerbrief.posterous.com/
Mittwoch, 23. Februar 2011
Buerreeken
Dithmarscher Heimatkunde, Teil 3: In Ostrohe findet einmal jährlich das Buerreeken (Hochdeutsch schön bürokratisch: das Bauernschaftsabrechnen) traditionsgemäß nur unter Männern statt. Das Mittelalterliche Recht (erstmals in Urkunden erwähnt 1558) regelt die Pacht und das Bewirtschaften von Wegen, Plätzen und Viehweiden. Um jedem die gleiche Chande zu geben, wurden die Rechte unter den Bauern der Feldgemeinschaften jeweils für ein Jahr versteigert. Übrig geblieben ist bis heute in wenigen Gemeinden Dithmarschens (Hemmingstedt, Lieth und Ostrohe) die Wegeversteigerung in "geselliger Form", wie es heißt. Wer den Zuschlag erhält, darf seinen Weg dann ein Jahr lang "symbolisch" mähen und sauberhalten. Nur in Ostrohe aber sind zu der traditionellen Belustigung nur die männlichen Dorfbewohner zugelassen. Wieder wurden also sämtliche Ostroher Straßen und Wege an die Ostroher Männer versteigert, nicht nur die sogenannten "Sahnestücke" An den Kreistannen, Norderwischweg, Karpfenteich, Ringreiterplatz oder der Spanngrund (die längste Dorfstraße) und der Liebesweg.
Dienstag, 22. Februar 2011
Schlittenrennen
Während an der Küste der Winter brennt, veranstaltet Wacken sein Schlittenrennen. Wacken hat ein Sommmerevent: das Heavy-Metal-Festival. Und ein Winterevent: das Rennspektakel Viertelmeile von Wacken.
Jedes Teilnehmerteam besteht entweder aus einer Frau als Schlittenführerin und vier vor, hinter, um das Gefährt gespannten Männern als Schlittenzieher und Schlittenschieber. Oder umgekehrt. Teilnehmen darf jeder Schlitten mit einem Startgewicht (inkl. Schlittenführer oder Schlittenführerin) von nicht mehr als 80 Kilogramm. Und dann geht es auf der Viertelmeile (ca 70 Meter) nur noch um Tempo, Geschicklichkeit und Höllenspaß. Alle bekommen einen Pokal: die schnellsten, die langsamsten, die erotischsten, die fantasievollsten, die langweiligsten ... Nur eines fehlt: ausreichend Schnee im Steinburger Land!
Zur kurzen Fotostrecke geht es hier: http://www.dnews.de/nachrichten/verrucktes/440553/verrucktes-schlittenrennen-kult-dorf.html#slideshow-/slideshow/2500/popup.html
Jedes Teilnehmerteam besteht entweder aus einer Frau als Schlittenführerin und vier vor, hinter, um das Gefährt gespannten Männern als Schlittenzieher und Schlittenschieber. Oder umgekehrt. Teilnehmen darf jeder Schlitten mit einem Startgewicht (inkl. Schlittenführer oder Schlittenführerin) von nicht mehr als 80 Kilogramm. Und dann geht es auf der Viertelmeile (ca 70 Meter) nur noch um Tempo, Geschicklichkeit und Höllenspaß. Alle bekommen einen Pokal: die schnellsten, die langsamsten, die erotischsten, die fantasievollsten, die langweiligsten ... Nur eines fehlt: ausreichend Schnee im Steinburger Land!
Zur kurzen Fotostrecke geht es hier: http://www.dnews.de/nachrichten/verrucktes/440553/verrucktes-schlittenrennen-kult-dorf.html#slideshow-/slideshow/2500/popup.html
Montag, 21. Februar 2011
Biikefeuer
Der Winter ist noch da. Dauerfrost. Dennoch: heute Nacht, einen Monat vor Frühlingsbeginn brennt an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste, in Nordfriesland, auf den Inseln und Halligen bereits der Winter. In diesen Minuten, das Thermometer zeigt -6°, wird es dunkel. Zahllose Holzstöße werden angezündet und Feuerreden gehalten. Die Kleinen bauen Qualmpötte und die Großen verschlingen Grünkohl, Schweinebacke, Kasseler, Kochwürste oder gebratene Würste und Stockbrot, spülen mit Köm.
Zum ersten Mal dokumentieren die Chroniken ein Biikebrennen im Jahr 1572 auf der Halbinsel Eiderstedt. Schon in vorchristlicher Zeit huldigten die Küstenbewohner wahrscheinlich mit Feuer und den damit verbundenen Ritualen dem Gott Wotan. Und hofften gleichzeitig, die Wintergeister vertreiben und dem Frühling den Weg bereiten zu können. Die nordfriesischen Dorfgemeinschaften verabschiedeten ab dem 17. Jahrhundert ihre nach dem langen Winter wieder zum Walfang aufbrechenden Männern mit großen Feuern. Die brennenden Baken (= Biiken) dienten den Seefahrern als Navigationshilfen. Im Sylter-Friesischen bedeutet Biike Feuerzeichen
Zum ersten Mal dokumentieren die Chroniken ein Biikebrennen im Jahr 1572 auf der Halbinsel Eiderstedt. Schon in vorchristlicher Zeit huldigten die Küstenbewohner wahrscheinlich mit Feuer und den damit verbundenen Ritualen dem Gott Wotan. Und hofften gleichzeitig, die Wintergeister vertreiben und dem Frühling den Weg bereiten zu können. Die nordfriesischen Dorfgemeinschaften verabschiedeten ab dem 17. Jahrhundert ihre nach dem langen Winter wieder zum Walfang aufbrechenden Männern mit großen Feuern. Die brennenden Baken (= Biiken) dienten den Seefahrern als Navigationshilfen. Im Sylter-Friesischen bedeutet Biike Feuerzeichen
Sonntag, 20. Februar 2011
Sonntag längsgestreift
Sonntag längsgestreift |
Sonntag
Samstag, 19. Februar 2011
Ostwind
Der Wind kommt scharf aus Osten. In der Halongbucht (Vietnam) ist ein Touristenboot verunglückt. Mehrere Tote. Darunter mehrere Ausländer, auch ein Schweizer. Peter ist zum Glück längst in Chan angekommen und auf dem Weg nach Kambodscha.
Freitag, 18. Februar 2011
Inspektion
Ich wage einen ersten Spaziergang. Hole W's Fahrrad bei Szelinski ab und gebe meines zur Inspektion ab. Kaufe auf dem Rückweg Taschentücher und Umckaloabo - die besten Hustentropfen mit dem unaussprechlichsten Namen.
Donnerstag, 17. Februar 2011
Dusenddüwelswarf
Vor 511 Jahren fand die Schlacht beim Hemmingstedt statt. Das wichtigste Ereignis in der Geschichte Dithmarschens (hier kann alles nachgelesen werden: http://www.roland-harder.de/hemmingstedt/dusendduewelswarf.htm). Danach war Dithmarschen 59 (!) Jahre lang eine freie Bauernrepublik. Heute wird wieder, wie alle Jahre, in Epenwöhrden, am Fuße des Denkmals Dusendüwelswarf (=TausendTeufelsWarft) das Heimatfest gefeiert. Laut Programm hält Jochen Berking in der Linde einen geschichtlichen Rückblick, ab 20 Uhr legt DJ Berti Bolzen flotte Tanzmusik auf. Ich bleibe still zu Hause, im Bett, unter drei Decken mit zwei Wärmflaschen.
Mittwoch, 16. Februar 2011
Sonne
Heute kann ich nicht einmal aufstehen. Die Sonne vertreibt den Schnee vom Bürgersteig dort, wo ich gestern vorsorglich salzloses Streugut gestreut habe. Tolle Sache. So ein Winter vom Bett aus.
Dienstag, 15. Februar 2011
Bett
Der Winter weckt mich. Ich stehe auf, fege Schnee. Schwindel, Schweißausbrüche, tränende Augen. Ich gehe wieder ins Bett.
Montag, 14. Februar 2011
Halsweh
Der Winter ist da. Der Professor bleibt zu Hause. Seit er kürzlich in dunkler Nacht nach Hause kam, marudert er herum. Nun hat er mich angesteckt.
Sonntag, 13. Februar 2011
Schnee
Herr Winter, unser Gärtner, ist gestern nach getaner Arbeit nach Hause gegangen. Über Nacht kam der echte Winter, als ob er sich am falschen Winter rächen wollte. Mit kräftigem Niederschlag. Und bösem Wind. Der trieb den Schnee vor sich her, um alle Hausecken. Ich schaufle ihn jetzt weg, wo ich kann. Die Haustüren sind bis auf Brusthöhe verweht, das blaue Gartentor lässt sich nicht mehr öffnen.
Samstag, 12. Februar 2011
Winter
Der Gärtner ist mit der Säge in den Bäumen zu Gange. Er heißt Winter. Die Sonne scheint. Der Wind ist kalt. Der Apfelbaum wird beschnitten, die Edelkastanie wird beschnitten, die Felsenbirne wird beschnitten, der Vogelbeerbaum wird beschnitten. Das Dach des Hauses muss zu beiden Seiten geschützt werden. Auf der Südseite der Sonne wegen, deren Energie wir auf den Ziegeln einfangen. Auf der Nordseite des Schattens wegen, den wir von den Ziegeln fernhalten.
Freitag, 11. Februar 2011
Silbergelatine
Gilbert Garcin (*1929) Autodidakt, künstlerisch aktiv seit dem - wie es heißt - Ruhestand, arbeitet von Hand, mit Fotoapparat und Schneidemesser, in schwarz-weiß, mit Silbergelatine-Abzug.
Auf die Frage, was das ist, antworten Profis "das, was wir regelmäßig in unserer Dunkelkammer machen". Soll im Gegensatz zum modernen Druck eine "echte Ausbelichtung" ermöglichen und einmalige Ergebnisse liefern. Also nicht ins Endlose eins zu eins reproduzierbar sein.
Zum Beispiel "La persévérance" (2005), siehe hier http://www.eyeweekly.com/arts/galleries/article/100653
Auf die Frage, was das ist, antworten Profis "das, was wir regelmäßig in unserer Dunkelkammer machen". Soll im Gegensatz zum modernen Druck eine "echte Ausbelichtung" ermöglichen und einmalige Ergebnisse liefern. Also nicht ins Endlose eins zu eins reproduzierbar sein.
Zum Beispiel "La persévérance" (2005), siehe hier http://www.eyeweekly.com/arts/galleries/article/100653
Donnerstag, 10. Februar 2011
Neuzeit
Wir sind 206 Monate verheiratet und lassen uns in Hamburg die Haare schneiden, während in Menznau die Moderne Einzug hält. Meine Schuhmacherin näht zum ersten Mal mit Motor! Gleichmäßiger, ein bisschen schneller und mit beiden Händen am Nähgut. Bisher war die linke immer am Schwungrad. Aus Nostalgiegründen, sagt sie, wurde das große Fußpedal belassen, auch der Antrieb-Riemen. Sie kann jederzeit wieder auf Fußbetrieb umstellen.
Auf der alten Singer-Tretmaschine nähten im Sankt Crispin drei Generationen. Die Patent-Elastic aber, Erbstück aus einer anderen Schuhmacherwerkstatt, kam nie richtig in Schwung. Anton der Erste, der zeitlebens nichts von diesen Maschinen hielt, blockierte sie seiner Enkelin über den Tod hinaus. Hielt stur seinen Schuh ins Rad. War durch nichts davon abzubringen.
Nun wird sich zeigen, ob die Nähleidenschaft der Großmutter endlich obsiegt. Oder ob der Großvater immer noch seine Hand im Getriebe hat.
Auf der alten Singer-Tretmaschine nähten im Sankt Crispin drei Generationen. Die Patent-Elastic aber, Erbstück aus einer anderen Schuhmacherwerkstatt, kam nie richtig in Schwung. Anton der Erste, der zeitlebens nichts von diesen Maschinen hielt, blockierte sie seiner Enkelin über den Tod hinaus. Hielt stur seinen Schuh ins Rad. War durch nichts davon abzubringen.
Nun wird sich zeigen, ob die Nähleidenschaft der Großmutter endlich obsiegt. Oder ob der Großvater immer noch seine Hand im Getriebe hat.
Mittwoch, 9. Februar 2011
Wöhrdener Loch
Der beste Vogelbeobachtungspunkt im Speicherkoog sei das Wöhrdener Loch, lese ich in der Zeitung. Die Graugänse sind zurück, auch Kiebitze. Der Winter verabschiedet sich offenbar. Die beste Beobachtungszeit ist der Nachmittag, wenn man die Sonne im Rücken hat und Flut ist. Das Wöhrdener Loch befindet sich in der Meldorfer Bucht zwischen der Badestelle Nordermeldorf und Warwerort. Dort steht eine Beobachtungshütte. Bei auflaufendem Wasser kommen die Vögel mit dem Wasser in den Koog zurück. Bei ablaufendem Wasser laufen sie dem Wasser nach, weit hinaus ins Watt.
Im Kronenloch gibt es einen Beobachtungsturm, aber an der Miele ist die Verbuschung stark. Der Sanddorn sei "ihnen durchgegangen" zitiert die Zeitung eine Hobbyornithologin. Niemand habe damit gerechnet, dass der Sanddorn so invasiv sei. Ich frage mich, (mit) wem der Sanddorn durchgegangen sein kann. Er ist doch kein Pferd.
Im Kronenloch gibt es einen Beobachtungsturm, aber an der Miele ist die Verbuschung stark. Der Sanddorn sei "ihnen durchgegangen" zitiert die Zeitung eine Hobbyornithologin. Niemand habe damit gerechnet, dass der Sanddorn so invasiv sei. Ich frage mich, (mit) wem der Sanddorn durchgegangen sein kann. Er ist doch kein Pferd.
Dienstag, 8. Februar 2011
Nacht
Der Westwind hat sich endlich gelegt und W. kann aus dem frühlingshaften Barcelona zurückkommen. Sein Flug ist der letzte, der Hamburg erreicht. Das Taxi bringt ihn nach Hause. Es ist stockfinster, keine einzige Straßenlaterne brennt und alle Nachbarn schlafen.
Montag, 7. Februar 2011
Sturm
Ich verstehe nicht, woher diese unglaubliche Energie kommt. Und warum sie nicht irgendwann verpufft. Gegen Abend nimmt der Sturm an Gewalt zu und die Nacht hat ihm nichts entgegenzusetzen.
Sonntag, 6. Februar 2011
Tauwurm
Pro Natura (Schweiz) kürt den Tauwurm zum Tier des Jahres 2011. Schon Darwin soll von dem "Bodenverbesserer", landläufig als Regenwurm bekannt, begeistert gewesen sein. Auch ich freue mich. Heute ist Dauerregenunwetter angesagt. Bei 7-8° plus wird sich der intelligente, verschleckte, lern- und anpassungsfähige Schwerstarbeiter in unserem Garten wohlfühlen. Darwin hat nachgewiesen, dass Regenwürmer Kirschenblätter den Kohlblättern vorziehen, oder Sellerie den Pastinaken, Meerrettich aber über alles lieben. Tauwürmer haben weder Augen noch Ohren. Lichtsinneszellen am Vorder- und Hinterteil ermöglichen ihnen, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Hören können sie nicht. Dafür sind sie äußerst sensibel auf Vibrationen. Darwin stellte einen Blumentopf mit seinen Probanden aufs Klavier und fing an zu spielen. Die Würmer krochen sofort aus der Erde hervor. Starke Vibrationen scheinen sie zu erschrecken. Meine Drosseln haben das wahrscheinlich schon vor Darwin begriffen. Aber der Tauwurm gehört - im Verhältnis zu seiner Körpergröße - zu den stärksten Tieren der Welt. Er ist ein Muskelprotz, kann bis zu 30 Zentimeter lang werden und stemmt beim Bau seiner Tunnels das 60-fache seines Körpergewichts. Sein Kot enthält organisches und mineralisches Material, damit ist er ein exzellenter Pflanzendünger. Pro Hektar Land produziert er rund 100 Tonnen Kompost pro Jahr.
Es lebe Darwin, der Dauerregen, das Unwetter, der Tauwurm, meine Drosseln und natürlich Pro Natura.
Es lebe Darwin, der Dauerregen, das Unwetter, der Tauwurm, meine Drosseln und natürlich Pro Natura.
Samstag, 5. Februar 2011
Schwarzspecht
Die Ruhe tritt plötzlich ein und ist gespenstisch. Wie weggeblasen, im wahrsten Sinn des Wortes. Vor einer halben Stunde brachte ich kaum die Tür auf. Der halbe Thermokomposter flog durch die Luft. Ich musste ihn einfangen und wieder aufsetzen. Auf die andere Hälfte. Und mit Pflastersteinen beschweren.
Jetzt ist alles vorbei. Der Schwarzspecht, lese ich, ist vom SVS (Schweizer Vogelschutz) zum Vogel des Jahres 2011 ernannt worden. Er gilt als "Zimmermann des Waldes" und nimmt als "Höhlenlieferant" eine "Schlüsselrolle im Ökosystem Wald" ein.
Der NABU kürte ihn schon vor 30 Jahren zum Vogel des Jahres, hier kann man ihn hören: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/1981-derschwarzspecht/).
Und hier kann man ihn hören und sehen: http://www.birdlife.ch/d/projekte_vdj_11.html
Jetzt ist alles vorbei. Der Schwarzspecht, lese ich, ist vom SVS (Schweizer Vogelschutz) zum Vogel des Jahres 2011 ernannt worden. Er gilt als "Zimmermann des Waldes" und nimmt als "Höhlenlieferant" eine "Schlüsselrolle im Ökosystem Wald" ein.
Der NABU kürte ihn schon vor 30 Jahren zum Vogel des Jahres, hier kann man ihn hören: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/1981-derschwarzspecht/).
Und hier kann man ihn hören und sehen: http://www.birdlife.ch/d/projekte_vdj_11.html
Freitag, 4. Februar 2011
Orkanböen
Der Sturm kommt von Südwest und rüttelt trotzdem an meiner Nordwestfensterecke. Meine Ohren lokalisieren das Brausen anders als die Unwetterwarnung im Radio. Und meine Augen erblicken in der zerzausten Weißtanne hinter dem Apfelbaum eine Eule. Der Verstand traut dem Bild nicht. Die Hände greifen nach dem Fernglas. Die Vergrößerung der Welt schafft Klarheit: spitz aufgestellte Ohren einer Waldohreule, die sich tapfer in dem schwankenden Baum festhält und schläft (oder so tut), solange es hell ist. Mit Sonnenuntergang fängt sie an sich zu putzen. Macht sich fein für den Fressflug. Es ist schließlich Freitag. Dann wird es schlagartig so dunkel, dass auch das Fernglas nichts mehr vergößert.
Die Unwetterwarnung tritt wie ein Mantra mehrmals stündlich an meinen Schreibtisch. Das Tosen liegt ununterbrochen in den Ohren. Orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 105 und 115 km/h (Bft 11), Sturmböen und schwere Sturmböen (Bft 9, vereinzelt 10), Mittelwind (6 - 7 Bft), kräftiger Regen, 40-60 Liter pro Quadratmeter in den nächsten 48 Stunden.
Die Unwetterwarnung tritt wie ein Mantra mehrmals stündlich an meinen Schreibtisch. Das Tosen liegt ununterbrochen in den Ohren. Orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 105 und 115 km/h (Bft 11), Sturmböen und schwere Sturmböen (Bft 9, vereinzelt 10), Mittelwind (6 - 7 Bft), kräftiger Regen, 40-60 Liter pro Quadratmeter in den nächsten 48 Stunden.
Donnerstag, 3. Februar 2011
Beinbrech
Der poetischer Name für Beinbrech lautet Moorlilie - und als solche ist sie zur Blume des Jahres 2011 ernannt worden. Im Volksmund heißt sie auch Ährenlilie, obwohl sie nicht zu den Liliengewächsen gehört, sondern zu den Germergewächsen. Sie liebt feuchte, nasse, nährstoffarme, saure, torfige Moorböden, wächst in Hoch- und Heidemooren, in Übergangsmooren und Feuchtheiden mit Glockenheide, gelegentlich auch in Gagel- und Weidengebüschen sowie in Moorgräben.
Woher der unrühmliche Name Beinbrech kommt, ist nicht geklärt. Die Bauern schieben der giftigen Pflanze alles in die Schuhe. Tatsächlich stört der Verzehr der Blätter die Leberfunktion der Schafe. Durch diese Störung gelangen Abbauprodukte des Blattgrüns ins Blut der Tiere und sorgen dort für eine gewisse Lichtempfindlichkeit. Und die führt zu Schwellungen und Wunden auf der Haut. Aber für Knochenbrüche beim Weidenvieh kann die Blume des Jahres nichts. Denn nicht ihre goldgelb lockenden Blütentrauben sind für Knochenerweichungen verantwortlich, sondern der kalkarme Boden, auf dem die Blume des Jahres üppig gedeiht. Auf die Dauer bekommen die Schafe auf diesen Weiden zu wenig Kalzium.
Woher der unrühmliche Name Beinbrech kommt, ist nicht geklärt. Die Bauern schieben der giftigen Pflanze alles in die Schuhe. Tatsächlich stört der Verzehr der Blätter die Leberfunktion der Schafe. Durch diese Störung gelangen Abbauprodukte des Blattgrüns ins Blut der Tiere und sorgen dort für eine gewisse Lichtempfindlichkeit. Und die führt zu Schwellungen und Wunden auf der Haut. Aber für Knochenbrüche beim Weidenvieh kann die Blume des Jahres nichts. Denn nicht ihre goldgelb lockenden Blütentrauben sind für Knochenerweichungen verantwortlich, sondern der kalkarme Boden, auf dem die Blume des Jahres üppig gedeiht. Auf die Dauer bekommen die Schafe auf diesen Weiden zu wenig Kalzium.
Mittwoch, 2. Februar 2011
Rosmarin
Rosmarin ist die Heilpflanze des Jahres 2011. Der Name leitet sich ab von lateinisch ros marinus = Tau des Meeres - oder von griechisch rhops marinos = balsamischer Strauch. Tau des Meeres gefällt mir natürlich besser, obwohl ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, was das sein soll. Seis drum. Die Blätter haben es in sich, nicht der Tau. Frisch geerntet, an den Rändern leicht eingerollt, an der Oberseite glänzend grün, an der Unterseite filzig behaart, enthalten sie bis zu 2,5% ätherisches Öl, hauptsächlich Terpene, Cineol und Kampfer, aber auch 8% Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe und Vitamin C.
Rosmarin soll gut sein gegen Rheuma und Gicht, bei Verdauungs-beschwerden, Durchblutungsstörungen, Kreislaufschwäche. Gegen müde Beine oder müde Köpfe. Ein Destillat aus Rosmarinblüten befreite die ungarische Königin Isabella im 16. Jahrhundert angeblich nicht nur von Gícht und Lähmung, sondern machte sie auch jünger und schöner. Das Inhalieren einiger Tropfen Rosmarinöl kann ein Gefühl geistiger Klarheit auslösen. Schon in der Antike nutzte man das Kraut zu rituellen Zwecken, für reinigende Räucherungen anstelle des teuren Weihrauchs.
Rosmarin soll gut sein gegen Rheuma und Gicht, bei Verdauungs-beschwerden, Durchblutungsstörungen, Kreislaufschwäche. Gegen müde Beine oder müde Köpfe. Ein Destillat aus Rosmarinblüten befreite die ungarische Königin Isabella im 16. Jahrhundert angeblich nicht nur von Gícht und Lähmung, sondern machte sie auch jünger und schöner. Das Inhalieren einiger Tropfen Rosmarinöl kann ein Gefühl geistiger Klarheit auslösen. Schon in der Antike nutzte man das Kraut zu rituellen Zwecken, für reinigende Räucherungen anstelle des teuren Weihrauchs.
Dienstag, 1. Februar 2011
Zurück am Wattenmeer
Am besten geht es mir zu Hause. Hier kann ich arbeiten. Denken, schreiben, den Himmel betrachten. Schweigen. Tagelang, monatelang schweigen. Ich höre den Wind, der sich an den Hausecken reibt. Wenn er nachlässt, kann ich ans Meer fahren. Und die Welt ist in Ordnung.
Die Berliner raufen sich die Haare, wenn ich sage, nein, mir fehlt Berlin nicht.
Die Schweizer fühlen sich persönlich beleidigt, wenn ich sage, nein, in der Schweiz kann ich nicht mehr leben.
Die Polen verstehen nicht, dass ich sage, die Schweiz sei nur zum Angucken schön. Wie eine Ansichtskarte. Und Polen sei zum Leben gut. Wie eine Aufladestation. Wenn es mir schlecht geht, fahre ich nach Warschau. Das war immer schon so, ist aber mittlerweile seltener der Fall.
Unsere neuen Nachbarn wundern sich, dass ich hier nicht mehr weg will.
Die Berliner raufen sich die Haare, wenn ich sage, nein, mir fehlt Berlin nicht.
Die Schweizer fühlen sich persönlich beleidigt, wenn ich sage, nein, in der Schweiz kann ich nicht mehr leben.
Die Polen verstehen nicht, dass ich sage, die Schweiz sei nur zum Angucken schön. Wie eine Ansichtskarte. Und Polen sei zum Leben gut. Wie eine Aufladestation. Wenn es mir schlecht geht, fahre ich nach Warschau. Das war immer schon so, ist aber mittlerweile seltener der Fall.
Unsere neuen Nachbarn wundern sich, dass ich hier nicht mehr weg will.
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