Dienstag, 21. Mai 2024

gokuraku

Um meine verwirrten Sinne zu beruhigen las ich vor dem Einschlafen unter der Nachttischlampe das Manesse Indigo-Bändchen "In einem japanischen Garten" von Lafcadio Hearn alias Koizumi Yakumo. Ein wunderbarer Text - ausgehend von der buddhistischen Unterscheidung aller Dinge in "hijō" (= Dinge ohne Wunsch, Steine oder Bäume) und "ujō" (= Dinge mit Wunsch, Menschen und Tiere, auch Insekten!) - mit vielen liebevollen Schilderungen von Steinen und deren Anordnungen, Größen und Formen, von Blumenleeren Beeten, von Grenzen und Zäunen, vom Sinn des Unsichtbaren und Sichtbaren, vom Sinn des Sinnentleerten (nicht Sinnlosen!) und Sinnvollen. Sowie natürlich von Tieren, von Garten- und Haustieren, Grillen, Fröschen, Vögeln, Zikaden und nachtaktiven Insekten. Die Katzen kommen zwiespältig und eher schlecht weg, behauptet der griechisch-irische Japaner doch einerseits: "Katzen sind Magier und haben die Kraft, Leichen tanzen zu machen.", andererseits: "Katzen sind fluchbeladen: einzig die Katze und die giftige Schlange weinten nicht beim Tode Buddhas; und sie werden nie in die Seeligkeit des gokuraku eingehen."

Ich aber bin eingegangen in die Seligkeit. Das Indigoblau bescherte unaufgeregte Träume. Und wieder hinausgekommen.

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