Immer, wenn ich mit dem Messer oder mit dem Löffel eine Quarkpackung ausschabe, kommt die Erinnerung an Herrn Caruso hoch. Er liebte es über alles, solche Verpackungen leerzuputzen. Und er hörte am schabenden Geräusch meines Essbestecks, wann die Zeit für seine Raspelzunge gekommen war. Ein sensibler, intelligenter Kater! Er verbrachte viel Zeit mit den Quarkresten, zuerst in der Quarkpackung und dann rund um sein Näschen herum. Er putzte zuerst das Plastik restlos aus, dann sein Fell. Und war lange glücklich beschäftigt! Alle Katzenfutterhersteller warnen natürlich vor solch menschlichen "Leckerlis", die Tierärztin hatte mir Quark aber schon für den nierenkranken Vorgänger empfohlen. Herr Caruso bekam zudem nur vollfetten Quark, weil seine Herrin anderen verachtet, aber in unregelmäßigen Abständen, was die Freude auf beiden Seiten erhöhte. Es war das letzte, was er noch zu sich nahm, etwa einen halben Teelöffel pro Tag, von mir auf Knien gereicht wie in einem japanischen Edelrestaurant. Bevor er, wenige Stunden vor seinem letzten Atemzug, nur noch Regenwasser trinken wollte. Was er nie zuvor tat. Er trank nie. Oder fast nie. Ich reicherte sein Nassfutter deshalb immer mit einem Schluck Wasser an, besorgt um seinen Flüssigkeitshaushalt. Aber der war bis zum Schluss in Ordnung.
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